Das Handy wird ein bisserl nass

Das Handy wird ein bisserl nass

© Getty Images/iStockphoto / filadendron/iStockphoto

Digital Life

Dieses Video kann euer nasses Smartphone retten

Früher galt Reis als das Allheilmittel, wenn das Smartphone ins Wasser gefallen ist. Jetzt gibt es einen neuen Star am Entfeuchtungs-Himmel: YouTube-Videos.

Auf YouTube gibt es mehrere Videos, die als Handyretter gefeiert werden. Eines der populärsten hat 45 Millionen Views und heißt: „Sound To Remove Water From Phone Speaker ( GUARANTEED )“.

Technisch gesehen ist das Versprechen nicht falsch. Es wird ein Ton abgespielt, der dazu führt, dass Wasser aus dem Handy-Lautsprecher entfernt wird. Hier ist also nicht die Rede von „Damit funktioniert dein nasses Handy wieder!“ und nicht „Dieser Ton macht den Lautsprecher trocken!“: Es heißt nur, es wird Wasser entfernt – aber nicht wie viel Wasser.

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Trotzdem sind die Kommentare des Videos voll von Lob und Dankesmeldungen, die einen „Dieses Video hat mein Smartphone gerettet!“-Tonfall haben. Aber was passiert genau, wenn man das Video abspielt?

Die meisten Typen von Lautsprechern, die in elektronischen Geräten verbaut sind, erzeugen Klänge durch eine bewegliche Membran. Beim lautesten, tiefsten Ton vibriert die Membran am stärksten.

Also: Nasses Handy gut abwischen, Lautsprecher auf volle Lautstärke und das Video abspielen. Sollte ausreichend Wasser im Lautsprecher sein, kann man es sogar herausspritzen sehen, wenn man genau hinsieht.

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Smartwatches haben einen Wasserauswurf-Modus

Dasselbe Prinzip nutzen Smartwatches von Apple und Samsung. Deshalb spielen diese Smartwatches ein lautes Geräusch ab, wenn man die Wassersperre löst. Daran sollte man denken, wenn man in der Therme ist: Löst man im Ruheraum nach dem Planschen die Wassersperre, gibt es grantige Blicke der anderen Thermengäste.

Wenn das so gut funktioniert, wieso bauen dann Apple, Samsung und Co. nicht auch diese Funktion in ihre Smartphones ein? Es würde bei den Usern ein falsches Gefühl von Sicherheit auslösen. Das Wasser wird nur vom Lautsprecher weggeschüttelt, nicht aber von anderen Öffnungen, wie etwa dem USB-C-Anschluss.

Und auch wenn Smartphones immer wasserfester werden: Die Dichtungen, speziell beim SIM-Slot und unter den Hardware-Tasten (Ein-Ausschalter, Lautstärke), sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Dichtungen werden durch Hitze, Kälte und mechanische Beanspruchungen spröde, verformen sich oder reißen ein. Je älter also ein Smartphone ist, desto weniger wasserdicht wird es.

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Wasser hinterlässt beim Trocknen Rückstände

Ein Wasserausstoß-Modus könnte User glauben lassen, dass das Smartphone dennoch sicher im Wasser verwendet werden kann. Sie nehmen es dann regelmäßig zum Duschen mit oder machen damit Unterwasserfotos im Pool.

Hier warnen Experten: Es ist immer ein Risiko, wenn das Handy Wasser ausgesetzt. Und je öfters es schon im Wasser war, desto höher die Gefahr für Beschädigungen. Denn selten wird das Smartphone in destilliertes Wasser fallen. Und wenn Poolwasser (Chlor), Meerwasser (Salz), Badewasser (Shampoo) oder selbst Leitungswasser (Kalk) trocknet, bleiben Rückstände im Handy zurück.

Außerdem haben Tests von iFixit gezeigt, dass solche Töne oft nicht das gesamte Wasser aus dem Lautsprecher herauskriegen. Spielt man den Ton öfters ab, werden die übrigen Tröpfchen nicht hinauskatapultiert, sondern schwappen nur im Lautsprecher herum.

Finger weg von Reis!

Schaden können diese Videos jedenfalls nicht. Aber sie sind nicht die ultimative Lösung, um das Handy in wenigen Sekunden trockenzulegen. Reis ist übrigens auch keine Lösung: Apple warnt sogar davor.

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Stattdessen solle man so auf das Handy klopfen, damit Wasser aus den Öffnungen abfließen kann. Danach an einer Stelle mit guter Luftzirkulation mehrere Stunden (laut Apple bis zu 24 Stunden) trocknen lassen. Achtung: Es sollte weder auf der Heizung liegen, noch mit einem Föhn behandelt werden. Denn Smartphones mögen Hitze genauso wenig wie Wasser. 

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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