Science

"Smart Meter-Kosten durch Messentgelt gedeckt"

Bis 2020 müssen laut EU mindestens 80 Prozent der Privathaushalte mit intelligenten Stromzählern versorgt sein. In Österreich soll die Umsetzung allerdings schneller gehen. Laut Walter Boltz, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, macht es wirtschaftlich am meisten Sinn, "möglichst rasch möglichst viele Geräte" zu installieren.

Damit der Einsatz von Smart Metern in Österreich überhaupt möglich wird, wurde das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes (ElWOG) novelliert und eine Verordnung der Regulierungsbehörde E-Control herausgegeben, die die Anforderungen für die intelligenten Messgeräte in Österreich festlegt.

"Die Geräte sind heute billig genug, um sie flächendeckend einzuführen", meint Boltz. Sie werden in Südostasien produziert, da die Produktion in Europa zu teuer wäre. Ein Gerät kostet laut Boltz derzeit zwischen 50 und 80 Euro. Laut dem VERBUND-Vorstandsdirektor kostet ein Zähler gar nur noch 43 Euro. Vor zwei Jahren waren es noch knapp 100 Euro. Doch wie bei allen Technologie-Geräten gibt es auch bei den Stromzählern einen Preisverfall.

"Durch Messentgelt abgedeckt"
In Österreich müssen rund fünf Millionen Stromzähler ausgetauscht werden. Seit mehreren Jahren wird bereits über die Kosten, die dieser Wechsel verursachen wird, und wer diese zahlen muss, gestritten.

gehen davon aus, dass die Kosten
beim Kunden hängen bleiben werden. Boltz ist der Meinung, dass die alleinigen Kosten für die Zähler bereits durch das Messentgelt, das die Netzbetreiber derzeit verrechnen, abgegolten sei.

"Der Netzbetreiber verrechnet derzeit zwischen zwei und 2,40 Euro pro Monat und Zähler. Wir gehen davon aus, dass das Messentgelt nicht teurer wird und dass damit auch die Umstellung finanzierbar ist", erklärt Boltz. Denn das Messentgelt sei derzeit eigentlich zu hoch angesetzt, so der E-Control-Vorstand.

"Es ist wirtschaftlich"
Das teure an der Umstellung sei allerdings der Einbau."Wenn man die Zähler ordentlich einführt, ist es wirtschaftlich. Jede Investition kostet anfangs etwas. In Summe wird es eine effiziente Investition sein", so Boltz. Unterschiede bei den Kostenschätzungen (laut einer Studie von Capgemini kostet die Umstellung rund 2,53 Milliarden Euro) ergeben sich hauptsächlich durch die Auflistung "riesiger IT-Kosten" bei den Netzbetreibern, führt Harald Proidl, Leiter der Abteilung für Energieeffizienz bei der E-Control, aus. Diese seien jedoch "nicht nachvollziehbar", so müsse jedes Unternehmen seine IT-Infrastruktur von Haus aus regelmäßigen Erneuerungsprozessen unterziehen.

Last-Management als Zweck
Vergessen wird bei der Diskussion zudem häufig, wozu die neuen Zähler überhaupt gebraucht werden. Sie sollen dazu dienen, dass sich die Endverbraucher künftig am Last-Management aktiver beteiligen können. Das sei bisher bei Kleinkunden unmöglich gewesen.

"Der Energie-Verbrauch in Europa ist derzeit fast nicht beeinflussbar. Die Zeiten, in denen Strom in der Nacht billiger war, sind im Zeitalter der Wind- und Wasserkraft schon lange vorbei", erklärt Boltz. Doch gerade die Zunahme von Erneuerbaren Energien sorgt dafür, dass es manchmal zu viel oder zu wenig Strom in den Netzen gibt, da Strom bis jetzt nicht speicherbar ist. Um das zu managen wird ein Smart Grid, ein intelligentes Stromnetz, benötigt. Die Basis dafür bildet der intelligente Zähler.

Vorteile derzeit gering
Doch was bringt dieser dem Endkunden für Vorteile? Im Moment noch nicht so viele, wie uns die EU oder auch die E-Control weiß machen wollen. Künftig soll es, wenn es nach Boltz geht, eigene Tarifmodelle z.B. für Wochenendhaus-Besitzer oder Menschen, die nur zu bestimmten Zeiten Strom verbrauchen, geben. Dass Strom dadurch für den Endkunden im Endeffekt auch teurer werden könnte spricht Boltz nicht an. Auch dass Strom künftig

wird, nicht.

Boltz vergleicht das Management von Strom

. Wenn man dies nun auf die Tarifstruktur umlegt, könnte das bedeuten, dass es künftig tatsächlich unterschiedliche Tarife von Energielieferanten für Endkunden gibt, wie etwa einen "Klimatarif" für Umweltbewusste, oder einen Tarif für Wochenendhaus-Besitzer.

Unübersichtliche Tarifstruktur
Allerdings würde das neben einem Match der Stromanbieter um den "günstigsten Tarif" auch bedeuten, dass der Tarif-Dschungel für Kunden unübersichtlicher wird, wer nun tatsächlich der billigste Anbieter am Markt ist und welcher Tarif sich am besten für seinen eigenen Haushalt eignet. Zudem werden wahrscheinlich ähnliche langfristige Verträge mit 24-Monats-Bindung, wie sie derzeit im Mobilfunk vorherrschen, die gängige Praxis werden. Davon träumt zum Beispiel bereits die Deutsche Telekom, die mit der

bereits seit längerem ein erfolgreiches Pilotprojekt am Start hat.

Werbung wird außerdem dafür gemacht, dass Kunden damit ihren Energieverbrauch "zeitnah" abrufen können, etwa via "Online-Portal", und dass sie daraus Vorteile schöpfen, in dem sie sofort sehen, wenn sie in einem Monat besonders viel Strom verbraucht haben. Doch auch hier sind

. Das Interesse dafür sei gering, heißt es häufig. Auch das Energie-Einsparpotential von rund
- im Geldbörsel sind das im Durchschnitt rund 30 Euro pro Jahr - , das durch eine Verhaltensänderung möglich wird, sorgt nicht für genug Spar-Anreize.

Weniger Nachzahlungen
Ein konkreter Nutzen für den durchschnittlichen Kunden, der sich für seinen Stromverbrauch nur mäßig interessiert, ist daher - vorerst - nicht wirklich gegeben, außer dass es vielleicht nicht mehr nach drei Jahren plötzlich überraschend eine Nachzahlung gibt.

Laut Boltz beschweren sich derzeit rund 500.000 Menschen pro Jahr beim Energielieferanten über ihre viel zu hohe Stromrechnung. Dies entstehe beispielsweise dadurch, dass eine neu vermietete Wohnung zuvor über mehrere Monate nicht genutzt worden sei und der Jahresverbrauch daher entsprechend niedrig angesetzt gewesen sei, meint Boltz. "Das ist wie bei Kindern und Handys. Wenn die Handy-Rechnung erst nach einem Jahr eintreffen würde, wären wahrscheinlich viele Familien im Konkurs", scherzt Boltz.

Mehr zum Thema

Die Energie Control will intelligente Stromzähler in Österreich verbindlich vorschreiben. Das heißt, dass sich die Haushalte künftig nicht aussuchen können sollen, ob ihr Energieversorger einen "Smart Meter" installiert oder nicht.

Bei den neuen Geräten gibt es aber von Experten-Seite Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Der E-Control-Vorstand Walter Boltz

versucht diese zu zerstreuen
.
Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen