Aufsteiger

Börsenstart: LinkedIn war mehr wert als Lufthansa

Die Anleger waren so heiß auf Aktien der Plattform für berufliche Kontakte, dass sich ihr Börsenwert gleich am ersten Handelstag mehr als verdoppelte. LinkedIn war zum Handelsschluss am Donnerstag 8,9 Milliarden Dollar (6,2 Mrd Euro) wert. Das ist mehr als in Deutschland etwa die Commerzbank oder der Flughafenbetreiber Fraport auf die Waage bringen.

Die Aktie war beim Börsengang für 45 Dollar ausgegeben worden und schloss am Donnerstag mit einem Kurs von 94,25 Dollar. Für kurze Zeit war das Papier sogar bis auf 122,70 Dollar hochgeschossen - LinkedIn war in diesem Moment fast zwölf Milliarden Dollar wert, mehr als etwa die Lufthansa.

Die Flut an Kaufbegehren war so groß, dass die Aktie verspätet in den Handel startete. Ein solch erfolgreiches Börsendebüt hat schon lange kein namhaftes Unternehmen mehr hingelegt. Dabei hat LinkedIn im vergangenen Jahr gerade mal einen Umsatz von 243 Mio. Dollar und einen Gewinn von 15 Mio. Dollar erwirtschaftet.

Angst vor neuer Blase
LinkedIn kommt zugute, dass Internetunternehmen bei Anlegern hoch im Kurs sind. Sowohl das Online-Netzwerk Facebook als auch das Schnäppchen-Portal Groupon sicherten sich jeweils Hunderte Millionen Dollar bei Investoren abseits der Börse. Beide Unternehmen erwägen, ebenfalls aufs Parkett zu gehen.

Sorge macht Beobachtern vor allem das krasse Missverhältnis der Geschäftszahlen von LinkedIn auf der einen und der Milliarden-Bewertung auf der anderen Seite: Das Online-Netzwerk verdiente im vergangenen Jahr gerade einmal 15 Millionen Dollar bei 243 Millionen Dollar Umsatz.

Deswegen fühlen sich immer mehr Marktexperten an die sogenannte Dotcom-Blase vor mehr als zehn Jahren erinnert: Damals packten Anleger ihr Geld in fast alles, was eine Internet-Adresse hatte. Viele Firmen hatten aber kein tragfähiges Geschäftsmodell. Als die Blase schließlich platzte, wurden an der Börse viele Milliarden verbrannt. Allerdings gingen aus dieser Zeit auch heutige Schwergewichte wie die Handelsplattformen Amazon und Ebay hervor.

In einem ersten Schritt bringt LinkedIn Aktien für annähernd 353 Mio. Dollar unter die Anleger, wie das Unternehmen am späten Mittwoch erklärte. Wenn das Kontingent ausgeschöpft ist, können die beteiligten Banken mit zusätzlichen Papieren weitere 53 Mio. Dollar einsammeln, womit LinkedIn und seinen Alteigentümern insgesamt knapp 406 Mio. Dollar zuflößen. Die restlichen Aktien dürften nach und nach an die Börse gelangen.

100 Millionen Business-User
Über LinkedIn sind weltweit mittlerweile mehr als 100 Millionen Menschen miteinander verbunden. Anders als bei Facebook oder MySpace geht es dabei um berufliche und nicht private Kontakte. Größter Konkurrent ist Xing aus Hamburg mit mehr als 10 Millionen Mitgliedern, rund 4,5 Millionen davon im deutschsprachigen Raum.

Hinter LinkedIn stehen im Wesentlichen der Mitgründer Reid Hoffmann mit 21,2 Prozent sowie die Finanzinvestoren Sequoia Capital, Greylock Partners und Bessemer Venture Partners mit zusammen 39,4 Prozent. Hoffmann hatte bereits beim Verkauf des Online-Bezahldienstes PayPal an Ebay ordentlich Kasse gemacht.

Konkurrent Xing war schon im Dezember 2006 an die Börse gegangen. Im momentanen Internethype erhöhte sich der Börsenwert auf 269 Mio. Euro. Zum Vergleich: Bei Facebook schwirren mittlerweile Bewertungen von 60 Mrd. Dollar und mehr durch den Raum. Soviel sind der deutsche Versicherungsriese Allianz oder der Energiekoloss E.ON derzeit an der Börse wert.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare