Dramatische Folgen: Karte zeigt wirtschaftlichen Stillstand
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Die Corona-Krise sorgt nicht nur für einen Stillstand unseres sozialen Lebens, sondern auch für einen harten Wirtschaftsstopp. Lieferketten weltweit sind derzeit lahmgelegt – zahlreiche Fabriken sind geschlossen und Güterströme unterbrochen. Den Überblick über die jeweilige nationale Situation zu behalten, ist derzeit kaum noch möglich.
Doch besonders für die Automobil-, Chemie-, Metall- und Elektronikindustrie sind Informationen über Störungen in Lieferketten essenziell. Um diese in Echtzeit anschaulich zu machen, hat das Wiener Start-up Prewave die sogenannte „Coronavirus Disruption Map“ entwickelt. Die Karte richtet sich an die für die industrielle Produktion wesentlichen Hotspots wie China, USA, Indien und mehrere Länder in Europa.
Sie funktioniert ähnlich der John Hopkins Map, die die weltweiten Infektionsfälle anzeigt - nur eben veranschaulicht die Coronavirus Disruption Map die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. „Jetzt kann der Ottonormalverbraucher erstmalig sehen, wie Lieferketten von der Pandemie betroffen sind und welche Unternehmen aktuell noch produzieren und welche nicht“, sagt Harald Nitschinger im futurezone-Gespräch. Gemeinsam mit Lisa Smith hat er Prewave gegründet. Ziel dieser Innovation ist es, Risiken frühzeitig entgegenwirken zu können und Lieferengpässe oder gar Produktionsstopps zu verhindern.
China erholt sich
Die wirtschaftlichen Konsequenzen durch das Coronavirus seien ihm zufolge erheblich. In China, wo das Virus seinen Ursprung findet, erreichten sie ihren Höhepunkt Anfang Februar. „Die Daten haben gezeigt, dass China mit Ende Februar aber wieder zu produzieren begonnen hat“, ergänzt der Experte.
Durch den Puffer von 6 bis 8 Wochen, die Zeit, die Waren auf dem Seeweg brauchten, konnte sich die Industrie demnach erholen. „Dann aber ist Italien hinzugekommen, Österreichs zweitwichtigster Handelspartner“, erzählt der Experte weiter. Die erste Streikwelle und der anschließende Shutdown seien für die heimische Industrie letztlich schwer zu verkraften. „Es ist eine sehr schwierige Situation.“
Warnung per KI
Wie die Lage weltweit aktuell aussieht, ist auf der Coronavirus Disruption Map live mitzuverfolgen. Bei Lieferunterbrechungen erhalten Nutzer der digitalen Karte zudem Warnungen in Form eines Newsfeed, etwa über Arbeiterunruhen, politische Unsicherheiten oder finanzielle Schwierigkeiten in den jeweiligen Ländern.
Diese Warnungen werden mithilfe von Big Data aus Nachrichtenmedien oder Social Media per künstlicher Intelligenz (KI) erfasst und in über 50 Landessprachen ausgewertet. Die KI berücksichtigt dabei nicht nur unterschiedliche Risikofaktoren wie Infektionsfälle oder Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch indirekte Konsequenzen der Virusverbreitung, darunter Kurzarbeit oder Fabrikschließungen.
Zuverlässige Quellen
Zusätzlich informieren die Lieferanten selbst über den Status Quo im jeweiligen Land. „Wir arbeiten mit Unternehmen zusammen. Die geben uns Informationen, unter anderem über Lieferanten, Transportknotenpunkte oder Seehäfen. Wenn dort etwas passiert, etwa ein Streik, erhalten Kunden Meldungen á la 'Streik bei Lieferant in Norditalien in drei Tagen'“, so Nitschinger.
Bei den Nachrichtenmedien und sozialen Netzwerken wird die Zuverlässigkeit der Quellen überprüft, damit sich keine Fake News hineinschleichen. „Wir verstehen, welche Quellen zuverlässig sind und welche weniger. Außerdem wird ein einzelner Tweet über eine Unternehmensschließung beispielsweise nicht miteinbezogen. Erst wenn es dutzende Meldungen unterschiedlicher Quellen zum einem Thema gibt, gelten sie als verlässlich. Und erst dann werden die Warnungen für Kunden generiert“, so der Spezialist.
5 Jahre Forschung
Die Technologie von Prewave wurde 5 Jahre lang an der TU Wien durch Mitgründerin Lisa Smith erforscht. Seit der Gründung des Spin-Offs Prewave im Jahr 2017 wurde sie zudem kontinuierlich weiterentwickelt, um Risiken in Lieferketten besser zu behandeln.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.
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