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Start-up

Verkehrs-App Spector meldet Polizei-Kontrollen und Unfälle

Dominik Sattler, Geschäftsführer von Spector, war Mitglied in der sogenannten „Radar-Community“. Über WhatsApp haben zahlreiche Nutzer regelmäßig mobile Polizeikontrollen an die Gruppe gemeldet mit dem genauen Standort der Kontrolle. Die Gruppe ist rasch gewachsen, das Bedürfnis nach derartigen Informationen war groß.

Warnung vor Kontrollen

„Irgendwann hat es mich genervt, dass mein Smartphone den ganzen Tag gepiepst und vibriert hat, auch wenn ich gerade nicht unterwegs war“, erzählt Sattler. Das war für ihn der Auslöser, Spector zu gründen. „Spector warnt Verkehrsteilnehmer in Echtzeit vor allen Gefahren im Straßenverkehr. Radar, mobile Blitzer, Staus, Unfälle und Geisterfahrer. Das Smartphone wird zum digitalen Co-Piloten“, sagt Sattler.

Mit der App können User mobile Polizei-Kontrollen eintragen, womit man vor allem der „Abzocke“ seitens der Polizei entgegen wirken möchte. Denn die Kollegen stehen vielerorts an Stellen, die schwer einsehbar sind und der einzige Zweck der Kontrolle sei es, von Autofahrern Geld einzutreiben. „Eine App, die so etwas dokumentiert, ist legal. Das haben wir rechtlich mehrfach geprüft“, sagt Sattler.

Rasche Aktualisierung

Eine Polizeikontrolle werde im Schnitt rund 38 Minuten gespeichert, ein Unfall rund 30 Minuten. Danach werden die Daten automatisch wieder aus der App gelöscht. Der App muss man natürlich auch den Standort des Smartphones verraten, diese Daten würden aber nicht gespeichert, heißt es seitens der Betreiber.

Die Karte mit den Meldungen aktualisiert sich alle 0,2 Sekunden automatisch. User können auch mit einem Klick bestätigen, ob die Meldung tatsächlich hilfreich war. Die App wird zudem redaktionell betreut, wodurch sichergestellt wird, dass unplausible Meldungen rasch entfernt werden.

Autobahn und Radar

Fährt ein Auto schneller als 100 km/h, geht die App dank künstlicher Intelligenz automatisch davon aus, dass sich das Auto auf der Autobahn befindet, weswegen nur noch die Warnungen für die relevante Strecke angezeigt werden. Ansonsten werden den Autofahrern nämlich sämtliche sich im Umkreis befindende Informationen auf der Karte eingeblendet.

Nähert man sich beispielsweise einem Radar-Gerät, einer Unfallstelle oder Polizeikontrolle, wird man mit einem akustischem Signal gewarnt. Die App hat auch eine Karte mit sämtlichen Radargeräten in ganz Europa gespeichert. Der Vorteil der App: Man ist in der bestmöglichen Zeit sicher am Ziel und erspart sich darüber hinaus Geld, weil man rechtzeitig weiß, wo geblitzt wird.

Ein kleiner Nachteil der App ist, dass durch das Laden der Karte in Echtzeit sehr viel Akkuleistung abgesaugt wird. Es empfiehlt sich daher, das Smartphone während der Fahrt am Zigarettenzünder aufzuladen. Auch ist es verboten, dass der Fahrer während der Fahrt selbst Meldungen macht – das muss er entweder auf einem Parkplatz erledigen, oder von einem Beifahrer erledigen lassen. Um das Telefon in Sichtweite des Fahrers zu befestigen, hat Spector eigene Magnethalterungen im Angebot.

15.000 Downloads in drei Wochen

Spector ist seit rund drei Wochen am Markt und ist für iOS und Android erhältlich. Rund 15.000 Downloads wurden in diesem Zeitraum erzielt und die App hat täglich rund 700 aktive Nutzer. Nach einer sechswöchigen kostenlosen Nutzung wird Spector allerdings zum Teil kostenpflichtig: Wer weiterhin die aktiven Meldungen der Community sehen will, muss dafür 4,99 Euro pro Jahr investieren. Andernfalls werden einem nur noch die fixen Radargeräte angezeigt.

Bei der Präsentation der Spector App.
Fazit: Die Idee dürfte so manchen Autofahrer, der einmal zu viel in eine Kontrolle geraten ist, gefallen. Allerdings ist ein großer Nachteil, dass der Fahrer selbst während der Fahrt keine Meldung abgeben kann. Es bleibt auch fraglich, ob die User-Community sich hält, wenn die App nach ein paar Wochen kostenpflichtig wird. Die Betreiber planen demnächst auf jeden Fall den europaweiten Roll-Out.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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