Smart Metering: „Österreich ist abwartend“
Bis 2020 müssen in der EU 80 Prozent der Haushalte mit intelligenten Stromzählern, sogenannten "Smart Metern", ausgestattet sein. Das schreibt eine Energieeffizienzrichtlinie vor. Der Sinn für Kunden soll vor allem darin liegen, dass sie den Stromverbrauch besser kontrollieren können. Netzbetreiber sollen auf diesem Weg die Spitzenlasten besser steuern können. Der 168-seitige „European Smart Metering Landscape Report“ enthält zahlreiche Länderprofile für jeden EU-Mitgliedsstaat sowie eine Übersicht über innovative Dienstleistungen.
"Keine öffentliche Diskussion"
Auch Österreich wird in der Studie berücksichtigt. Mit der Novelle des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes (ElWOG), die am 30. November 2010 mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament beschlossen wurde, gibt es in Österreich zwar einen gesetzlichen Rahmen für die Einführung der neuen Zähler, aber eine öffentliche Diskussion fehlt (bisher). „Es gibt keinen breiten Diskussionsprozess wie in anderen Ländern“, so Stephan Renner von der Österreichischen Energieagentur zur FUTUREZONE.
Als positives Länderbeispiel nennt Renner, der sich für den Bericht mitverantwortlich zeigt, die Niederlande. Die ehemaligen Pläne hätten gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) verstoßen und wurden nach massiven Protesten von Konsumentenschützern wieder zurückgenommen, erzählt Renner. Es folgte eine breite, öffentliche Diskussion über Datenschutz und welche Daten gespeichert werden müssen, sowie ein neues Gesetz. „Jetzt wird den Kunden die Wahlfreiheit gelassen. Daraus kann man lernen, auch auf Kunden zu hören und diese bei Themen wie der Datenverarbeitung zu berücksichtigen.“, so Renner.
Projekte aus Niederlande und Norwegen
Mit dem „Wattcher“ gibt es in den Niederlanden außerdem ein Projekt, das umfassendes Feedback über den Stromverbrauch auch mit konventionellen Ferraris-Zählern ermöglicht. Dazu wird ein Chip an den Zähler geklebt, der die drehende Scheibe "beobachtet". Auf diese Daten hat dann nur der Kunde Zugriff, nicht aber der Netzbetreiber. Heikle Daten bleiben somit in der Hand des Kunden, allerdings hat der Netzbetreiber somit keine Steuerungsmöglichkeit, Spitzenlasten zu reduzieren. Spanien sei dagegen ein Negativbeispiel, da die Umsetzung von Smart Metering streng hierarchisch „von oben nach unten“ verordnet worden sei.
Zur Situation in Österreich heißt es in dem Bericht: Netzbetreiber würden derzeit keinen öffentlichen Diskurs anregen, auch Pläne für neue Tarifmodelle liegen offiziell nicht vor. Daher sei Österreich in einer "abwartenden Position". Aus Norwegen oder Finnland liegen hingegen Erfahrungswerte vor, wie sich zeitabhängige Tarife auf das Verbrauchsverhalten auswirken, um Spitzenleistungen zu reduzieren. In Norwegen wurde etwa eine magnetische Uhr an Waschmaschinen angebracht, die Menschen daran erinnern sollten, zu einer bestimmten Uhrzeit nicht zu waschen, erzählt Renner. "Es wurde dabei untersucht, ob finanzielle Anreize Menschen tatsächlich dazu bringen, Energie zu sparen."
Am österreichischen Gesetz kritisiert Renner, dass der Zweck für den Einsatz von Smart Metern im Gesetz nicht ausreichend verankert sei. Dort steht, dass die Daten für Zwecke der Verrechnung, Kundeninformation und Energieeffizienz zu speichern seien. "Was für Daten brauchen wir, um Energieeffizienz zu messen?" Auch für Netzbetreiber gebe es derzeit keine Investitionssicherheit, so Renner, da viele Details nicht im Gesetz geregelt werden, sondern an das Wirtschaftsministerium und die Regulierungsbehörde E-Control deligiert worden sind.
Der „European Smart Metering Landscape Report“ ist in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern im Rahmen des Projekts „SmartRegions“ entstanden und wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms „Intelligent Energy – Europe“ finanziert.