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Österreich

Plattform Industrie 4.0 fordert Fokus auf Bildung

Bildung sei der Schlüssel für eine erfolgreiche Digitalisierung, betonte Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) beim zweiten Summit der seit zwei Jahren bestehenden Plattform Industrie 4.0 Österreich am Montag in St. Pölten. Der industrielle Wandel bedürfe einer Qualifizierungsoffensive, sah Leichtfried einen Auftrag für die neue Regierung. Die Plattform hat 81 Empfehlungen ausgearbeitet.

Alte Jobs werden wegfallen und neue dazukommen, wenn die Chancen genutzt werden, sprach der Minister davon, dass rasches Handeln erforderlich sei. Dazu brauche es ein intensives Zusammenspiel aller Stakeholder, von Wirtschaft, Politik und Interessenvertretungen, und es sei auf faire Arbeitsbedingungen zu achten.

Mehr Frauen für technische Berufe begeistern

Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske meinte, "Horrorszenarien" würden eher nicht eintreten, sondern neue, wenn auch andere Arbeitsplätze entstehen. Er sah die Chance, dass traditionelle Rollenbilder aufgebrochen werden und hoffte auf mehr Frauen in technischen Berufen. Ausbildung sei die "Schutzimpfung", die helfe, Veränderungsprozesse zu bewältigen. Allerdings gebe es Nachholbedarf, verwies Kaske darauf, dass Schätzungen zufolge 900.000 Arbeitnehmer nur mangelnde Computerkenntnisse hätten. Zugleich gebe es etwa an Berufsschulen nur zu 50 Prozent WLAN.

Die Empfehlungen der Plattform betreffen Schulen ebenso wie berufliche Erst- und Weiterbildung, dabei geht es u.a. um die Kombination alter und neuer Lerninhalte - Stichwort digitale Kompetenz - sowie Flexibilisierung der Lernorte und modulartige Aus- und Weiterbildungsangebote.

Gipfeltreffen für Industrie 4.0

Christian Knill, Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie, verwies auf die Stärke Österreichs als Industrie- und Technologieland, das 3,14 Prozent des BIP in F & E investiere. Fertigungsprozesse könnten durch die Digitalisierung längerfristig gesehen zurück ins Land geholt werden. Bis 2020 wolle die produzierende Industrie laut Prognosen vier Prozent ihres Umsatzes - das seien rund vier Mrd. Euro - in die Digitalisierung investieren. Diese werde jährlich zusätzlich 2,9 Mrd. Euro Wertschöpfung bringen. In der Industrie gehe der Trend vom Produkt- zum Lösungsanbieter, so Knill. Die größten Chancen würden in neuen Geschäftsmodellen liegen, die Themen Security und Safety seien wesentlich.

"Wir verstehen uns als Architekten der industriellen Digitalisierung. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern fügen wir Byte um Byte zusammen und programmieren die digitale Revolution aktiv mit", betonte Kurt Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Plattform. Der diesjährige Summit in St. Pölten sei ein "Gipfeltreffen der Industrie 4.0-Ideen". Die Ideen sollen vor allem auch in den Regionen etabliert und die KMU gestärkt werden. Es gehe um eine sozial verträgliche Umsetzung der Digitalisierung.

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