Ausverkauf bei Tech-Aktien: Die Angst vor dem Crash 2.0
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Erst wurden "Einhörner" geschlachtet, nun geraten auch Internet-Riesen unter Druck: Die Tech-Branche hat an der Börse einen miserablen Start ins neue Jahr erwischt. Anleger glauben nicht mehr an die rosigen Wachstumsaussichten, auf denen die hohen Bewertungen vieler Unternehmen basieren. Erinnerungen an den "Dot-com Crash" zur Jahrtausendwende werden ins Gedächtnis zurückgerufen. Platzt schon wieder eine Tech-Blase?
15 Prozent hat der Technologie-Index Nasdaq Composite, in dem Branchen-Schwergewichte wie Apple, Google-Mutter Alphabet oder Amazon gelistet sind, seit Jahresbeginn verloren. Damit sind Zuwächse seit Ende 2014 futsch, Hunderte Milliarden an Börsenwert eingebüßt. Anleger hatten 2016 zwar ohnehin nicht viel zu Lachen - auch der US-Leitindex S&P 500 gab um fast zehn Prozent nach. Doch Tech-Aktien sind besonders heftig unter die Räder gekommen.
Aufgeblasen
Experten warnen, dass es noch dicker kommen könnte. "Ich glaube definitiv, dass wir es in diesem Markt mit inflationierten Bewertungen zu tun haben", sagte Hany Nada, Gründer der Wagniskapital-Firma GGV Capital, kürzlich dem Sender CNBC. Teilweise würden Unternehmen doppelt so hoch wie angemessen gehandelt. Angefangen hatte der "Tech-Sturm" im vergangenen Jahr mit steigender Skepsis an Start-ups, die noch nicht an der Börse notiert sind. Lange Zeit hatten Investoren diese Unternehmen mit Geld überschüttet, doch dann drehte die Stimmung. Das Potenzial der "Unicorns" (Einhörner) genannten Hoffnungsträger wurde auf einmal kritisch hinterfragt.
Als "Unicorns" werden (meist Tech-) Firmen bezeichnet, die abseits der Börse eine Marktbewertung von über einer Milliarde Dollar schaffen. Prominente Beispiele sind Uber, Airbnb, oder Snapchat. Ein Raunen ging durch den Markt, als eines dieser Einhörner - der Bezahldienst Square von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey - beim Börsengang im Herbst deutlich niedriger bewertet wurde als vorher in einer Finanzierungsrunde für Investoren. Auch bei anderen Unternehmen schauten Geldgeber plötzlich genauer hin. So korrigierte die große Fondsgesellschaft Fidelity den Wert ihres Investments bei der Foto-App Snapchat um ein Viertel nach unten. Anlegern wurde bewusst, dass vielleicht nicht alle der hochgehandelten Tech-Perlen ihre Wachstumsversprechen erfüllen werden.
Dickes Minus
Die Zweifel weiteten sich aus - auch die Großen der Branche gerieten nun ins Visier der Märkte. Amazon verlor seit Jahresbeginn rund ein Viertel des Aktienwerts, Twitter fast ein Drittel, LinkedIn über die Hälfte. Selbst Apple und Alphabet - die beiden teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt - konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen und lagen zuletzt mit zehn und neun Prozent im Minus.
Zwar haben einige Firmen große Probleme - Yahoo oder Twitter kriseln stark. Apple und Alphabet aber scheffeln Milliarden und sitzen auf riesigen Geldbergen. Auch die Quartalszahlen erklären den Abwärtstrend nicht: 65 Prozent der Tech-Konzerne übertrafen die Erwartungen der Analysten - das gelang nur 49 Prozent im S&P 500. So ist der Ausverkauf eigentlich nur als grundsätzliches Umdenken der Anleger zu deuten. Warnungen vor einer Blase gibt es schon lange. Die Bewertungen wirken zum Teil auch wirklich wie eine sehr gewagte Wette auf die Zukunft - beispielsweise wird die Fahrdienst-App Uber in den Finanzierungsrunden von Investoren trotz roter Zahlen mit über 50 Milliarden Dollar bewertet und damit höher als Autoriesen wie die Opel-Mutter General Motors.
Trotzdem sagen die meisten Analysten, dass der Vergleich mit der zur Jahrtausendwende geplatzten Internet-Blase hinkt. Zur Erinnerung: Damals schluckte der Internet-Dino AOL, den Verizon im Mai 2015 für 4,4 Milliarden Dollar kaufte, Time Warner für über 160 Milliarden Dollar. Experte Marko Kolanovic von JPMorgan glaubt zwar, dass es mit den Tech-Werten vorerst noch weiter abwärts geht. "Ich würde aber nicht sagen, dass wir es mit einer ausgewachsenen Blase in dem Sektor zu tun haben."
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