Klonen von Mammuts: “Wir können. Frage ist, ob wir sollen”
Das Zurückbringen ausgestorbener Arten durch Gentechnik ist spätestens seit Jurassic Park ein populäres Thema. Dinosaurier werden wir aber wohl niemals zurückbringen können. Bei Mammuts gibt es eher Anlass zu Optimismus. Vor kurzem hat ein internationales Forscherteam das Genom zweier Wollhaarmammuts sequenziert. Hendrik Poinar, einer der beteiligten Wissenschaftler, sagt im futurezone-Interview, dass es keine unüberwindbaren Hürden mehr auf dem Weg zu einem lebenden Mammut gibt: “Wir können das. Aber die Frage ist nicht, ob wir können, sondern ob wir sollen.”
Andere Forscher, etwa in Südkorea, haben da weniger Skrupel und arbeiten eigenen Angaben zufolge tatsächlich an der Wiedergeburt der Mammuts. Viele der Forscher, die das Mammut-Genom sequenziert haben, wollen hingegen nicht, dass ihre Arbeit für das Klonen eines Mammuts verwendet wird, vor allem wegen ethischer Bedenken. Ihre Arbeit stellt trotzdem einen Meilenstein bei der Erforschung von Mammuts dar, vor allem weil es sehr schwierig ist, brauchbare DNA aus den verfügbaren Mammut-Überresten zu extrahieren. “Wir haben Knochen und Zähne als Quelle verwendet. Neue Sequenzierungs-Maschinen können mit sehr kurzen DNA-Abschnitten arbeiten und das sehr kostengünstig. Auch wenn die DNA beschädigt ist, können wir mit aus einer großen Zahl von Bruchstücken den Großteil der Moleküle auslesen”, sagt Poinar.
DNA erzählt Geschichten
Die Forscher haben zwei Mammut-Genome erstellt, eines basiert auf einem Tier, das vor 45.000 Jahren gelebt hat und eines auf einem nur 4.000 Jahre alten Kadaver von der russischen Wrangelinsel, wo eine isolierte Mammut-Population sich länger halten konnte als andernorts. Aus dem Vergleich der Genome können die Wissenschaftler einige Schlüsse ziehen. So zeigt sich, dass die Gruppe auf der Wrangelinsel so klein war, dass es zu Inzucht gekommen ist, was einen Beitrag zum späteren Aussterben dieser letzten Population geleistet haben könnte.
Zudem lässt sich aus der DNA ablesen, dass die Mammut-Population vor 300.000 Jahren einen Flaschenhals erlebt hat. “Unsere Untersuchung zeigt, dass Mammuts eine besonders robuste Spezies waren, die vermutlich nicht allein durch Klimaveränderungen ausgelöscht worden ist”, erklärt Poinar. In einem nächsten Schritt wollen die beteiligten Forscher weitere individuelle Genome sequenzieren, um zu sehen, ob sie weitere Informationen über die Entwicklung der Mammuts extrahieren können.
Noch keine Mammut-Zoos
Für das Klonen eines Mammuts müsste die DNA in eine Wirtszelle eingebracht werden. Dafür würde sich der Asiatische Elefant eignen, dessen DNA auch bei der Sequenzierung als Korrektiv verwendet wurde. “Mammuts sind sehr eng mit den Asiatischen Elefanten verwandt. Zwar unterscheiden sich die Genome in einigen Millionen Basen, aber die meisten davon liegen in Regionen, die nicht für Proteine codieren”, sagt Poinar. Aus solchen “mammutisierten” Stammzellen müsste dann ein Embryo entstehen, der dann in die Gebärmutter eine Elefanten-Leihmutter eingepflanzt würde. Das Ganze wäre ein technisch sehr aufwändiger Prozess. “Schon das Erstellen eines tatsächlich in der Praxis verwendbaren Genoms wäre schwierig, weil das Zusammensetzen der Stücke kompliziert ist. Zudem gibt es noch Verunreinigungen durch Bakterien”, sagt Poinar.
Ob das Ergebnis ein “echtes” Mammut wäre, ist diskutierbar. “Das Ergebnis wäre ein Hybrid aus Asiatischem Elefanten und Mammut, kein reines Mammut. Allerdings sind in der Natur die meisten Spezies Hybride, nur Menschen sind von Konzepten wie “Rasse” oder “Reinheit” besessen, Tiere nicht”, sagt Poinar. Sollte tatsächlich eine Forschergruppe versuchen, ein Mammut zu klonen, müssten die verbleibenden praktische Probleme ausgeräumt werden. Zudem argumentieren viele Experten, dass es unethisch wäre ein Mammut zurückzuholen: Seine Umwelt existiere heute nicht mehr, außerdem gebe es viele aktuell vom Aussterben bedrohte Arten, die unsere Aufmerksamkeit verdient hätten. Auch eventuelle Schäden für die Elefanten-Leihmutter sind ein Argument gegen das Klonen.