Microsoft kauft Skype um 8,5 Milliarden Dollar
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Es ist der teuerste Zukauf in der Firmengeschichte von Microsoft: Der IT-Konzern übernimmt die führende Chat- und Telefonie-Sofware Skype für 8,5 Milliarden US-Dollar – und sticht damit die Interessenten Facebook und Google aus. Eine Summe, die innerhalb der Branche jedoch für Kopfschütteln sorgt. Die Übernahme wird zwar befürwortet, der Preis sei jedoch zu hoch, da Facebook und Google nie ernsthaftes Interesse hatten. Vielmehr hätten unruhige Investoren auf einen Verkauf gedrängt, um Gewinne einzufahren.
Laut Analysten ist der Telefonie-Dienst, der weiterhin Verluste macht, maximal vier Milliarden wert. Ein Börsegang, der Mitte 2010 angekündigt und mangels Interesse abgesagt wurde, hätte Skype eine Milliarde bringen sollen. Microsoft zahlt nun das Achtfache.
Hoffnungsträger
Die Investition soll helfen, den zukunftsträchtigen Web-Telefonie- sowie Telekonferenz-Bereich zu dominieren. Bislang war Microsoft mit dem 300-Millionen-Nutzer starken „Windows Live Messenger“ sowie dem für Geschäftsleute konzipierten „Lync“ vertreten. Mit dem Kauf von Skype festigt man nun die Position gegenüber „Google Talk“, Apples „Facetime“ sowie Ciscos „WebEx“. Die Skype-Software gibt es nämlich auch für iPhone und Android, in Flat-TVs ist der Dienst teilweise integriert. Mit „Kinect“ besitzt Microsoft zudem ein Kamera-Zubehör für die XBox-Spielkonsole, das für Video-Telefonie ausgelegt ist.
Das größte Potenzial erwartet sich der IT-Konzern jedoch für sein angeschlagenes Handy-Betriebssystem „Windows Phone 7“. Eine gute Internet-Telefonie-Lösung könnte das System attraktiver und zukunftssicherer machen.
Wertvoll sind ohne Zweifel schließlich auch die Profil-Daten der 663 Millionen Skype-Nutzer. Diese könnten, so glauben Branchen-Kenner, mit Facebook-Informationen verbunden werden, da Microsoft am Online-Netzwerk beteiligt ist. So könnte die bereits bestehende Kooperation vertieft werden, etwa indem man mit Facebook Credits für Telefonate bezahlt.
Wechsel
Investierte Microsoft unter Führung von Bill Gates in kleine, innovative Firmen, verfolgt der aktuelle Chef Steve Ballmer eine gegenteilige Strategie. Der grobschlächtige Manager klotzt gerne und nutzt das 40-Milliarden-Konto, um sich etablierte Unternehmen einzuverleiben. Eigene Versäumnisse im Internet-Sektor sollen so wettgemacht werden. Für die Online-Werbefirma aQuantive wurden 6 Milliarden gezahlt, für einen mageren 1,6-Prozent Anteil an Facebook 240 Millionen. Für Yahoo! wollte Microsoft 2008 48 Milliarden zahlen, was jedoch scheiterte. Auch intern versucht man, mit Geld den Erfolg zu erzwingen: Die Web-Sparte hat seit 2005 für Verluste von 8 Milliarden US-Dollar gesorgt. Ein Trend, der sich mit Skype fortsetzen wird. Der Telefonie-Dienst hat hat im Laufe der Jahre Schulden in der Höhe von 686 Millionen Dollar angehäuft.
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