© Screenshot

Finanzierung

Crowdfunding-Plattform wemakeit startet in Österreich

Crowdfunding hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend als alternatives Finanzierungsmodell für kreative Projekte und Start-ups etabliert. Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo sind heute weltweit ein Begriff. Zwar ist das Thema in Österreich bisher noch nicht im Mainstream angekommen - wie auch eine aktuelle Studie von Ernst & Young belegt - der Markt dafür ist aber jedenfalls vorhanden. Ab März startet nun die Schweizer Crowdfunding-Plattform wemakeit auch einen Österreich-Ableger und ergänzt damit bestehende Angebote wie zum Beispiel Conda.at oder 1000x1000.at - wobei es sich bei diesen eigentlich um Crowdinvesting-Plattformen handelt.

Zum Österreich-Start sind 13 heimische Projekte mit an Bord. Thematisch reicht die Palette von einem Jungväterkochbuch über einen Onlineshop für die heimische Kreativwirtschaft bis hin zu einem Grätzlprojekt. Insgesamt laufen dann etwa 100 Projekte parallel auf der Plattform.

Fokus auf deutschsprachigen Markt

Neben der Schweiz ist wemakeit, das im Jahr 2012 von der Kulturkommunikatorin Rea Eggli, dem Künstler Johannes Gees und dem Interaction Designer Jürg Lehni gegründet wurde, seit 2013 auch in Deutschland aktiv. Über die vergangenen drei Jahre sind laut wemakeit über die Plattform mehr als sieben Millionen Euro in die Umsetzung von Ideen und Produktentwicklungen geflossen. “Derzeit liegt unser Fokus auf der Schweiz, Deutschland und Österreich. Hier sind wir aktiv und persönlich präsent. Aber grundsätzlich können Projekte bei uns aus der ganzen Welt eingereicht und auch unterstützt werden”, sagt Simone Mathys-Parnreiter, die für den Österreich-Ableger verantwortlich ist, zur futurezone.

70 Prozent der Ideen auf wemakit schaffen es laut den Plattformbetreibern, ihr Crowdfunding-Ziel zu erreichen. Etwa 1000 Projekte fanden bisher die angestrebte finanzielle Unterstützung. In Deutschland finanzierte beispielsweise der bekannte Künstler und Liedermacher Rocko Schamoni eines seiner Alben über wemakeit. Die Projekte haben ab ihrem Start zwischen 30 und 45 Tagen Zeit, um ihre anvisierten Zielsummen zu erreichen. Kommen sie nicht auf die gewünschte Summe, gibt es gar kein Geld - so hält man es auch bei Kickstarter. Konkurrent Indiegogo wiederum lässt Geld auch bei gescheiterten Kampagnen fließen, behält sich dann aber einen größeren Prozentsatz an Gebühren ein.

Persönliche Betreuung

Von anderen Crowdfunding-Plattformen will sich wemakeit inbesondere mit persönlicher Betreuung der Projekte abgrenzen. “Wir schauen uns jede Kampagne an, bevor sie online geht. Wir geben Feedback und Tipps und stehen auch für persönliche Termine zur Verfügung, wenn sich jemand mehr Input holen möchte - das ist in Österreich mit keiner anderen Plattform im Reward-Based-Bereich möglich”, so Mathys-Parnreiter. Reward-Based-Crowdfunding bedeutet, dass die Unterstützer Gegenleistungen und Goodies bekommen. Das kann von persönlichen Einladungen über Limited Editions bis hin zu Wohnzimmerkonzerten reichen oder auch nur das Produkt selbst bedeuten, das mit der Kampagne finanziert wird. “Über uns kann man keine Firmenanteile, Gewinnbeteiligungen oder Zinsen als Gegenleistung anbieten, so wie das im Crowdinvesting üblich ist”, erklärt die wemakeit-Österreich-Chefin.

Derzeit tourt Mathys-Parnreiter quer durch alle österreichischen Bundesländer, um in unterschiedlichen Communitys und Zielgruppen das Potenzial von Crowdfunding zu erläutern.

Kleiner, sichtbarer

“Bei wemakeit haben die Kampagnen viel digitale Laufkundschaft und eine höhere Sichtbarkeit als bei Plattformen wie Indiegogo und Kickstarter, bei denen Tausende Projekte zugleich laufen”, so Mathys-Parnreiter weiter. Zudem habe ein Großteil der Crowdfunding-Projekte einen regionalen oder nationalen Radius, davon verspreche man sich viel Präsenz. Bei wemakeit sieht man es demnach eher als Vorteil nicht so riesig wie die US-Konkurrenz zu sein.

“Eine Plattform macht zudem keine Kampagne - egal, wie groß sie ist”, meint Mathys-Parnreiter. “Den ersten großen Schub müssen Projekte mit ihren eigenen Netzwerken erreichen, erst dann kann eine Plattform verstärkend wirken. Den Unterstützern ist es nicht so wichtig, wo ein Projekt online ist - sie unterstützen Projekte, nicht Plattformen.”

Keine “Ego-Projekte”

Thematisch zeigt sich die Plattform offen, von Kultur- und Kreativwirtschaft über Journalismus und Technologie bis hin zu Landwirtschaft, Tourismus und Gastronomie sei alles willkommen. “Was wir ablehnen: ‘Ego-Projekte’ - wie etwa eine Weltreise oder eine Hochzeitstorte. Unsere Projekte bieten immer einen Mehrwert für eine gewisse Öffentlichkeit, auch wenn es eine Nische ist”, sagt Mathys-Parnreiter.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

mehr lesen
Claudia Zettel

Kommentare