„Nach 14 Jahren ist das Spiel nun perfekt“
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Ob Roman Pfneudl für einen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde qualifiziert ist, weiß er nicht. Verwundern würde es ihn aber nicht. Der Programmierer arbeitet seit mittlerweile 14 Jahren an ein und demselben Spiel. Im Jänner 1997 hat er mit SunAge begonnen und es viele Jahre im Alleingang als Hobby-Projekt entwickelt. "Ich habe so lange gecodet, bis ich einen Prototypen hatte, der gut und überzeugend war", sagt Pfneudl. Da vorgefertigte Software-Werkzeuge für den leidenschaftlichen Programmierer niemals in Frage kommen, entwickelte er eine eigene Engine und den Prototypen selber. Erst als er selbst damit zufrieden war schaute er sich nach einem Grafiker um. Ein Däne zeigte sich vom Echtzeit-Strategiespiel im StarCraft-Stil begeistert und kümmerte sich fortan um die Optik. Das war 2004.
Aufstieg und Fall eines Strategie-Spiels
Danach ging es für Pfneudls Verhältnisse schnell. Nach Verhandlungen mit mehreren Publishern wurde 2006 mit Lighthouse aus den Niederlanden ein Deal abgeschlossen. Danach wuchs das Entwickler-Team auf zwölf Leute an. Schließlich erschien das Spiel 2008 im Handel. Zu rasch, denn die erste Version hatte etliche Bugs, was SunAge durchschnittliche Bewertungen einbrachte. Die Pechsträne hielt an, zwei Jahre später musste der Vertrieb Konkurs anmelden und SunAge verschwand aus den Regalen. "In Russland, Polen und auf eBay gibt es noch einige Exemplare und in manchen Wühlboxen sieht man es ab und an", sagt Pfneudl. All die Turbulenzen hatten aber auch ihr Gutes: Die Verwertungsrechte fielen an Vertex4 zurück. "Das war ein Riesenglück", so der Wiener.
Ein Besessener, der nicht locker lässt
Obwohl SunAge draußen und somit fertig ist, lässt der Programmierer nicht locker. "Ich habe nach und nach alle Fehler ausgebessert und Kritikpunkte behoben", so Pfneudl. Vergangenen Mai hat er einen besonders großen Patch veröffentlicht, der 300 Aspekte behob. "Nach 14 Jahren Entwicklung ist das Spiel nahezu perfekt. Ich bin erstmals wirklich zufrieden, jetzt ist es so wie ich es immer haben wollte", sagt Pfneudl.
Dass er durch seine Manie jeden Bezug zur Realität verloren und sein Leben vergeudet haben könnte, verneint der Programmierer. Und führt einen simplen Grund an: "Obwohl das Spiel seit 2008 am Markt ist, spielen es im Online-Multiplayer regelmäßig 4000 Leute. Der letzte Patch wurde von meinen Server 19.000 mal geladen." Dieser Community sieht er sich verpflichtet. Und sie scheint es ihm zu danken. Die Reaktionen auf die Verbesserungen waren allesamt positiv.
Veränderte Game-Branche als neue Chance
Angespornt durch das Feedback will Pfneudl SunAge zu einem zweiten Frühling verhelfen. Im November nahm er an einer Marktsondierungsreise der WKÖ nach Südkorea teil. Dort bekam er die Chance, auf einer Branchen-Messe sein Spiel zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen. "Echtzeit-Strategie ist in Südkorea riesengroß. Als die Publisher mein Spiel sahen, zeigten sie großes Interesse", so Pfneudl. Seitdem ist er in Gesprächen und diskutiert Verwertungsmöglichkeiten. Ein Option ist, SunAge in einer Free2Play-Variante zu veröffentlichen, da man am koreanischen Markt so mehr Chancen habe. Da der damit verbundene Aufwand jedoch sehr groß ist, wartete der 38-Jährige konkrete Pläne und Vorschläge ab.
Windows 8 als Option
In der Zwischenzeit gilt sein Fokus anderen Vertriebswegen. Da sein Spiel fertig ist, überlegt er im kommenden Windows 8 Marketplace zu launchen. "Der Aufwand ist gering und ich kann nur gewinnen", so der Programmierer. Wobei er mit seinen Plänen mittlerweile etwas vorsichtig ist. Die neuen Vertriebswege und Strukturen in der Games-Branche seien für kleine und mittlere Teams ein Vorteil, letztens musste er jedoch einen Dämpfer einstecken. Eine Kooperation mit Steam scheiterte, weil SunAge länger als drei Jahre am Markt ist. "Steam erlaubten keine Spiele, die älter als drei Jahre und kein Klassiker sind", so Pfneudl.
Apple im Fokus: Versionen für Mac und iPad
Aktuell steckt er seine unerschöpfliche Energie in einen Mac-Port von SunAge. Pfneudl sieht darin keine allzu große Herausforderung. "Technisch ist das ein Klacks", so der Programmierer, der eigenen Aussagen zufolge nie zur Ruhe kommt. Ist das erledigt, liebäugelt er mit einer iPad-Version. Die Steuerung mit Fingern und Multitouch eigne sich für Echtzeit bestens. Einzig die Grafik müsste leicht angepasst werden, etwa durch größe Icons. Dass die Optik nach vier Jahren angestaubt wirkt, glaubt er nicht. In Zeiten von Angry Birds, Farmville und anderen Hits ist Grafik heute nicht mehr so entscheidend. "Retro Games bedienen einen nicht unbeträchtlichen Markt. Das verdanken wir einerseits den neuen Devices mit ihren spielerisch beschränkten Eingabemöglichkeiten und den neuen digitalen Vertriebsmöglichkeiten, bei denen man ohne Agents, Publishers und Großhandel auskommt", so Pfneudl.
Die Ports sollen dann unter dem Namen SunAge veröffentlicht werden, ein Untertitel wird auf die Änderungen hinweisen. Den Mac-Port will er Ende 2012 abschließen, um dann Anfang 2013 fertig zu sein. "Zum 15-jährigen Jubiläum wäre die Renaissance von SunAge perfekt", so Pfneudl.
In den Wahnsinn getrieben
Ob er danach dann endlich loslässt und etwas Neues machen will? "Ja, aber momentan bin ich einfach blockiert. Ich muss SunAge auf irgendeiner Plattform zu einem Erfolg bringen. Sonst werde ich wahnsinnig", sagt Pfneudl und ergänzt: "Wenn das nie passieren wird, werde ich dann wohl tatsächlich ins Guinessbuch der Rekorde eingehen."
SunAge war und ist ein klassisches Echtzeit-Strategiespiel. Von der Aufmachung und dem Konzept erinnert es an Star Craft. Beim Spiel kämpfen in einem Science Fiction Setting drei Parteien gegeneinander. Man baut eine Basis, baut Rohstoffe ab und baute eine Armee, um den Gegner zu besiegen. SunAge bietet eine Einzel-Spielerkampagne sowie einen Multiplayer-Modus.
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