Alibaba-IPO: Truthahn-Sandwiches und lange Schlangen
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"Habe ich was Neues erfahren? Ein klares Nein", sagte etwa Akram Yosri, Finanzmanager bei der 3iCapital Group. Er war wie viele seiner Kollegen am Montag beim Auftakt-Event, mit dem Alibaba Anlegern Appetit machen will, beim weltgrößten IPO aller Zeiten mitzuziehen.
"Holzklasse"
Über 23 Milliarden Dollar (17,77 Mrd. Euro) wollen die Chinesen im besten Fall einnehmen. Im New Yorker Waldorf Astoria, einem der renommiertesten Hotels überhaupt, erwartete die Investoren dann aber eher "Holzklasse": Lange Schlangen am Eingang, überfüllte Räume wegen großen Andrangs, Stehplätze, ein verspäteter Beginn - und für den kleinen Hunger abgepackte Truthahn-Sandwiches.
Der außerhalb Chinas weitgehend unbekannte Amazon-Konkurrent hatte am Freitag die Endphase seines US-Börsengangs eingeläutet und die Preisspanne für seine Aktien auf 60 bis 66 Dollar festgesetzt. Damit käme Alibaba am oberen Ende insgesamt auf einen Börsenwert von 163 Milliarden Dollar.
Viele Fragen
Die meisten Investoren habe vielen Fragen an das Management des Konzerns. 3iCapital-Manager Yosri etwa will vor allem wissen, welche Strategie Alibaba für weltweites Wachstum verfolge und wie er gegen Rivalen wie Amazon und eBay in den USA ankommen wolle. Antworten darauf habe er nicht bekommen, bemängelt Yosri.
Andere Anleger, mit denen die Nachrichtenagentur Reuters sprach, äußerten sich ähnlich: Sie hätten gerne gewusst, wie Alibaba zu Bedenken steht, bei der Besetzung des Managements zu undurchsichtig zu sein. So habe Firmengründer Jack Ma noch immer sehr großen Einfluss darauf, wer die Schlüssel-Positionen im Konzern erhält. Anleger sehen darin einen Konflikt zwischen den Interessen des Geschäftsmannes und denen des Konzern. Ma besitzt noch acht Prozent an Alibaba, aber auch Anteile an vielen anderen Unternehmen.
Bis heute nicht vergessen sei etwa Alibabas Entscheidung aus dem Jahr 2010, seinen Bezahldienst Alipay an eine von Ma kontrollierte Gesellschaft auszugliedern. Zur Überraschung vieler Anleger sprach Ma diesen Punkt im Waldorf Astoria in einer zehnminütigen Rede aber an. "Er sagte, es sei eine schwere Entscheidung gewesen, aber erst mit der Zeit werde sich zeigen, dass es auch eine gute Entscheidung war", sagte ein Investor.
Nicht ans Eingemachte
Insgesamt sei Alibaba bei dem Treffen aber nicht ans Eingemachte gegangen. Das Management habe zwar Fragen der Anleger gesammelt. Doch nicht alle seien beantwortet worden, sagte Yosri von 3iCapital. Das sei enttäuschend. Ganz kalt ließ die Veranstaltung viele Investoren dann aber doch nicht: Jack Ma sei schon beeindruckend gewesen, sagten mehrere Fondsmanager. Einige nannten ihn "charismatisch".
Der frühere Englisch-Lehrer gründete Alibaba 1999 mit 17 Mitstreitern in seiner Wohnung. Inzwischen läuft über die Plattform rund 80 Prozent des Internet-Handels in China. Über Alibaba werden heute weit mehr Waren verkauft als bei Amazon und eBay zusammen. Alibaba wird auch das größte chinesische Unternehmen an einer US-Börse sein. Insgesamt soll die Werbetour - im Fachjargon Roadshow genannt - rund um den Globus zwei Wochen dauern. Anschließend will Alibaba dann den Ausgabekurs festsetzen.
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