NFC: Google reanimiert Funktechnologie
"Dass Google mit einem NFC-fähigen Smartphone in den Markt einsteigt, wird die Technologie zweifelsohne beflügeln", erklärt Josef Langer, Leiter des NFC Research Lab Hagenberg, im Gespräch mit der FUTUREZONE. Dass der flächendeckende Technologie-Rollout in den vergangenen Jahren auf sich warten ließ, führt Langer auf die Involvierung vieler Marktplayer und das fehlende Businessmodell zurück.
Businessmodell fehlte bisher
"Die Handyhersteller können die Einführung der Technologie nicht auf eigene Faust stemmen. Sie sind gerade im Bereich mobile Payment oder Ticketing auf Kooperationen mit Kreditkartenunternehmen, Banken, aber auch anderen großen Serviceanbietern angewiesen", erklärt Langer. Die Handyherstellen würden nur investieren, wenn sich ein entsprechendes Businessmodell abzeichne.
Mit der Veröffentlichung von Android 2.3 "Gingerbread", das NFC offiziell unterstützt, und dem US-Verkaufsstart des von Samsung produzierten Google Nexus S am 16. Dezember könnte der Durchbruch außerhalb von Vorreiter-Märkten wie Japan nun gelingen. Auch bei Apple kursieren seit der Einstellung des NFC- und Mobile-Payment-Experten Benjamin Vigier im Sommer 2010 hartnäckig Gerüchte, Apple könnte für die nächste iPhone-Version auf NFC setzen.
T-Gallery: Zukunftslabor setzt auf NFC
Überzeugt von der Technologie zeigt man sich auch in der T-Gallery, dem Zukunftslabor der Deutschen Telekom. Hier wird in nachgebauten Wohnzimmern, Arbeitsräumen und Autocockpits ausprobiert, wie das vernetzte Leben in Zukunft aussehen könnte. Neben innovativen Bedienmöglichkeiten, wie Gestensteuerung und Spracherkennung wird das Smartphone zukünftig eine noch bedeutendere Rolle als bisher spielen, meint Niels Wilmers von der T-Gallery.
NFC-fähige Handys könnten in Zukunft als persönliche Schlüssel fungieren, um das eigene Haus aufzusperren, Geld abzuheben oder vom Auto aus die Lichter und Heizung im Eigenheim auszuschalten. Auch das Vorweisen des Tickets im Zug könnte einem erspart bleiben. Das Handy wird am Platz über eine entsprechende Schnittstelle einfach ausgelesen und vom System geprüft. Der Schaffner kontrolliert schließlich nur noch anhand der Platzanzeige, ob der Fahrgast ein gültiges Ticket besitzt.
Ticket auslesen bei leerem Akku
Als Vorteile von NFC gelten neben der geringen Reichweite, die ein direktes Interagieren des Geräteinhabers mit einer Schnittstelle oder einem Zweitgerät vorsieht, auch die Möglichkeit von sicheren, verschlüsselten Verbindungen. Um Applikationen und Services noch besser abzusichern, können auch PIN-Codes zum Einsatz kommen, die bei etwaigen Transaktionen eingegeben werden müssen.
Ein weiterer Vorteil der NFC-Technologie sind die geringen Energieanforderungen. "Über NFC kann ein Handy auch ausgelesen werden, wenn der Akku bereits leer ist. Damit wird das derzeitige Problem bei mobilem Ticketing umgangen", erklärt Wilmers im Gespräch mit der FUTUREZONE.
Eine aktuelle Übersicht über NFC-fähige Geräte findet sich hier .
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(Martin Stepanek)