Wie sich Nachhaltigkeit für Unternehmen auszahlen kann
"Alle Unternehmen reden über den Klimawandel, aber die wenigsten setzen Maßnahmen", sagt Michael Jayasekara: "Und wenn sie es machen, machen sie es nicht richtig." Gemeinsam mit dem Digitalisierungsexperten und Seriengründer Lorenz Edtmayer hat der Kommunikationsexperte das Start-up retopia gegründet, das Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit unterstützen will.
"Wir wollen Firmen dabei helfen, eine gesamthafte Strategie zu entwickeln und konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen, erläutert Jayasekara. Ziel sei es, klimaschonende Lösungen zu entwickeln, die auch rentabel sind.
Von einer Einschätzung der Potenziale und einer Erhebung von Nachhaltigkeitskennzahlen ausgehend, werden Maßnahmen ausgemacht und darauf aufbauend nachhaltige Geschäftsmodelle erarbeitet.
CO2-Fußabdruck
"Wir sehen uns an, was Unternehmen bereits im Bereich Nachhaltigkeit machen, welchen Energievebrauch sie haben, wann die Gebäude saniert wurden, aber auch wie wichtig den Mitarbeitern das Thema ist", erläutert Jayasekara. Danach werden ausgehend von einer Analyse des CO2-Fußabdrucks Einsparungspotenziale ausfindig gemacht.
Dezentrale Energiesysteme, wie etwa eine Biomasseanlage oder eine Photovoltaik-Anlage für den Energieverbrauch im Haus, können dabei ebenso Thema sein wie eine bessere Auslastung des Fuhrparks oder eine Optimierung des Licht- und Gebäudemanagements. "Uns geht es um maßgeschneiderte Lösungen", sagt Jayasekara. Eine Bank sei mit einer Bäckerei nicht vergleichbar.
Digitalisierung
Den größten Hebel, um Nachhaltigkeit in Unternehmen zu erreichen, sieht das Start-up in der Digitalisierung. Damit könnten Prozesse transparent gemacht werden, sagt der retopia-Mitgründer: "Alles, was wir empfehlen, muss messbar sein und einer Wirtschaftlichkeitsanalyse zugrunde liegen. Mit Greenwashing wollen wir nichts zu tun haben."
Wo sieht der Berater die größten Hindernisse? Viele Unternehmen würden zwar angeben, sich mit Umweltschutz auseinanderzusetzen, Zuständigkeiten in den Unternehmen seien aber nicht festgelegt. Bei vielen Unternehmen fehle deshalb eine übergeordnete Strategie: "Die Maßnahmen, die gesetzt werden, sind selten treffsicher." Das Thema sei auch stark ideologisch bestimmt und hoch emotional. Man müsse es in die Sprache der Geschäftsführer übersetzen, sagt Jayasekara.
Unternehmen nach Corona offener für Veränderungen
Die Corona-Pandemie habe viele Firmen offener für Veränderung gemacht, um krisenfester zu werden, sagt der Berater. Als Beispiel nennt er die Wiener Vollpension. In dem Cafe in der Wiener Schleifmühlgasse bessern Senioren ihre Pension mit dem Backen von Kuchen auf. Kurzarbeitsförderungen gab es für das Unternehmen, das sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, kaum, weil viele Mitarbeiter nur geringfügig beschäftigt sind. Um auch weiter Bestand zu haben, wurde das Geschäft ins Internet verlagert. Jetzt bietet die Vollpension auch Online-Backkurse an und hat damit Erfolg.
Unternehmen müssen erheben, wo sie stehen und welche Maßnahmen sie treffen wollen, um in 10 Jahren noch bestehen zu können.
Corona sei plötzlich dagewesen, der Klimawandel hingegen sei ein schleichender Prozess, sagt Jayasekara - ein steter Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe. Unternehmen müssten vorweg erheben, wo sie stehen und welche Maßnahmen sie treffen wollen, um in 10 Jahren noch am Markt bestehen zu können.
Unternehmen, die bis 2030 keine Maßnahmen gesetzt hätten, um die Klimaziele zu erreichen, würden Probleme bekommen, meint der Berater. Ob ein Unternehmen nachhaltig agiere, sei etwa auch schon heute für viele Bewerber ein Entscheidungskriterium.
Österreich will bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Um das zu schaffen, wurden von der Regierung vor kurzem auch CO2-Steuern angekündigt. Es brauche weniger staatliche Regulative, sondern treffsichere Lenkungsinstrumente und Förderungen, sagt Jayasekara: "Die Klimaziele sind ehrgeizig. Ich bin aber hoffnungsfroh, dass wir es schaffen, sie zu erreichen."