Graphen nimmt Hürde auf dem Weg zum Computerchip
Graphen leitet Elektrizität so gut, dass es für manche Anwendungen in seiner normalen Form nicht geeignet ist. Dem Material fehlt eine Bandlücke, wie sie Halbleiter wie Silizium besitzen. Ohne diese können zum Beispiel keine Schaltungen durch Stromkreise realisiert werden, da der Stromfluss nicht abgestellt werden kann. Bei Halbleitern fließt unterhalb eines bestimmten Schwellenwerts kein Strom, die Leitfähigkeit von Graphen hingegen lässt sich im normalen Zustand nicht durch die Spannung modulieren. Forscher des “Science and Technology Facilities Council” in Großbritannien haben jetzt aber herausgefunden, dass zwei übereinandergelegte Schichten Graphen eine Bandlücke aufweisen können und das Material so im Prinzip zum Halbleiter werden kann.
Materialfehler
Bei dieser Art der Produktion treten allerdings winzige Unregelmäßigkeiten im Material auf, die dazu führen können, dass es zu Kurzschlüssen kommt. Dann verhält sich das Material wie ein Metall statt wie ein Halbleiter. Solche Unregelmäßigkeiten in der Ausrichtung der Schichten zueinander und Fehler im Material machen eine Verwendung als Ersatz für Silizium in Mikrochips derzeit unmöglich. Allerdings haben die Forschungsarbeiten gezeigt, dass winzige Fehler nicht verhindern, dass Ladungen über eine gewisse Zeit im Material gespeichert werden können. “Die Herstellung hocheffizienter photoelektrischer Geräte, wie Solarzellen, Photosensoren oder Dioden, sollte möglich sein, da Ladungen durch Licht angeregt werden und für eine ausreichend lange Zeit gespeichert werden können”, so Ulstrup.
Vorerst keine Prozessoren
Um einen Computerchip aus Graphen herzustellen, müsste das Herstellungsverfahren deutlich verbessert werden. “Wir bräuchten eine Probe mit Bandlücke, die nicht durch strukturelle Unregelmäßigkeiten kompromittiert ist. Das bedarf der Massenproduktion von Graphen im Wafer-Maßstab. Der Prozess müsste zudem preislich mit SiIizium mithalten können. Dazu müssen noch viele Hindernisse überwunden und viel Forschung betrieben werden”, so Ulstrup. Dieser Aufwand könnte sich aber durchaus auszahlen. Mit Graphen ließen sich Mikrochips mit viel höheren Taktfrequenzen herstellen, als mit Silizium. “IBM hat vor vier Jahren 100 in einschichtigem Graphen Frequenzen von 100 Gigahertz erreicht, aber eben ohne Bandlücke, die ein Abschalten des Stromflusses erlaubt”, so Ulstrup.