Wie man Apple Pay in Österreich nutzen kann
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Seit mehreren Jahren schon ist kontaktloses Bezahlen via NFC auch in Österreich auf dem Vormarsch. Gleichzeitig mit Verteilung von Bankomat-Karten mit Kontaktlos-Funktion stieg auch die Anzahl der NFC-fähigen Terminals in Märkten und Geschäften kontinuierlich an.
Im Oktober 2014 von Apple mit viel Tamtam präsentiert, hofften auch viele Apple-User in Österreich, dass sie schon bald ganz ohne Geldbörse das Haus verlassen können. Seitdem lief es aber eher schleppend. Während in den Vereinigten Staaten bereits einige Tage nach der Präsentation Apple Pay verfügbar war, mussten andere Kernmärkte wie Großbritannien oder Kanada beinahe ein Jahr darauf warten. Das europäische Festland wurde gar erst im Herbst 2016 mit der Schweiz und Frankreich erschlossen.
Boon Frankreich öffnet die Schranken
Da bei den meisten Banken ein fester Wohnsitz im jeweiligen Land verlangt wird oder Wechselkurs-Gebühren fällig wurden, beschränkte sich die Auswahl aber lediglich auf die von Apple bekanntgeben Ländern. Seit Anfang des Jahres hat sich aber auch für Österreicher eine Möglichkeit ergeben, Apple Pay nutzen zu können. Der von der deutschen Wirecard-Bank gegründete virtuelle Kreditkartenanbieter boon unterstützt seit kurzem nämlich auch Apple Pay in Frankreich.
Der Umweg über den französischen Ableger erspart dabei teure Umsatzgebühren bei jeder Transaktion und ermöglicht eine legale und nur mit kleinen Hürden versehene Nutzung von Apple Pay in Österreich und auch im Ausland.
Download die größte Hürde
Der einzige etwas aufwendigere Schritt zur Registrierung von boon wartet gleich am Anfang. Die Anwendung steht lediglich im französischen Appstore zur Verfügung und muss von dort geladen werden. Um zur App weitergeleitet zu werden, muss man dafür einfach diesem Link folgen. Das eigene iPhone schlägt dann vor, den Store zu wechseln. Wer nach dem Wechsel dann auf „Download“ bzw. „Télécharger“ tippt, muss dann nur noch eine französischen iTunes-Account erstellen, um den Download zu starten.
Hat man die Appstore-Tour hinter sich gebracht, ist noch ein unkomplizierter Kniff notwendig, um die App auch starten zu können. Obwohl die Registrierung bei boon als Österreicher ganz normal möglich ist, will die App keine Registrierung zulassen, solang das Gerät mit der Regionaleinstellung „Österreich“ betrieben wird.
Um diese (nur für die Registrierung temporärere) Einstellung zu ändern, gehen iOS-Nutzer in den Einstellungen auf den Reiter „Allgemein“, wählen „Sprache & Region“ aus, um dann dort beim Menüpunkt „Region“ Frankreich zu wählen. Das Gerät ändert dann lediglich seine Regionaleinstellung, die Sprache wird nicht gewechselt.
Einfache Registrierung
Wer diese zwei kleinen Tricks erfolgreich erledigt, hat den kompliziertesten Part bereits hinter sich und kann in der App auf den Button „Registrierung“ tippen. Zur Anmeldung wird hier lediglich eine Telefonnummer verlangt, auf die ein Bestätigungscode zugesandt wird. Zusätzliches müssen noch ein Passwort, eine Sicherheitsfrage sowie ein Überweisungscode gewählt werden, der zur Änderung von persönlichen Daten oder in seltenen Fällen am Bezahl-Terminal eingeben wird.
Ist diese erste Registrierung abgeschlossen, erscheint die Übersichtseite mit dem eigenen Kontostand. Um Apple Pay auf das iPhone zu bekommen muss jetzt noch das boon Konto upgegraded werden. Wählt man boon Basic, wird man zur Eingabe persönlicher Daten aufgefordert. Unter anderem werden hier der Name, Wohnort und Adresse abgefragt.
Theoretisch ist nach erfolgter Eingabe Apple Pay bereits verfügbar. In boon erscheint dann ein eigenes Symbol, das durch ein Tippen die virtuelle Kreditkarte im Wallet hinzufügt. Nutzer einer Apple Watch könne die Kreditkarte auch auf der Smartwatch aktivieren, müssen aber (temporär) die Region der Uhr zusätzlich auf Frankreich umstellen.
Laut FAQ von boon ist aber, um Apple Pay auch im Ausland nützen zu können, ein Upgrade auf boon Plus erforderlich. Hier müssen lediglich noch ein Ausweisdokument sowie ein Dokument, welches die eigene Adresse beinhaltet (zum Beispiel eine Stromrechnung) hochgeladen werden. Auch Kontoauszüge sind hier als Nachweis möglich. Ärgerlich ist jedoch, dass die Dokumente zwingend per Brief zugestellt worden sein müssen. Ist man also bei einer Internetbank, die nur Online-Kontoauszüge bereitstellt, verweigert boon das Upgrade. Wurden passende Dokumente hochgeladen, erfolgt die Verifizierung innerhalb von 48 Stunden.
Spielerei kann teuer werden
Nachdem alle einzelnen Registrierungsschritte durchlaufen wurden, fehlt nur noch eine essenzielle Sache: Geld. Da es sich bei boon um eine virtuelle Prepaid-Kreditkarte handelt, muss das Konto befüllt werden. Zur Auswahl stehen die einmalige (oder automatische) Aufladung per Kreditkarte oder die manuelle Überweisung. Wer boon als primäres Zahlungsmittel nutzen möchte, sollte die nicht unerheblichen Mehrkosten beachten. Wird die virtuelle Kreditkarte per Überweisung aufgeladen, ist das Geld zwar erst in ein bis zwei Tagen auf dem Konto; es ist dafür aber kostenlos.
Nutzer der Kreditkartenbeladung müssen jedoch für jede Aufladung ein Prozent oder zumindest ein Euro bezahlen. Nutzt man die automatische Aufladefunktion, die ab einer gewissen Untergrenze neues Geld aufbucht, weil boon regelmäßig benutzt wird, kann dies schnell zu einer größeren Summe an Ladegebühren führen. Die Kosten der Kontoführung an sich belaufen sich ab dem zweiten Jahr auf 99 Cent pro Monat.
Bezahlen mit Oho-Momenten
Ist der eigene boon-Account mit Geld befüllt und die Kreditkarte im Wallet von Apple, steht dem ersten Einsatz nichts mehr im Wege. Der Ablauf beim Bezahlen ist dabei simple gestaltet. Ist an der Kasse ein NFC-fähiges Terminal verfügbar, sage ich einfach, dass ich mit Karte bezahlen möchte. Hält man das iPhone an den Terminal, erscheint die Kreditkarte am Bildschirm. Zum Abschluss der Transaktion muss dann nur noch die Identität via Touch ID bestätigt werden. Sollte die Karte einmal nicht sofort erscheinen, kann diese auch manuell mit einem Doppelklick auf den Home-Button am Sperrbildschirm aufgerufen werden.
Besitzer einer Apple Watch müssen zum Aufrufen der Karte lediglich zweimal auf den Power-Button drücken. Im Test funktionierte das Bezahlen bis jetzt reibungslos an allen NFC-Terminals. Die verdutzen Blicke und Aussagen mancher „Zuschauer“, die auffallend häufig zu beobachten waren, mögen dabei für den ein oder anderen etwas unangenehm sein.
Fazit
Wer davon geträumt hat, mit Apple Pay spontane Einkäufe erledigen zu können, wird mit boon sicherlich zufrieden sein. Zwar benötigt man für die Registrierung ein paar kleine Tricks und etwas Geduld, das Bezahlen damit funktioniert aber reibungslos. Wer sich ein Geldbörsen-loses Leben wünscht, wird in boon aber nicht die Ideallösung finden.
Muss das Konto häufig beladen werden, können die Gebühren einem schnell den Spaß rauben. Da boon auch nicht mit dem eigenen Girokonto verknüpft werden kann, eignet es sich vor allem für die kleineren Einkäufe, die sich via Apple Pay auch schnell erledigen lassen.
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