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Aus für Archify: Gründer setzen auf Suche

Am Mittwoch werde Archify geschlossen und alle Nutzerdaten gelöscht, teilten die Archify-Gründer am Montag im Unternehmensblog mit. Grund dafür sei, dass das Team seine Ressourcen  auf die  Suchmaschine Blippex konzentrieren wolle.

"Wir hatten schon immer die Vision eine Suchmaschine zu machen", sagt Archify-Gründer Max Kossatz zur futurezone. Nach den Enthüllungen rund um die Überwachungsmaschinerie der US-Geheimdienste habe man sich entschlossen, die Idee gleich umzusetzen. Vor zwei Wochen ging die Suchmaschine, die die Privatsphäre schonen und das Zustandekommen von Suchergebnissen transparent machen will, an den Start.

"Highflyer"
Blippex befinde sich zwar erst im Aufbau, habe sich aber bereits nach kurzer Zeit als "Highflyer" erwiesen, sagt Kossatz. "Wir zählen derzeit  täglich rund 50.000 Suchabfragen." Im Vergleich dazu hatte es Archify, bei dem Nutzer ihre Web-Historie speichern und durchsuchen konnten, nach knapp dreijähriger Entwicklungszeit auf lediglich 20.000 Nutzer gebracht. Der Dienst startete zunächst unter dem Namen "Egoarchive" und war seit vergangenen November frei zugänglich. "Wir sind ein kleines Start-up und haben uns entschieden, unsere Ressourcen auf Blippex zu konzentrieren", sagt Kossatz.

Nutzer verärgert
Dass die Schließung kurzfristig erfolgte und Nutzer nur zwei Tage Zeit haben, ihre Daten anzufordern,  sorgte bei einigen Nutzern für Unmut. "Ihr könnt euer Blippex-Gadget behalten", hieß es etwa in einem Posting eines Users auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, das auch in einem Artikel auf GigaOm zitiert wird. Dass der Dienst nur 48 Stunden nach der Ankündigung der Schließung dicht gemacht werde, sei empörend.

"Es gibt kein Backup"
Kossatz kann die Aufregung nur bedingt nachvollziehen. Archify-Nutzer seien mittels Newsletter über das Aus informiert worden, so der Gründer: "Nur wenige wollten ihre Daten haben." Nutzer, die ihre Daten exportieren wollen, könnten das Start-up benachrichtigen. Die betreffenden Files würden dann zugestellt. "Wir haben nicht viel Geld und wollen die Infrastruktur nicht weiter betreiben", sagt Kossatz: "Am Mittwochabend werden alle Daten gelöscht. Es gibt kein Back-up."

Mitgrund für die Entscheidung zugunsten der Suchmaschine war wohl auch eine anstehende Finanzierungsrunde. Mit Blippex hoffen die Gründer, Investoren leichter überzeugen zu können. "Wir mussten eine Entscheidung treffen", sagt Kossatz.

"Jeder versucht Google-Ergebnisse nachzumachen"
Nun will sich das Archify-Team daran machen, Blippex weiterzuentwickeln. Grundlage der Suchmaschine, die auf technischen Lösungen von Archify aufbaut, ist der DwellRank, bei dem die Relevanz von Seiten durch den Zeitraum bemessen wird, den sich Nutzer darauf aufhalten. Die Daten werden durch eine Browser-Erweiterung gesammelt, sie werden allerdings nicht mit Nutzern verknüpft. Daten, mit denen Nutzer identifiziert werden können, werden nicht gespeichert.

Bei Suchmaschinen habe sich in den vergangenen zehn Jahren nichts geändert, meint der Gründer. "Jeder versucht die Ergebnisse von Google nachzumachen." Mit Blippex wolle man andere Wege gehen. Noch seien die Ergebnisse nicht wirklich überzeugend, räumt Kossatz ein. Das liege auch daran, dass gerade einmal 2,7 Millionen Websites indexiert worden seien.

Bei der Suche setzt das mittlerweile in Berlin ansässige Unternehmen auf Offenheit und Transparenz. Das Zustandekommen der Sucherergebnisse soll von den Nutzern kontrolliert werden können. Schon bald wolle man den Suchalgorithmus veröffentlichen, kündigt Kossatz an. Noch am Dienstagabend werden erste Inhalte aus der Datenbank freigegeben: "Das kann sich jeder herunterladen und nachsehen, welche Adressen drinnen sind."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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