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Farmville-Macher Zynga kämpft mit Aktienfluch

In  Spiele von Zynga konnte man bisher nur mit wenigen Cents investieren und etwa Traktoren, Saatgut oder Tiere kaufen, um virtuelle Gewinne zu erwirtschaften. Seit Freitag kann man nun im großen Stil einsteigen und reale Gewinne einfahren. Die Firma, die hinter Facebook-Games wie „FarmVille“, „CityVille“ oder „CastleVille“ steckt,  wirft elf Prozent der Unternehmensanteile auf den Markt und verlangt als Ausgabepreis zehn US-Dollar pro Aktie. Hochgerechnet führt das zu einem Unternehmenswert von 8,9 Milliarden US-Dollar, womit es sich um den größten Börsegang im Technik-Sektor seit Google im Jahr 2004 handelt.

Solide Leistung
Vom Spiele-Hersteller, der 2007 vom Web-Verteran Mark Pincus gegründet wurde, wird einiges erwartet. Im Gegensatz zu anderen Web-Unternehmen ist Zynga profitabel, bis dato konnte 2011 einen Profit von 30 Millionen US-Dollar verbucht werden. Zudem ist das Geschäftsmodell solide: 20 Prozent des Umsatzes kommen aus Werbung, 80 Prozent stammen aus  „Micropayments“. Dies sind Cent-Beträge, die Nutzer im Spielverlauf für virtuelle Gegenstände ausgeben, , um sich Vorteile zu verschaffen. Zwar handeln nur drei Prozent der Spieler mit virtuellen Gütern, was bei der Masse an Nutzern jedoch Millionen gleichkommt. Prognosen sagen dieser Handelssparte, die mit neun Milliarden US-Dollar beziffert wird, in den kommenden Jahren eine Verfünffachung voraus.

Vorsicht und Skepsis bestimmen Börsegang
Trotz der guten Vorzeichen sind Analysten skeptisch. Der Aktienmarkt ist unsicher. Diese Woche enttäuschte zudem in Japan der Börsengang der Spielefirma Nexon, die dasselbe Geschäftsmodell wie Zynga verfolgt. Hinzu kommt die miserable Leistung anderer Börse-Debütanten wie LinkedIn oder Groupon. Die Milliarden-Bewertung - Mitte des Jahres waren sogar 20 Milliarden geplant - ist vielen Experten zu hoch, da die Nutzerzahlen langsamer als erwartet wachsen. Der Erfolg von FarmVille ist weiterhin unerreicht, folgende Spiele  boten spielerisch wenig Neues. Egal ob CastleVille, FrontierVille oder CityVille: Das Spielprinzip bleibt gleich, nur der Anstrich ändert sich. Die erste Fortsetzung, Mafia Wars 2, bleibt seit dem Oktober-Start ebenfalls hinter den Erwartung zurück.

Investieren und expandieren
Der Schritt auf den Aktienmarkt bringt Zynga nun Einnahmen von 1,1 Milliarden US-Dollar, die die Firma in die  Spielentwicklung  steckt. Das Geld soll auch helfen, Übernahmen zu finanzieren und sich  breiter aufzustellen. Noch ist Zynga  fast ausschließlich von Facebook abhängig. 95 Prozent des Umsatzes werden mit Spielen in dem Online-Netzwerk erwirtschaftet, der Großteil der 260 Millionen Spieler kommt von Facebook. Versuche, sich zu diversifizieren, wurden erst heuer unternommen. So bietet man Titel auf anderen Plattformen wie etwa Google+ an. Die größten Hoffnungen werden jedoch auf den Smartphone-Markt gesetzt.

Alte Größen holen auf
Zynga muss  handeln, denn traditionelle Spielehersteller, die den Computer- und Handy-markt fest im Griff haben, holen auf. Electronic Arts kaufte um 400 Millionen US-Dollar die auf Web-Games spezialisierte Firma Playfish und schaffte es mit der Facebook-Premiere „The Sims Social“ auf Anhieb auf Platz Zwei (weshalb Znyga den zuständigen EA-Topmanager abwarb). Weiters ist noch unklar, ob sich Gratis-Spiele, die sich auf Micropayments stützen, etablieren und Konzepte finden, um die Spieler langfristig  zu halten.

Wegweisender Kurs
Fix scheint jedenfalls nur, dass das eintritt, was bisher bei jedem Tech-Börsengang dieses Jahr passiert ist: In den ersten Tagen wird die Aktie hohe Zuwächse verbuchen, in den folgenden Wochen dann unter den Ausgabewert sinken.

Die Entwicklung der Zynga-Aktie gilt jedenfalls für viele Experten als Probelauf für jenen Börsengang, auf den die Tech- und Finanzwelt schon ungeduldig wartet. Facebooks Debüt am Aktienmarkt wird für Mitte 2012 erwartet.

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Benjamin Sterbenz

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