Berlin: Start-up-Weltstadt mit Hipster-Image
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Die Entscheidung für Berlin als Schwerpunkt unserer Aktivitäten fiel aus dem Grund, dass hier eine sehr starke Szene vertreten ist und es viel Networking innerhalb der Community gibt", sagt Stefan Menden, Mitbegründer von
Die Liste bekannter, deutscher Internet-Unternehmen ist inzwischen endlos lang. Namen wie Soundcloud, Wooga, 6Wunderkinder, Amen, Gidsy oder Readmill sind nur einige wenige Beispiele, die derzeit auch durch die internationalen Medien geistern. Und so spricht man von Berlin in Anlehnung an das Silicon Valley heute auch gerne als "Silicon Allee".
500 Neugründungen im vergangenen Jahr
Tatsächlich schießt in der deutschen Hauptstadt ein Start-up nach dem anderen aus dem Boden. Allein im Jahr 2011 kamen 500 neue hinzu, seit dem Jahr 2008 wurden laut IHK Berlin (Industrie- und Handelskammer zu Berlin) 1300 Internetfirmen in Berlin gegründet. Laut Zahlen von Thomson Reuters wurde im vergangenen Jahr von internationalen Venture Capital Firmen in insgesamt 103 deutsche Start-ups investiert - ein Großteil davon ist der Berliner Szene zuzuordnen, da dort deutschlandweit die meisten jungen Unternehmen ansässig sind. Obwohl die großen Geldgeber insgesamt noch eher aus dem Ausland stammen, zeigen sich mittlerweile auch immer mehr deutsche Investoren risikofreudiger und pumpen Geld in vielversprechende Start-ups.
Viele wichtige Events unterstützen die Start-up-Szene in Berlin, stärken das Ökysystem und zeigen gleichzeitig, welche Relevanz der Standort mittlerweile erlangt hat. Zuletzt war das im Zuge der diesjährigen
Das Projekt Start-up Genome hat kürzlich ein Ranking mit den besten internationalen Start-up-Standorten veröffentlicht. Dabei belegt Berlin den 17. Platz - "gefühlsmäßig" müsse die Stadt mittlerweile aber noch viel höher gereiht sein, wie viele in der Gründerszene meinen. Denn von überall aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland ziehen immer mehr junge Firmen nach Berlin.
Verlockend für österreichische Firmen
Vor wenigen Tagen gab auch der Wiener Webdienst
Hinzu kommt für viele, wie auch für Archify, das Argument, dass die Mieten in Berlin im internationalen Vergleich nach wie vor recht günstig sind. Büroflächen, die in London oder New York für manch Start-up finanziell nicht leistbar wären, sind in der deutschen Hauptstadt immer noch erschwinglich.
Samwer-Brüder
Wer von Berliner Start-ups spricht, kommt um den Namen Samwer nicht herum. Die berühmt-berüchtigten Brüder haben schon Anfang der 2000er Jahre kräftig in der Berliner Gründerszene mitgemischt und zählten mit ihren teilweise 1:1-Kopien von US-Unternehmen zu den wenigen Überlebenden des ersten Internetbooms. Zu ihren bekanntesten Firmengründungen und Investments zählen der eBay-Klon Alando.de, der Klingeltonanbieter Jamba, das Videoportal MyVideo, das soziale Netzwerk StudiVZ, der Online-Schuhhändler Zalando sowie der Online-Marktplatz DaWanda.
Aufgrund der vielen, teils erfolgreichen, teils weniger erfolgreichen Copycats (Nachahmungen), die auf das Konto der Samwer-Brüder gehen, hat Deutschland heute international auch so etwas wie den Ruf als "Klonland". Erst kürzlich sorgte mit Pinspire die dreiste Kopie der Foto-Plattform Pinterest für ungläubiges Staunen und reichlich Kritik. Die deutschen Gründer-Brüder zeigen sich jedoch unbeirrt und halten an ihrer Strategie fest. Nicht zuletzt brachten sie mit ihren zahlreichen Firmengründungen auch viel Bewegung mit in die Stadt. "Natürlich ziehen solche Gründernetzwerke wie die der Samwer-Brüder auch viele kreative Leute an. Und diese Leute bleiben dann in der Stadt", sagt Menden von JustBook.
Zwischen Hype und hip
Berlin hat schon seit vielen Jahren den Ruf als coole, hippe Stadt, Partyszene und Clubkultur sind international bekannt. Künstler, Musiker und Designer sind omnipräsent. Das schlägt sich auch in der jungen Gründerszene nieder. Der Ideenreichtum ist entsprechend groß, technikaffine Leute schließen sich mit Vertretern der Künstlerszene kurz.
"Für uns ist Berlin ein wirklich guter Standort. Es sind sehr viele wichtige Leute hier versammelt, vor allem auch aus der Musikszene - mit der wir natürlich viel zu tun haben", sagt Thorsten Lüttger, Mitbegründer von
Der Hype um Berlin ist augenblicklich groß - manchen auch ein wenig zu groß. Viele kämen nur hier hin, weil die Stadt eben gerade angesagt sei, weil man toll ausgehen und viele Leute treffen könne, heißt es seitens kritischer Stimmen. Um eine wirklich gute Firma zu gründen, bedürfe es etwas mehr als sich an einem "coolen Standort" festzuklammern. "Natürlich ist Berlin derzeit auch ein wenig überhyped", meint Menden von JustBook. "Ich bin überzeugt, dass auch wieder irgendeine der groß finanzierten Firmen pleite gehen wird. Dann wird es wieder heißen: Die Blase ist geplatzt, der Hype ist vorbei." Aber wie schon um die Jahrtausendwende gelte: "Die Talente bleiben hier und gründen dann wieder neue Unternehmen. Insofern ist Berlin auf jeden Fall der beste Standort in Deutschland."
- Archify: Wiener Start-up zieht nach Berlin
- re:publica: Konferenz über Bewegungen im Netz
- Musicplayr: Playlists als Visitenkarte im Web
- JustBook: Hotelbuchungen für Kurzentschlossene
Kommentare