Google bezahlt für Daten-Traffic an Orange
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Google geht es in Frankreich gleich mehrfach an den Kragen. So hat der Internet-Konzern, dem mit YouTube das größte und bekannteste Video-Portal gehört, mit dem französischen Mobilfunkanbieter Orange einen Deal abgeschlossen, für den verursachten Datentraffic von YouTube zu zahlen. Das erklärte der Orange-Chef Stephane Richard laut AFP in einem TV-Interview.
Zahlungen für "Pflege der Netze"
Google könne den Konzern mit weltweit 230 Millionen Kunden nicht ignorieren und habe in Verhandlungen ein "Kräftegleichgewicht" erzielt, heißt es. Wie hoch die Summe der vereinbarten Zahlungen ist, ist nicht bekannt, es seien allerdings "keine Millionen". Richard sagte, dass YouTube rund 50 Prozent des Datenvolumens in den Orange-Netzen generiere. Das Geld werde für die Pflege und den Ausbau der Netze herangezogen, so Richard. Betreffen tut dieser Deal übrigens nicht Frankreich, sondern Afrika. Denn dort sei Orange "dominant" am Markt - und ein derartiger Deal daher möglich.
Doch auch in Europa, allen voran in Deutschland werden die Rufe von Telekommunikationsunternehmen immer lauter, dass sich die Konzerne, die für den Datentraffic verantwortlich seien, an den Kosten für den Netzausbau beteiligen sollten. Dies wäre freilich aber das Ende der Netzneutralität, wie wir sie kennen und daher sind die Zugeständnisse von Google in Afrika an Orange höchst brisant.
Verhandlungen mit Zeitungen vor Scheitern
Doch dem nicht genug. Orange ist nicht das einzige französische Unternehmen, was Geld vom US-Konzern sehen will. Geld sehen wollen auch Zeitungen, die Google für die Verluste im Werbegeschäft verantwortlich machen wollen. Laut der französischen Zeitung "Le Monde" dürften die Verhandlungen allerdings diese Woche zu einem Stillstand kommen, weil keine Einigung erzielt werden kann. Google hat angeblich eine jährliche Kompensation von 50 Millionen Euro angeboten, die Zeitungen wollen allerdings eine Summe zwischen 70 und 100 Millionen Euro pro Jahr.
Internet-Steuer fürs Datensammeln
Über eine sogenannte "Internet-Steuer" auf Links wird bereits seit längerem verhandelt, doch auch hier kommt die Regierung gerade auf "neue Ideen". Die französische Regierung hat vergangene Woche zudem eine Art "Zusammenfassung" über von der Regierung geplante Maßnahmen in einem Papier veröffentlicht. Darin ist von einer "Internet-Steuer" die Rede, die für die Sammlung von persönlichen Daten zu erheben sei, wie die unter anderem "New York Times" berichtet.
Unternehmen wie Google, Facebook oder Amazon würden viel über ihre Nutzer wissen und können sie dadurch in Werbungen persönlich adressieren. Das habe einen Wert, heißt es in dem Papier. Google reagierte auf das 200-Seiten-Papier in einer ersten Reaktion freilich ablehnend: "Das Internet bietet große Möglichkeiten für wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze in Europa, wir glauben, dass die Politik dieses Wachstum unterstützen sollte."
- Frankreich will Steuernachzahlung von Amazon
- Apple und Co wegen Steuertricks unter Druck
- EU-Länder wollen Steuertricks verhindern
- Apple unter Kritik für niedrige Steuerzahlungen
- Bericht: Auch Microsoft wandte Steuertricks an
Kommentare