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Digital Life

Am Black Friday zählt jede Millisekunde

Der Black Friday steht vor der Tür und lockt mit zahreichen Sonderangeboten. Für Online-Händler sind Aktionstage wie jener am 27. November enorm wichtig, weil die Kaufbereitschaft der Besucher deutlich höher ist als an normalen Tagen im Vorweihnachtsgeschäft.

Durch den aktuellen Lockdown steht noch mehr auf dem Spiel. Denn wer es nicht schafft, seine Webshops stabil und flüssig laufen zu lassen, hat verloren.

Rasch sinkendes Interesse

Was für Online-Shopper mehr als alles andere zählt, sind schnelle Ladezeiten. 9 von 10 Personen verlassen Webseiten, wenn sie zu langsam laden. Dauert der Aufbau einer Webseite nur um 100 Millisekunden länger, wird die Konversionsrate um 7 bis 10 Prozent verringert. Der Anteil der Webseitenbesucher, die vom Interisierten zu Käufern werden, sinkt also signifikant. Beim Stöbern am Smartphone oder am Tablet gilt das noch mehr als bei Verwendung von Desktop-Browsern.

Die Ansprüche der Kundschaft steigen. "Heutige Kunden sind immer unterwegs, haben eine beschränkte Geduld und wollen ein personalisiertes Einkaufserlebnis", heißt es etwa in einer Deloitte-Studie. Andreas Grabner, eCommerce-Experte bei Dynatrace stimmt zu: "Kunden wollen nicht mehr warten. Sie sind verwöhnt. Sofortige Nutzererfahrung wird von vielen anderen Diensten vorzelebriert." Für jüngere Konsumenten gelte dies noch mehr als für ältere.

Nie mehr wieder

Wer einen Webshop einmal wegen zu langer Ladezeiten verlässt, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit (57 Prozent) bei der Konkurrenz. In vielen Fällen werden bekannte große Online-Händler wie Amazon als sicherer Hafen gesehen, zu dem man immer noch zurückkehren kann, wenn das Erlebnis bei anderen Anbietern nicht zufriedenstellend war. Über 20 Prozent kehren nie mehr zu einem Webshop zurück, der sie in puncto Geschwindigkeit enttäuscht hat.

Mehr Serverleistung

Sich rechtzeitig auf große Tage wie den Black Friday vorzubereiten, sei für Betreiber von Webshops wichtig, meint Grabner. Er bringt folgenden Vergleich: "Wenn ich bei einem physischen Geschäft um 8 in der Früh sehe, dass sich die Leute vor der Tür anstellen und ich habe zu wenig Personal, dann versuche ich sofort, Kollegen aus dem Urlaub zurückzuholen." Für Online-Händler heißt es zusätzliche Ressourcen bei der Serverleistung freizuschalten oder die Dienste großer Cloudanbieter zu nutzen, die Webshop-Kapazitäten schnell erhöhen können.

Analysewerkzeuge zeigen, welche Elemente eine Webseite langsam machen

Performance-Tests

Unverzichtbar sind auch Performance-Tests, um herauszufinden, wieviel Traffic die eigene Webseite verträgt. "Man simuliert dabei Webseitenbesuche, sollte aber auch genau darüber Bescheid wissen, was Nutzer auf der eigenen Seite üblicherweise machen. Genau diese Last muss abgedeckt werden." Die Einschätzung der erwarteten Besuchermenge wird meist gemeinsam mit der Marketing-Abteilung des jeweiligen Unternehmens getroffen. Bei den Tests wird dann aber der zwei- bis dreifache Wert dieser Einschätzung herangezogen, um für alle Fälle gerüstet zu sein.

Alle profitieren

Monitoring-Werkzeuge wie jenes von Dynatrace können von Online-Händlern auch für solche Tests verwendet werden. Sie zeigen genau an, welche Verbesserungspotenziale an welchen Stellen des Webseiten-Codes bestehen. "Für den Black Friday werden oft neue Produktseiten gebaut, die vorher nicht optimiert wurden", erklärt Grabner. "Bei Lasttests erkennt man dann beispielsweise genau, ob für ein Bild zu viele Ressourcen verbraucht werden. Da wurde dann etwa für eine mobile Seite ein Bild in hochauflösender Version eingebaut, dabei würde es eines mit 50 Kilobyte Dateigröße genauso tun."

Von der Optimierung der Webshops profitieren Händler und Kunden. Händler benötigen dadurch weniger Server-Kapazitäten, während Kunden, die mobile Webseiten aufrufen, etwa weniger von ihrem Datenvolumen verbrauchen.

Versäumnisse

Beim Weihnachtseinkauf im Internet machen derzeit viele Konsumenten negative Erfahrungen, was Ladezeiten anbelangt. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts RSR empfanden 2019 zwei Drittel aller Befragten Online-Shopping-Webseiten als zu langsam. Nur 32 Prozent sagen, dass sie keinen langsamen Online-Shop erlebt haben. Im eCommerce gibt es also offenbar noch viel Nachholbedarf.

Laut RSR hätten einige der beliebtesten Online-Shops in der jüngeren Vergangenheit viel Wert auf Webseitenaufbau und Inhalte gelegt, die Geschwindigkeit sei dabei aber etwas missachtet worden. Angesichts der Corona-Krise seien die Besuchszahlen aber konstant auf höherem Niveau gegenüber den Vorjahren, zu Weihnachten werde es einen zusätzlichen Schub geben. Bandbreitenengpässe zu ignorieren, sei daher "unentschuldbar".

5G

Wird sich die Situation mit großflächiger Einführung von 5G ändern? Grabner: "Zunächst wird sich jeder über die zusätzliche Bandbreite freuen. Ein paar werden die neuen Möglichkeiten perfekt ausnutzen, andere werden Probleme bekommen, wenn sie zuviel Inhalte hochladen. Die Anpassung wird in einer üblichen Kurve verlaufen."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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