Start-ups

Junge Wirtschaft will staatliche E-Mail-Adresse für alle

"Es ist zum Schaudern. Wir kämpfen täglich mit organisatorischen Hürden und einer lähmenden Bürokratie", sagt Jürgen Tarbauer, Vorsitzender der Junge Wirtschaft Wien (JWW) bei der Präsentation der Forderungen in der Geisterbahn im Prater.

"Bürger-E-Mail statt Behördenfrust", lautet ein Anliegen. Dabei soll an alle Bürger eine staatliche E-Mail-Adresse vergeben werden. Dadurch soll die Kommunikation zwischen den Österreichern und dem Verwaltungsapparat effizienter, kostengünstiger und auch umweltbewusster werden, wie es im Forderungskatalog heißt.

E-Mail-Adresse wie Postanschrift

Demnach könnte analog zur physischen Postanschrift eine staatlich registrierte, offizielle (Mail)-Adresse im Internet geschaffen werden. "Diese Bürger-E-Mail-Adresse wäre selbstverständlich nicht verpflichtend, also freiwilliges Opt-in und würde wohl in erster Linie als Weiterleitungsadresse dienen", erklärt Vincenz Leichtfried von der JWW im Gespräch mit der futurezone.

Die Bürger-E-Mail sollte hauptsächlich von Behörden für offizielle Korrespondenz genutzt werden. "Natürlich könnten auch Dinge, wie der verpflichtende Besuch des Rauchfangkehrers über diese E-Mail-Adresse angekündigt werden", sagt Leichtfried, der bei der JWW für die digitalen Agenden zuständig ist. So gesehen wäre die Bürger-E-Mail Spam-frei, da sie nur von bestimmten und registrierten Sendern genutzt werden könnte.

Sicherheit und Vereinfachung

Ein weiteres Anwendungsszenario wäre der automatisierte Versand von Rechnungsbelegen sowie das Ende der verpflichtenden Papierrechnung. "Jedes Mal wenn man mit der Bankomatkarte etwas bezahlt, könnte über eine Clearing Stelle - in diesem Fall die Bank - die Rechnung automatisch an die staatliche Mail-Adresse verschickt werden", erklärt Leichtfried.

"Bei einer intelligenten Umsetzung könnte die Bürger-E-Mail durch End-to-End-Verschlüsselung sicherer gestaltet werden, als herkömmliche Mail-Dienste", ist sich Leichtfried sicher. Dadurch wäre es auch recht einfach zu organisieren, dass nicht mal der Staat selbst, die Mail-Korrespondenzen mitlesen kann.

Sandbox für Start-ups

Um Start-ups das Leben zu erleichtern, hat die Junge Wirtschaft Wien auch diesbezügliche Forderungen formuliert. Neben dem naturgemäßen Anspruch, die bürokratischen Hürden und den Verwaltungsaufwand zu mindern, will die JWW mehr Fokussierung bei Start-up-Initiativen erreichen. "Wir brauchen eine 'Branded Start-up City'", sagt Leichtfried. "In Österreich und Wien haben wir einige Bereiche in denen wir richtig gut sind. Genau auf diese Branchen sollte man sich konzentrieren und den Fokus bei der Förderung von Start-ups legen."

Außerdem sei es an der Zeit, rechtlichen Rahmenbedingungen an die Gegebenheiten des globalen, digitalen Zeitalters anzupassen. "Viele Gesetze sind veraltet oder derart unklar formuliert, dass Start-up-Unternehmer oftmals nichts anderes übrig bleibt, als in einem rechtlichen Graubereich unterwegs zu sein", sagt Leichtfried.

Darüber hinaus regt Leichtfried an, dass man Start-ups mit bestimmten rechtlichen Außnahmeregelungen mehr Spielraum für Experimente geben soll. In London beispielsweise können Fintech-Start-ups experimentieren, ohne dass sie eine Bankenlizenz benötigen. "Gerade bei neuen Geschäftsfeldern ist es für Start-ups hilfreich, wenn sie im Rahmen eines Sandbox-Modells die Möglichkeit bekommen ihre Geschäftsmodelle auszuprobieren."

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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