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Finnland

Windstrom für Google kommt von Versicherungsriesen

Was hat ein Windpark in Schweden mit einer Lebensversicherungspolice in Deutschland zu tun? Für die rund 90 Millionen Kunden einer Lebensversicherung liegt der Zusammenhang nicht gerade auf der Hand. Am Ende der Laufzeit ihrer Lebensversicherung wollen sie einfach nur das Geld bekommen, das die Versicherung ihnen beim Vertragsabschluss versprochen hat. Seit der Finanzkrise und Schrumpfzinsen an den Kapitalmärkten fällt es den Versicherern aber immer schwerer, die langfristigen Garantieversprechen auch zu erfüllen.

Geldanlagen mit stabilen Erträgen über viele Jahre werden deshalb händeringend gesucht - und Investitionen in Wind- und Solarparks scheinen den Versicherern dabei eine gute Wahl. „Heute abgeschlossene Lebensversicherungen werden normalerweise erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten fällig“, sagt David Jones, der sich bei der Allianz um Investitionen in erneuerbare Energien kümmert.

Höhere Rendite

Um diesen Verpflichtungen dann auch nachkommen zu können, seien Wind- und Solarparks mit einem „Investitionshorizont“ von rund 25 Jahren gut geeignet. Mit durchschnittlich fünf bis sechs Prozent lieferten die Investments zudem eine höhere Rendite als viele andere Anlagen wie zum Beispiel Staatsanleihen, die immer noch den Löwenanteil der Geldanlage ausmachen.

Aus ähnlichen Überlegungen stehen seit einigen Jahren auch Investitionen in gewerbliche Immobilien wie Einkaufszentren oder Bürokomplexe bei den Versicherern hoch im Kurs. „Das sind natürlich alles Folgen des Anlagenotstandes“, sagt Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt, die die Entwicklung des Münchner Versicherungsriesen seit Jahren kritisch verfolgt. Solange die alternativen Anlageformen nicht zu stark ausgeweitet werden, hat sie kein Problem damit.

„Dann bleiben die Risiken überschaubar.“ Denn die Liste der Unternehmen, die mit Investments in Windenergie Pech hatten, ist lang. Und oft entscheiden die politischen Rahmenbedingungen in den Ländern darüber, wie lukrativ die Investitionen in erneuerbare Energien am Ende sind. Davon kann auch die deutsche Solarindustrie ein Lied singen, die seit Jahren gegen den Untergang kämpft und sich seit der Kürzung der Solarförderung von der Politik im Stich gelassen fühlt.

Windparks aus Österreich

Die Allianz besitzt inzwischen 54 Windparks und 7 Solarparks in Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und neuerdings auch Österreich. Dort war der Versicherungsriese erst vor wenigen Wochen auf Einkaufstour und übernahm vier Windparks im Umkreis von Wien. Mit diesem Zukauf überstiegen die Investments in erneuerbare Energien erstmals die Marke von 2,5 Milliarden Euro. Gemessen an den gesamten Kundengeldern in Höhe von mehr als 600 Milliarden Euro ist das zwar noch immer ein winziger Teil. Die Tendenz zeigt aber klar nach oben.

Auch der Rückversicherer Munich Re mit seinem Direktversicherer Ergo nimmt für erneuerbare Energien immer mehr Geld in die Hand. Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen über seinen Vermögensverwalter Meag erstmals in das Geschäft investiert. Inzwischen liegt das Volumen nach Angaben eines Sprechers bei rund 700 Millionen Euro. „Davon rund 400 Millionen Euro in Windkraft.“

Selbst Geldanlagen in Windparks im Meer sind für die Allianz kein Tabu mehr. „Generell ist das Risiko bei Offshore-Anlagen größer als bei Windkraft-Anlagen an Land“, sagt Jones mit Blick auf höhere Kosten für Reparaturen auf hoher See. Trotzdem hält der Versicherer die Augen auf: „Ich bin optimistisch, dass wir eine solche Gelegenheit letztlich finden werden.“

Googles Rechenzentrum

Im Gegensatz zu den Anlagen auf dem Land würde der Versicherer dort aber nicht alleiniger Eigentümer werden wollen, sondern beispielsweise mit einem Stromanbieter kooperieren. Zu den Kunden der Allianz zählt seit einiger Zeit auch der US-Konzern Google: Er betreibt mit Strom aus dem schwedischen Windpark der Allianz ein Rechenzentrum in Finnland.

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