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Eine der tiefsten Minen Europas wird zur Batterie umgebaut

Das Bergwerk Pyhäsalmi in Finnland ist mit 1.400 Meter unter der Erde eine der tiefsten und war bis zuletzt auch eine der ältesten noch betriebenen Untertageminen in Europa. Bekannt ist es in erster Linie für die Gewinnung von Kupfer und Zink

Im August 2022 endete der Untertageerzabbau. Nun soll die Miene als riesiger Akku für Strom aus erneuerbaren Energien genutzt werden. Umsetzen will das das schottische Unternehmen Gravitricity. Das berichtet die schottische Tageszeitung The Herald. Das Unternehmen aus Edinburgh hat ein Energiespeichersystem namens GraviStore entwickelt. 

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Speicher dank Schwerkraft 

Das Prinzip solcher Schwerkraftspeicher ist relativ simpel: Ist überschüssiger Strom vorhanden, nutzt man ihn, um schwere Gewichte anzuheben und zu fixieren. Damit ist die Energie gespeichert. 

Will man die Energie wieder abrufen, lässt man die Gewichte kontrolliert absinken. Damit werden Generatoren betrieben, die wiederum Strom erzeugen.

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Durch das Prinzip kann der Strom bei Bedarf extrem schnell abgerufen werden. Gravitricity spricht von weniger als einer Sekunde. Benötigt man schnell Energie, lässt man die Gewichte einfach sehr rasch absinken, benötigt man nur eine überschaubare Menge, lässt man es eben langsam absinken. 

530 Meter tiefer Schacht

In der Mine soll in einem 530 Meter tiefen Hilfsschacht ein Prototyp der Gravitricity-Technologie entstehen. Das System soll maximal bis zu 2 Megawatt Leistung bringen können. Angeschlossen werden soll es an das lokale Stromnetz, um Verbrauchsspitzen im finnischen Netz auszugleichen. 

Martin Wright, Vorstandsvorsitzender von Gravitricity, sagte: "Dieses Projekt wird zeigen, wie unsere Technologie eine zuverlässige, langlebige Speicherlösung bieten kann." Gleichzeitig sollen damit auch neue wirtschaftliche Impulse in die Region fließen, die das Aus der Mine verkraften muss.

Leerstehende Minen als perfekte Infrastruktur

Der große Vorteil aufgegebener Minen für derartige Projekte liegt darin, dass es dort bereits die benötigte grundlegende Infrastruktur - die unterirdischen Schächte, die Liftanlagen und einen Stromnetzanschluss - gibt. Je tiefer die Anlage und je breiter die Schächte zum Einfahren in die Mine, desto höher ist die Speicherkapazität. 

Diese Art und Weise Energie zu speichern hat noch einen weiteren Vorteil: Im Gegensatz zum Stromspeichern in konventionellen Batterien kommt es nicht zu Verlusten durch Selbst-Entladung über längere Zeitspannen hinweg.

Einlagerungspotenzial von 70 Terawattstunden

Die Wissenschafter*innen schätzen das weltweite Strom-Einlagerungspotenzial auf diese Art und Weise auf 7 bis 70 Terawattstunden. Zum Vergleich: Die Produktion an Solarstrom in der gesamten EU in den warmen Monaten des vergangenen Jahres wird auf etwas weniger als 100 Terawattstunden geschätzt.

Die meisten Anlagen könnten in Ländern mit besonders vielen aufgelassenen Minen, wie China, Indien, Russland oder den USA entstehen. Das heißt es in einer Arbeit zur "unterirdischen Schwerkraft-Energiespeicherung" (UGES) von Forscher*innen vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) im niederösterreichischen Laxenburg, die Anfang 2023 veröffentlicht wurde. 

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