ntry: Ticketverkauf am Handy
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Hannes Tschürtz hat langjährige Erfahrung im Musikgeschäft. Mit seiner Agentur ink Music vermittelt er pro Jahr bis zu 400 Konzerte von Bands und Musikern. Von Veranstaltern sei er dabei oft auf Schwellen und Hindernisse beim Kartenverkauf aufmerksam gemacht worden, erzählt Tschürtz. "Wir arbeiten viel mit kleineren Veranstaltern am Land, die oft nicht die Mittel haben, um sich ein großes Ticketsystem anzuschaffen."
Gemeinsam mit dem Software-Entwickler Klaus Kühnhammer hat der Musikunternehmer nun mit ntry ein System entwickelt, das auch kleinen und mittleren Veranstaltern die Möglichkeit geben soll, ihren Kartenverkauf mit sehr einfachen Mitteln professionell abzuwickeln. "Alles was sie dazu brauchen, ist ein Smartphone", sagt Tschürtz.
QR Code als Ticket
Veranstalter können über die für Android und iPhone kostenlos erhätliche ntry-App und auf der Website des Start-ups Events anlegen und nach Eingabe der Eckdaten ihrer Veranstaltung den Vorverkauf starten. Dazu können sie den Ticketverkauf auf ihrer Website einbinden oder einen bereitgestellten QR-Code auf Flyer und Plakate drucken.
Besucher können den Code mit ihrem Smartphone einscannen oder online Tickets erwerben und bekommen die Karten per E-Mail zugesandt. Beim Einlass können sie entweder einen Ausdruck oder den QR-Code am Handy vorlegen und erhalten so Zutritt zu der Veranstaltung. "Das System ist sehr niederschwellig angelegt", sagt ntry-Entwickler Kühnhammer. "Die App ist auch alles, was bei der Zugangskontrolle beim Einlass notwendig ist."
"Breit gestreut"
Seit einigen Monaten wurde
ntry in einer Testphase gemeinsam mit rund 20 ausgewählten Veranstaltern getestet, am Mittwochabend wurde das mobile Ticketingsystem im Wiener fluc offiziell vorgestellt.
"Wir schauen, dass wir Veranstaltern möglichst viele Tools zur Verfügung stellen um Karten zu verkaufen und Veranstaltungen zu promoten", sagt Tschürtz. Auf Exklusivität erheben die ntry-Macher keinen Anspruch. Die Karten können über viele Kanäle vertrieben werden: "Die Leute sollen breit gestreut erreicht werden", Tschürtz.
Dazu werden auch Social-Media-Kanäle genutzt. Kartenkäufer können Veranstaltungen über die App weiterempfehlen und etwa auf Facebook, Twitter oder Google+ posten. Beim Anlegen eines Events soll es Veranstaltern künftig auch möglich sein, aus der App heraus eine Facebook-Event-Seite zu erstellen, sagt Kühnhammer.
Test mit rund 20 Veranstaltern
Mit ntry können Veranstalter Ticketkategorien (etwa Sitzplatz, Stehplatz, Gästeliste) verwalten und werden über die Anzahl der verkauften Tickets am Laufenden gehalten. Getestet wurde das mobile Ticketing-System von rund 20 Veranstaltern, darunter das Soundframe-Festival, die Wiener Locations Chaya Fuera, Flex, Pratersauna und das Vorarlberger poolbar Festival. "Die Rückmeldungen waren sehr positiv", erzählt Kühnhammer. Insgesamt seien bereits mehr als 2000 Karten verkauft worden.
Provisionen
Geld verdient das junge Unternehmen mit Provisionen an den verkauften Tickets. In der Regel werden zehn Prozent des Verkaufspreises einbehalten. Damit sind auch Gebühren für Bezahldienste abgegolten. Unterstützt werden PayPal, paybox, Sofortüberweisungen und Kreditkarten. In Zukunft sind auch Premium-Accounts geplant. Finanziert wird das Start-up von den Gründern und einer Förderung der Wiener Kreativwirtschaftsagentur departure. "Für den Start sind wir gut aufgestellt", sagt Kühnhammer.
"Tool für Künstler"
Genutzt wird ntry bisher vor allem von Kunden aus dem Musikbereich. "Aufgrund unserer Geschichte, ist das auch logisch", sagt Tschürtz: Konzerte seien heute für Musiker und Bands das Um und Auf. Es sei schwierig Leute zu motivieren, im Musikebereich Produkte zu kaufen. Auch Tonträger ließen sich am ehesten noch über Konzerte unter die Leute bringen. ntry verstehe sich auch als Tool für Künstler. Der Ticketverkauf könne über Widgets auch auf Band-Webseiten integriert werden. "Der direkte Kanal zu den Fans hilft beim Verkauf der Karten."
Das System könne prinzipiell für jede Veranstaltung genutzt werden, für die eine Zugangskontrolle notwendig ist, sagen die Gründer. Auch das Wiener Gartenbaukino und das Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts machen von der Lösung Gebrauch. "Theoretisch kann auch jeder Sportverein ntry als Vorverkaufsstelle für seine Fußballspiele nutzen." Die Gästelistefunktion ermöglicht es, auch kostenlose Veranstaltungen mit ntry durchzuführen und etwa Zählkanrten auszugeben. Dafür werden vom Start-up auch keine Gebühren eingehoben, sagt Kühnhammer: "Das wird auch so bleiben."
Zahlreiche Ideen für Weiterentwicklung
Ideen für die Weiterentwicklung des Dienstes gibt es bereits viele. Neben Verbesserungen im Service und dem Ausbau von Back-up-Lösungen arbeiten die Gründer auch an Erweiterungen im Statistikbereich. Auch die internationale Expansion wird bereits angedacht. Konkrete Kontakte gibt es etwa in Deutschland und Dänemark, erzählen Tschürtz und Kühnhammer: "Das ist aber noch nicht spruchreif."
Ausbauen wollen die beiden Gründer auch die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Veranstaltern und Besuchern. "Die Besucher sind über die App auch nach dem Event für den Veranstalter erreichbar", sagt Tschürtz. Künftig wolle man etwa Push-Messages unterstützen. So könnten Konzertbesucher etwa die Setlist oder Fotos vom Konzert übermittelt werden. "Dadurch ergeben sich Möglichkeiten, die bisher nicht so einfach umsetzbar waren."
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