Microsoft enträtselt Surface-Pro-Speicherplatz
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© Thomas Prenner

Österreich

"In Geiselhaft": Unis kritisieren Office-Aktion

Der Softwarekonzern Microsoft durchlebt derzeit einen Umbruch. Nachdem im Vorjahr das neue Betriebssystem Windows 8 auf den Markt gekommen ist, sorgt nun auch das Lizenzmodell von Office 2013 für Aufregung. Doch nicht etwa

, sondern das neue Modell für Studenten-Lizenzen bereitet den IT-Abteilungen der österreichischen Universitäten derzeit Kopfzerbrechen. Im Rahmen des sogenannten Student Option Pilot sollen vergünstigte Lizenzen für die aktuelle Version der Microsoft Office-Suite angeboten werden. Ein theoretisch gutes Angebot, bei dem der Teufel jedoch im Detail steckt. Erstmals ist eine Mindestabnahmemenge von 1.000 Stück vorgesehen, die für viele Universitäten utopisch erscheint.

Teurer als auf dem freien Markt
Im Rahmen des Pilot-Projekts für Belgien und Österreich soll eine Office Pro Plus-Lizenz für 74 Euro angeboten werden. Die Universitäten hätten somit zumindest eine Bringschuld von 74.000 Euro gegenüber ihrem Händler, dem sogenannten LAR (Large Account Reseller), der das Risiko trägt und die Summe für die Lizenzen vorstrecken muss." Es steckt ein gewisses unternehmerisches Risiko dahinter, wir könnten uns das nicht leisten", meint Zsolt Pataky von der TU Graz gegenüber der futurezone. Die TU Graz ist mit mehr als 12.000 Studierenden (Stand 2011/12) die derzeit acht-größte Universität Österreichs, dennoch äußerte sie sich kritisch zum Microsoft-Angebot, das der futurezone vorliegt.

Auch andere Universitäten haben im Gespräch mit der futurezone diesen Umstand beklagt, unter anderem wurde von einer "Geiselhaft" für die IT-Verantwortlichen gesprochen. Auch Christian Marzluf von der Uni Wien, mit rund 94.000 Studierenden die größte Universität Österreichs, kann dem Angebot nur wenig abgewinnen. "Die Abnahmemenge ist nicht wirklich ein Problem für uns, aber es finden sich sogar auf dem freien Markt bessere Angebote."

"Keiner soll ausgeschlossen werden"
Marzluf veranstaltet unter anderem die u:book-Aktion, bei der vergünstigte Hard- und Software für Studenten angeboten wird. Trotz des Angebots hat man sich gegen eine Aufnahme von Office 2013 für das kommende u:book-Verkaufsfenster, das am 25.Februar startet, entschieden. "Wir wollten niemanden ausschließen, das u:book-Angebot muss für jeden Studierenden in Österreich gleich sein", erklärt Marzluf. Diese Bedenken äußerten auch Vertreter von anderen Universitäten, die sich aufgrund der Mindestabnahme-Menge nicht an der Aktion beteiligen können.

Microsoft hatte zum Marktstart von Office 2013 in Österreich zwei Studenten-Versionen für den freien Markt angekündigt. Die klassische Version Office Home & Student für 139 Euro umfasst eine Dauerlizenz für die Programme Word, Excel, PowerPoint und OneNote. Mit Office 365 University erkauft sich der Student hingegen um 79 Euro das Recht auf die Nutzung der kompletten Office-Suite (inklusive Outlook, Publisher und Access) für vier Jahre sowie die parallele Installation auf zwei Geräten. Das "Pro Plus"-Angebot für die Universitäten ist eine Mischung dieser beiden Angebote: Eine Lizenz mit unbegrenzter Laufzeit für eine komplette Office-Suite, drei Jahre Update-Garantie sowie die Erlaubnis, die Software auf bis zu zwei Geräten parallel zu installieren.

Gefahr für weltweiten Markt
Generell liegt die Schmerzgrenze bei den Studierenden für Bezahl-Software recht niedrig, wie Zsolt Pataky von der TU Graz bemerkt: "Der Preis ist zu hoch. Mehr als 20 bis 30 Euro wollen die Studenten nicht bezahlen, aber das wird wohl nur schwer umsetzbar sein." Im Rahmen einer u:book-Aktion kam man dieser Grenze bereits recht nahe, damals kostete eine PC-Lizenz lediglich 51 Euro. Marzluf äußerte jedoch auch Verständnis für die Position von Microsoft: "Es ist schwierig für Microsoft, Ausnahmen für einzelne Märkte zu schaffen. Das schafft dann Präzedenzfälle, auf die sich dann ähnliche Programme in anderen Ländern berufen."

Gescheiterte Verhandlungen
Microsoft wollte die Verhandlungen mit den Universitäten auf Anfrage nicht kommentieren, man wolle noch die ausstehenden Rückmeldungen abwarten. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ist nach eigener Aussage derzeit nicht in die Verhandlungen involviert, man wolle aber für die Zukunft eine Lösung auf Basis des im Vorjahr geschlossenen "Campus Austria"-Vertrages anstreben. An diesem Vertrag, der die Bereitstellung von Software durch Microsoft vorsieht, sind derzeit alle österreichischen Universitäten und FHs beteiligt. Bereits vergangenes Jahr wollte man im Zuge des "Campus Austria"-Vertrages vergünstigte Office-Lizenzen anbieten, das scheiterte jedoch an einer Microsoft-Forderung. Der Softwarekonzern verlangte von den Universitäten, die Haftung für die Studenten zu übernehmen. So hätte die Universität nicht mehr eine unabhängige Rolle übernommen, sondern hätte auch für ausstehende Zahlungen oder die widerrechtliche Verwendung der Software von Studenten zur Verantwortung gezogen werden können.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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