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Elektrohandel

Nachzügler Media Markt entdeckt Online

Am Internet führt kein Weg vorbei. Das gilt nicht nur für die Medien- und Unterhaltungsindustrie, sondern ganz besonders auch für das Einkaufen. Internethändler wie Amazon oder eBay freuen sich seit Jahren über ein florierendes Geschäft. Sehr spät, aber doch hat das nun auch der Elektronikriese Media Markt erkannt, der den Trend zum Internet-Shopping über lange Jahre, nicht zuletzt aufgrund interner Querelen, ignoriert hat. Seit 2010 betreibt Media Markt in Österreich im Testbetrieb einen Online-Shop unter MediaMarkt.at, jetzt will das Unternehmen mit einer “Multichannel”-Stratgie voll in die Offensive gehen.

Selbstabholung oder Zustellung
Der Online-Shop von Media Markt führt derzeit 3.500 Produkte, vor allem aus jenen Bereichen, die sich aktuell am besten verkaufen. Das sind laut Media Markt TV, Notebooks, Tablets und Smartphones, aber auch Waschmaschinen und Kaffeeautomaten. Das Angebot werde laufend ausgebaut. “Bei uns kann man neben der üblichen Lieferoption auch online kaufen und das Produkt noch am selben Tag selbst im Geschäft abholen”, sagt Frank Kretzschmar, Vorsitzender der Media-Markt-Geschäftsführung, am Donnerstag bei einem Gespräch vor Journalisten in Wien. Speziell mit diesem Konzept wolle man gegenüber großen Konkurrenten wie Amazon punkten.

“Denn viele Kunden wollen das, was sie gerade online bestellt haben, sofort haben und nicht tagelang darauf warten”, so Kretzschmar. Bereits jetzt würde die Hälfte aller Media-Markt-Onlineshopper die im Netz gekaufte Ware noch am gleichen Tag vor Ort abholen - in der Regel innerhalb von nur drei bis vier Stunden. Die Vorteile: Versandkosten würden ebenso wegfallen wie die Wartezeit, zudem werde in den Märkten auch beim Onlinekauf der volle, gewohnte Serviceumfang geboten, den man bei anderen Onlinehändlern oft nicht habe. Laut dem Media-Markt-Chef können 80 Prozent aller Österreicher innerhalb von 25 Minuten einen Media-Markt-Standort erreichen.

Preispolitik
In punkto Preisen muss sich der Elektroriese gezwungenermaßen an der starken Konkurrenz im Netz orientieren, doch es “ist nicht unser Anspruch, immer und überall der billigste Anbieter zu sein”, sagt Kretzschmar auf Nachfrage der futurezone. Es gehe um die richtige Kombination aus verschiedenen Aspekten, zu denen neben dem Preis auch Sicherheit und Vertrauen, allgemeiner Service wie Beratung oder einfacher Umtausch zählen.

Abgesehen von speziellen Aktionen wie Sonntagsangeboten, die für 24 Stunden gelten, biete man sowohl im Netz als auch in den Geschäften österreichweit einheitliche Preise, betont der Media-Markt-Chef. Bezahlt werden kann im Internetshop mit Kreditkarte, Bankomatkarte oder mit Gutscheinen. Es ist nicht möglich, sich online ein Produkt zu reservieren und es erst im Geschäft zu bezahlen.

Online-Geschäft wächst

Genaue Umsatzzahlen will Kretzschmar derzeit nicht nennen, seit dem Start im Jahr 2010 habe sich das Online-Geschäft jedoch verfünffacht. Täglich kommen laut Angaben des Konzerns 45.000 Menschen auf die Webseite, in den Läden verzeichne man österreichweit im Schnitt eine Besucherzahl von 1,7 Millionen. Dass die Kunden im Netz Preise vergleichen, sich online informieren und Wert auf Produktbewertungen anderer Kunden legen, ist auch dem Elektrohändler bewusst. Daher werde Media Markt seine Produkte künftig auch stärker auf Portalen wie Geizhals.at listen.

Warum sich der Konzern so lange damit Zeit gelassen hat, in das Internetgeschäft einzusteigen, beantwortet Kretzschmar nur vage. “Es ist jedenfalls eine komplexe Sache, ein etabliertes stationäres mit dem Internet zu verknüpfen. Unsere Kunden erwarten, dass von Anfang an alles perfekt ist.” Man könne nicht wie andere, reine E-Commerce-Plattformen einfach etwas ausprobieren.

Social Media und Mobile Commerce
Im Zuge des sogenannten Multichannel-Angebots setzt Media Markt mittlerweile auch auf Kanäle wie Social Media und mobiles Internet. Die Facebook-Seite von Media Markt Österreich zählt immerhin über 54.000 Fans. Über eine eigene Smartphone-Lösung können sich Kunden über Produkte informieren und im Onlineshop kaufen.

Angesichts stagnierender Verkaufszahlen in den Bereichen CD und DVD hat sich der Elektronikhändler mittlerweile auch ins Downloadgeschäft gewagt. Seit der Übernahme des Musikservices Juke bietet Media Markt - ähnlich dem Angebot von Spotify - direkt auf seiner Webseite und über Smartphones auch ein Musikabo an, über die Nutzer für monatlich 9,99 Euro Zugriff auf 15 Millionen Songs haben.

Im Laufe des Jahres will der Media-Saturn-Konzern ein ähnliches Online-Angebot für Saturn starten, dieses werde aber ein wenig anders aussehen als jenes von Media Markt, so Kretzschmar.

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Claudia Zettel

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futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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