Klimarettung mit Lastenroller und Nachhaltigkeits-App
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Ein Lastenroller für die Paketzustellung oder eine App, die beim nachhaltigen Einkauf hilft, sind nur zwei Ideen, die Gründer im Rahmen von Circle 17 entwickelt haben. Die gemeinsam von Austrian Startups und dem Unternehmensnetzwerk repact ins Leben gerufene Initiative will Entrepreneuren und Start-ups aus dem Bereich der Nachhaltigkeit dabei helfen, ihre Ideen weiterzuentwickeln und sie zur Marktreife zu bringen.
"Es gibt die Klimakrise und wir müssen etwas tun", sagt Hannah Wundsam von Austrian Startups. “Entrepreneure sehen Lösungen für Probleme, ihre Ideen scheitern aber oft, weil es nicht gelingt, langfristig Geschäftsmodelle darauf aufzubauen.” Circle 17 will die kreativen Problemlöser miteinander vernetzen und auch mit traditionellen Unternehmen zusammenbringen. "Wir sehen ein großes Potenzial in der Zusammenarbeit zwischen innovativen Gründern und Unternehmen, die die finanziellen Mittel haben, sie zu unterstützen. Gemeinsam können sie Lösungen umsetzen."
Zum Start hat sich die Initiative, die sich der Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verschrieben hat und auch von der österreichischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit unterstützt wird, auf drei Bereiche fokussiert: Mobilität, urbane Infrastruktur und nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme. Mehr als 100 Bewerbungen von Entrepreneuren und Start-ups gingen bei Circle 17 bisher insgesamt ein, erzählt Wundsam.
Den Auftakt machte ein dreitägiger Innovationssprint im November, bei dem knapp 50 Ideen präsentiert wurden. 10 davon wurden ausgewählt und in Workshops gemeinsam mit Mentoren weiterentwickelt. Die Erstellung von Prototypen war dabei ebenso Thema wie der Aufbau von Teams.
E-Lastenroller für innerstädtische Zustellungen
"Uns haben die Vorträge und Gespräche mit Mentoren sehr weitergeholfen", sagt Herbert Bisovsky. Er hat gemeinsam mit Johannes Horvath einen elektrischen Lastenroller entwickelt, der in den nächsten Monaten gemeinsam mit ausgewählten Wiener Betrieben getestet werden soll. Den Roller, der eine Geschwindigkeit von 20 km/h erreicht, sehen Bisovsky und Horvath als Alternative zum Lastenrad. "Man steht auf dem Fahrzeug und muss nicht treten."
Bei Testfahrten wurden von dem Roller, der für Zustellungen auf der letzten Meile zum Einsatz kommen soll, bereits Lasten von bis zu 200 Kilogramm transportiert. Auch als Transportmittel für Handwerker oder Grätzelfahrzeug könne das Gefährt genutzt werden. Die Reichweite betrage 50 bis 60 Kilometer, Steigungen von 30 Prozent könne das Gefährt problemlos unter Volllast bewältigen, erzählen die Entwickler, die sich in einem Reparaturcafe kennengelernt haben und nun die Finanzierung für eine erste Kleinserie für den Probebetrieb des Lastenrollers sicherstellen wollen.
App für nachhaltigen Konsum
An der Initiative nehmen aber auch bereits erfahrene Gründer mit neuen auf Nachhaltigkeit fokussierten Projekten teil. "Ich habe Teammitglieder und Mitgründer über die Initiative kennengelernt und Zugang zu einem tollen Netzwerk von Menschen bekommen, die sich mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen", erzählt Markus Linder. Der Wiener Entrepreneur war bereits mit seinem 2006 gegründeten Start-up Zoovu international erfolgreich.
Nach einer Auszeit will er nun mit einer auf nachhaltigem Konsum spezialisierten App reüssieren. "Viele Emissionen werden durch die Nahrungsmittelproduktion und den Verkehr verursacht, sehr viele Probleme hängen mit dem Konsum zusammen." Mit seiner App will er Nutzern helfen, nachhaltig einzukaufen. Sie erkennt, welche Produkte Nutzer einkaufen und ermittelt, ob diese mit ihren Werten übereinstimmen. Daneben sollen Nutzer auch generell über nachhaltigen Konsum informiert werden.
Noch befindet sich die Anwendung in Entwicklung, in einem ersten Schritt soll sie zunächst am "Testmarkt" Österreich erhältlich sein, bevor sie auch international verfügbar gemacht wird.
Vernetzung
Ende Februar steht bei Circle 17 ein weiterer Event auf dem Plan, bei dem sich 20 Start-ups mit nachhaltigen Dienstleistungen und Produkten auf Marktständen präsentieren und mit traditionellen Unternehmen vernetzen können. "Wir wollen, dass daraus wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Projekte entstehen", sagt Wundsam. Es gehe aber auch darum, traditionelle Unternehmen für innovative Ideen zu öffnen und ihnen dabei zu helfen, selbst nachhaltig zu werden. Start-ups könnten sie dabei unterstützen.
Milliardenmarkt
Für Start-ups werde es immer wichtiger, im ökologisch und sozialen Sinn nachhaltig zu sein. Es gehe zunehmend auch um die Auswirkungen, die ein junges Unternehmen habe, sagt Wundsam. "Ich sehe einen massiven Trend in diese Richtung", meint auch Entrepreneur Linder. Auch Investoren seien bereits auf das Thema aufmerksam geworden. "Das wird sich wirtschaftlich auszahlen. Es ist ein Milliardenmarkt, der hier entsteht." Mittlerweile gebe es auch ein gutes Angebot an Förderungen für nachhaltige Firmen, sagt Wundsam: „Es gibt aber noch Luft nach oben.“
Förderungen für nachhaltige Start-ups
Nachhaltigkeit ist mittlerweile bei vielen Förderprogrammen für Start-ups, etwa bei der austria wirtschaftsservice (aws), ein Kriterium. Daneben gibt es spezielle Angebote, die sich auf diesen Bereich konzentrieren.
Innovationen gegen den Klimawandel werden etwa von Climate-KIC gefördert. Start-ups erhalten bei dem Akzeleratoren-Programm für unterschiedliche Phasen der Unternehmensentwicklung zwischen 20.000 und 40.000 Euro.
Der Klima- und Energiefonds fördert mit Greenstart Ideen aus den Bereichen Mobilität und Energie.
Im Rahmen des Programmes Re:Wien werden umweltfreundliche Unternehmen unterstützt.
Auch Angebote der Wirtschaftsagentur Wien und der Forschungsförderungsgesellschaft FFG fokussieren auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Kommentare