Intel: “Gute Ideen müssen einen das Fürchten lehren”
Alles wird in Zukunft vernetzt sein, das Internet der Dinge hat seinen Siegeszug in der digitalen Welt angetreten - soweit ist man sich in der Branche einig. Damit sich die großen Visionen umsetzen lassen, bedarf es allerdings innovativer Produkte und diese entstehen inzwischen vor allem bei Start-ups. Das haben auch Konzerne wie Intel, Cisco und die Deutsche Telekom begriffen. Die drei Unternehmen haben sich erstmals zusammengeschlossen und eine europäische Start-up-Challenge rund um das Thema Internet der Dinge ins Leben gerufen. Gestartet ist “Challenge Up!” vor einem halben Jahr, nun wurden in London die zwölf besten Firmen und ihre Ideen präsentiert.
Über 1500 Start-ups hatten sich für den Internet-of-Things-Bewerb angemeldet. Um ausgewählt zu werden, mussten sie vor allem innovative Ideen sowie ein brauchbares Businessmodell mitbringen. “Es gab eine große Bandbreite an Projekten”, sagt Christian Morales, VP und General Manager EMEA bei Intel. “Wir wollten vor allem neue Ansätze sehen. Eine gute Idee ist gut für sich selbst. Aber was wirklich den Unterschied macht: Eine gute Idee muss in der Lage sein, dich das Fürchten zu lehren”, so Morales, der Europa große Innovationskraft bescheinigt und auf dem Kontinent all das verortet, was für eine lebendige Digitalwirtschaft nötig ist - Entwickler, Expertise und Designer ebenso wie innovative Ideen.
Früher hätten Konzerne große R&D-Center, also interne Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen betrieben, um daraus ihre Innovationen hervorzubringen, sagt Morales. “Heute braucht es aber ein ganzes Ökosystem für Innovation. Daher sind wir diese Kooperation mit Cisco, der Deutschen Telekom und den Jungunternehmern eingegangen.” Den zwölf ausgewählten Start-ups, die aus unterschiedlichen europäischen Ländern stammen, haben die drei Konzerne im Rahmen des Inkubatorenprogramms mehr als 60 Mentoren zur Seite gestellt, die deren Projekte betreuten.
Smarte Handschuhe und “Google Analytics” für Händler
Wie weit das Feld des Internet of Things ist, zeigt auch die thematische Bandbreite der teilnehmenden Start-ups. Unter den Siegerprojekten finden sich smarte Handschuhe für die industrielle Produktion (ProGlove) ebenso wie intelligente Lichtsysteme, die für mehr Sicherheit im Eigenheim sorgen sollen (Comfy) und eine Art “Google Analytics” für den Einzelhandel, das die Kundenanalyse verbessern will (SEMSeye).
Im nächsten Schritt wollen Intel, Cisco und Deutsche Telekom unter Beweis stellen, dass man mithilfe solcher Inkubatorenprogramme IoT-Lösungen schneller auf den Markt bringen kann. Die Zusammenarbeit mit den Start-ups soll also keineswegs beendet werden. Es gehe nun darum, die Produkte weiter auszutesten und an die Kunden zu bringen, so der Tenor. “Die Kunden erwarten, dass wir uns schnell bewegen und innovativ bleiben”, sagt Mike Flannagan, VP und General Manager bei Cisco Data & Analytics Business. “Für eine Kooperation sind für uns drei Dinge ausschlaggebend: Innovative Technologien, Talent im Unternehmen und das richtige Timing.”
Elias Drakopoulos, verantwortlich für Europa B2B bei Deutsche Telekom, ist Challenge Up eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. “Die Start-ups erhalten einzigartiges Wissen und Zugang zu Ressourcen, die ihre Skalierung unterstützen und gleichzeitig bekommen wir wertvolle Dienstleistungen und Lösungen, die wir unseren B2B-Kunden anbieten können”, sagt Drakopoulos, der bespielsweise das deutsche Start-up Senic lobt, das eine unkomplizierte Steuerungsmöglichkeit für das Smart Office konzipiert hat.
Weitere Kooperationen
Laut Intel-Manager Morales will der Konzern in Zukunft aber nicht nur mit den jetzt präsentierten Firmen zusammenarbeiten. Unter den über 1000 Bewerbern seien auch viele andere spannende Start-ups dabei gewesen, mit denen man künftig in der ein oder anderen Form in Kontakt bleiben möchte. Investments stünden dabei jedoch nicht im Vordergrund, wie Morales gegenüber der futurezone erklärt. Es könne natürlich in Einzelfällen dazu kommen, dass Intel auch in eines der Start-ups investiere, wenn die Rahmenbedingungen dafür passten. Im Vordergrund stehe aber ein Zusammenarbeit, die Innovationen fördern und entsprechende Produkte hervorbringen solle.
Worauf es Morales bei der Kooperation mit den Jungunternehmern ankommt, sind einerseits gute Führungsqualitäten sowie ein gutes Team, ebenso wie ein gutes innovatives Projekt mit einem brauchbaren Businessplan. “Außerdem ist Nachhaltigkeit ausschlaggebend”, sagt Morales.
Smart und nachhaltig
Als eine der spannendsten Entwicklungen rund um das Thema Internet of Things nennt der Intel-Manager die Möglichkeit, sämtliche Dinge und Geräte “smarter” und gleichzeitig energieeffizienter zu machen. “IoT verändert de facto alles, das existiert.” Nachhaltige Energiequellen liegen Morales besonders am Herzen, und gerade hier sieht er großes Potenzial für die Zukunft des Internet der Dinge. “Maßnahmen gegen den Klimawandel wird es nicht ohne das Internet of Things geben”, ist Morales überzeugt.
Was letztlich Fragen der Sicherheit und des Datenschutzes im Zusammenhang mit der Vernetzung aller Dinge betrifft, sind laut Morales drei Punkte entscheidend: Es brauche einerseits Technologien, die den nötigen Schutz ermöglichen, andererseits müssten Regulatoren zusammenarbeiten, um die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Und schließlich gehe es auch darum, wie jeder einzelne mit seinen Daten umgehe und was man bereit sei, an Information preiszugeben und was nicht.