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So funktioniert eine smarte Fabrik

So funktioniert eine smarte Fabrik

Im Zuge der Digitalisierung denken viele Firmen über den Einsatz neuer Technologien nach. Viele Jobs verschwinden, doch gleichzeitig entstehen auch zahlreiche neue Jobs. Im Industrie-Bereich ist das, worüber in anderen Branchen noch geredet wird, bei manchen Vorreiter-Unternehmen wie dem Grazer Anlagenbauer für Wasserkraftwerke, Zellstoff, Papier und die Metallindustrie schon lange gelebte Praxis. Die Smart Factory ist hier kein Zukunftsmodell mehr, sondern Realität.

„Wir haben beispielsweise Kunden in Südamerika. Wenn an deren Pumpen eine Störung oder ein Schaden auftritt, müssen unsere Mitarbeiter nicht mehr nach Chile fliegen, sondern die Monteure vor Ort werden mit einem Techniker in Graz verbunden. Dieser schaltet sich via HoloLens zu und leitet die Monteure vor Ort dann an, die Problemlösung umzusetzen“, erklärt Uwe Seebacher, Global Marketing Direktor der Pumpendivision von Andritz, im Gespräch mit der futurezone.

Augmented Reality zum Training

Andritz betreibt mehr als 250 Standorte in 40 Ländern. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Graz, wo auch das Know-How der Techniker gesammelt ist. „Augmented Reality wird bei uns dazu verwendet, um Kundenmitarbeiter so zu trainieren, dass sie damit Anlagen und Pumpen reparieren können. Dazu gibt es exakte virtuelle Produktionsabläufe mit genauen Anweisungen, wie man in so einem Fall eine Pumpe beispielsweise öffnet, um die Funktion des Laufrads zu überprüfen. Wenn man das kombiniert, kann man alles virtuell an einem x-beliebigen Ort umsetzen“, erklärt Seebacher.

Dass dadurch Jobs wegfallen, denkt Seebacher nicht. Auch bei der industriellen Revolution seien keine Jobs weggefallen, sondern es gab eine Verlagerung. Andritz hat viele neue Arbeitsplätze im Bereich der Digitalisierung geschaffen und ist laufend auf der Suche nach hochqualifizierten Mitarbeitern in diesem Bereich „Es geht auch um Veränderung. Wir müssen uns weiterentwickeln und es gibt viel Potential, bei dem Wirtschaft und Wissenschaft gefordert sind, den neuen Bedarf zu erkennen und sinnvolle Ausbildungspläne abzubilden. Es hat auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, wenn Ingenieure nicht mehr nach Südamerika fliegen müssen, um Anlagen zu warten.“

Internet of People

Für Seebacher handelt es sich bei den Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung längst nicht mehr nur um das Internet of Things (IoT), sondern um das Internet of People (IoP). „Wer beim Internet der Dinge noch von Zukunft spricht, ist rund 20 Jahre hinten. Der nächste Schritt ist das Internet of People. Dabei geht es darum, einen Mehrwert zu schaffen, Anlagen zu optimieren und Stillstände zu vermeiden.“

Als Beispiel nennt er etwa den Einsatz von sogenannten „digitalen Zwillingen“ bei Andritz. „Wir haben diese seit mehr als 12 Jahren bei einem Minenkonzern im Einsatz. Der Kunde hat uns geholt, damit unsere Ingenieure bestehende Minen optimieren, um eine Kostenreduktion zu erreichen. Mit einem digitalen Zwilling wurden die Parameter, die im operativen Betrieb wichtig sind, so oft durchgespielt und die Pumpe damit so weit optimiert, dass der Kunde am Ende enorme Kosten spart“, erklärt Seebacher. „Im Anschluss haben wir den Betreuungsmitarbeiter auf den digitalen Zwilling trainiert.“

Große Herausforderung

Für viele Unternehmen sei es aber eine „große Herausforderung“, zu erkennen, wo bei gewissen Produkten die größten Kosten liegen. „Wenn sich die Kunden die Lebenszyklen von Maschinen ansehen und dabei beachten, welche für eine Produktionsqualität damit erreicht werden kann, kommen sie rasch drauf, dass sich das Qualitätsprodukt nach drei Jahren amortisiert hat“, erklärt Seebacher.

Ein weiteres Hemmnis aus Seebachers Sicht stellt die Sorge der Kunden dar, ihre Daten herzugeben. „Wenn wir die Daten bekommen, können wir sicherstellen, dass die Produkte richtig eingesetzt werden und sie nicht permanent an der oberen Grenze der Belastbarkeit arbeiten und dadurch frühzeitig ausgetauscht werden müssen. Es hat viele Vorteile für Kunden, etwa die Verlängerung von Garantiezeiten oder geringere Wartungskosten“, so Seebacher.

Andritz garantiert, dass die Kundendaten absolut sicher sind. Wir haben in den letzten Jahren viel in Sicherheitsstandards und Cybersecurity investiert“, so Seebacher.

Industrie 4.0 Kongress

Uwe Seebacher wird auch am 14. März beim 2. Fachkongress Industrie 4.0 von Austrian Standards über die gelebte Praxis von smarten Lösungen sprechen. Der Community-Treffpunkt findet im Austrian Standards Meeting Center in der Heinestraße 38 in Wien statt. Tickets sind erhältlich auf der Website von Austrian Standards – aktuell gibt es bis 9. Februar die Neujahrsaktion 1 + 1 gratis: 2 Teilnahmen um 490,-- Euro. Wer gemeinsam mit Teamkollegen teilnehmen möchte, erhält zusätzlich Rabatt.

Disclaimer: Die futurezone ist Medienpartner des Industrie 4.0 Kongress.

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