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Hightech-Betrieb züchtet sechs Milliarden Kakerlaken pro Jahr

In der größten Schabenzuchtanlage der Welt werden in China jährlich sechs Milliarden Schaben gezüchtet. Der Betrieb in der Stadt Xichang in der Provinz Sichuan produziert Kakerlaken für medizinische Zwecke. Die Schaben werden in dunkler, feuchter und warmer Umgebung gezüchtet. Intelligente Software sorgt dabei dafür, dass die Bedingungen stets optimal für die sechsbeinigen Medizinprodukte bleiben, wie die South China Morning Post berichtet. So schafft es die Firma, über 300.000 Kakerlaken pro Quadratmeter und Jahr zu produzieren. Das ist ein Wert, der einen Schabenzucht-Weltrekord bedeutet. Die Regierung von Sichuan ist der Auffassung, dass die wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte, die diese Werte erlauben, von der chinesischen Zentralregierung mit einem Preis ausgezeichnet werden sollten.

Die künstliche Intelligenz, die den Zuchtbetrieb steuert, wertet ständig 80 Datenpunkte aus, von Feuchtigkeit über Temperatur bis zu Futtermenge und -konsum. Zudem werden genetische Mutationen erkannt und deren Auswirkungen auf die Fortpflanzung beobachtet. "Es gibt auf der ganzen Welt nichts vergleichbares. Es wurden einzigartige Lösungen für spezifische Herausforderungen entwickelt", sagt Zhang Wei, der an der Entwicklung beteiligt war.

Rascheln im Dunkeln

Menschen gibt es in der Anlage kaum noch. Wenn jemand eintreten will, muss er spezielle Schutzkleidung anlegen, um den Kakerlakenbestand nicht zu kontaminieren. Besucher berichten, dass in der Dunkelheit des Zuchtbetriebs ein konstantes Rascheln zu hören sei, das von den herumwuselnden Kakerlaken verursacht wird. Den Lichtkegel von Taschenlampen meiden die Insekten. Sie fliehen umgehend in die Dunkelheit.

Die Schabenkolonie in der Zuchtanlage ist laut den Betreibern die größte, die je auf unserem Planeten existiert hat. Sollten die Tiere entkommen, wäre das eine Katastrophe für die Umwelt in der Region. Schaben vermehren sich sehr schnell. Ein dutzend von ihnen könnte ein ganzes Stadtviertel befallen. Die Betreiber der Anlage sagen, sie hätten entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen.

Gutes Geschäft

Die Farm hat den Betreibern in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz gebracht. Die Tiere werden, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben, zermahlen und zu einer Tinktur verarbeitet, die gegen Magenschmerzen und andere Beschwerden helfen soll. Der Geschmack wird als leicht süßlich beschrieben, der Geruch soll eine leichte Fischnote haben.  Mehr als 40 Millionen Menschen mit Atemwegs- oder Verdauungsproblemen wurden schon mit dem Kakerlakensaft behandelt. Das Produkt wird laut Hersteller an über 4000 chinesische Krankenhäuser verkauft. Tinkturen aus Schaben haben in der traditionellen chinesischen Medizin eine lange Geschichte und werden etwa Kindern mit Fieber oder Bauchweh verabreicht.

Chinesische Forscher haben in Studien mehrere Dutzend medizinisch wirksamer Proteine isoliert, die Potenzial als Medikamente haben könnten. Da viele Menschen sich vor Kakerlaken ekeln, wird der Inhaltsstoff auf dem fertigen Produkt nicht beworben. Lediglich der lateinische Name der Schabenart taucht in den Beipackzetteln auf. In China ist die Tinktur rezeptfrei für etwa acht US-Dollar pro 100 Milliliter erhältlich.

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