Wer mit alten Fernsehern weiter Kabel-TV und -Radio empfangen will, braucht dafür Zusatzgeräte
Wer mit alten Fernsehern weiter Kabel-TV und -Radio empfangen will, braucht dafür Zusatzgeräte
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TV und Radio

Analogabschaltung: Kabelkunden sollten Geräte prüfen

Ab März werden die österreichischen Kabelbetreiber, die noch analoge Fernseh- und Radioprogramme anbieten, damit beginnen, diese einzustellen. Über Satellit und Antenne sind schon seit längerem nur noch digitale Programme empfangbar. Im Rahmen eines Pressegesprächs in Wien wurde eine Informationskampagne angekündigt, mit der betroffene Kunden über die nötigen Schritte aufgeklärt werden sollen. Die Umstellung soll bis Ende 2016 abgeschlossen werden. Von den rund 1,5 Millionen Kabelhaushalten in Österreich haben Ende 2015 nur noch etwa 350.000 analoges Fernsehen empfangen. “Mittlerweile dürften es noch weniger sein, vielleicht 300.000”, sagt Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der RTR.

Umstellungen vornehmen müssen nur jene Haushalte, die entweder einen alten Röhrenfernseher oder einen älteren Flatscreen-TV ohne Digitaltuner verwenden. Bei solchen Geräten bleiben die Bildschirme nach der Abschaltung nämlich tatsächlich dunkel. Nur durch den Anschluss eines externen Geräts können die digitalen Programme mit solchen Fernsehern über Kabel empfangen werden. Die Umstellung schlägt mit 30 bis 100 Euro zu Buche und ist mit Qualitätsverlusten bei der Bilddarstellung verbunden. “Wer ORF 1 in HD empfängt oder eine Kabelbox besitzt, ist von der Umstellung nicht betroffen. Viele Leute sehen bereits digital und wissen es nicht”, sagt Gerald Schwanzer von UPC.

Umstellungskosten

Etwas anders sieht die Sache beim Radioempfang aus, den die meisten Provider ebenfalls umstellen. Hier sind laut dem WKÖ-Fachverband zwar nur wenige Haushalte betroffen, es befinden sich aber praktisch noch keine digitalen Empfänger im Umlauf. Wer Radio über Kabel empfängt, muss also mit ziemlicher Sicherheit einen digitalen Tuner vorschalten, um weiterhin Radio hören zu können. “Hier wird es zwei Versionen geben. Eine kleines Gerät, das an bestehende Empfänger angeschlossen wird - in Oberösterreich, wo die Umstellung schon passiert ist, kostet das 63 Euro - und ein komplettes Audiosystem, das alleinstehend funktioniert, für 130 Euro”, erklärt Günther Singer, Obmann des Fachverbandes Telekom/Rundfunk der WKÖ.

Die Kabelbetreiber haben lange mit der Umstellung gewartet, weil sie fürchten, Kunden zu verlieren. “Einige Reibungsverluste wird es geben”, sagt Singer. Jetzt sehen die Anbieter den richtigen Zeitpunkt aber gekommen. “Wir haben in Wien die analogen Programme schon reduziert und praktisch keine Beschwerden bekommen. Durch die Umstellung gewinnen wir mehr Bandbreite für noch schnelleres Internet und mehr digitale Sender. Die Kunden haben den Vorteil, dass sie Programme aufnehmen und pausieren können und den digitalen Programmführer nutzen können”, sagt Schwanzer. Die analogen Fernsehprogramme haben laut Singer rund ein Drittel der Kapazitäten der Kabelbetreiber belegt. Dass die Bandbreite, die die Anbieter durch die Analogabschaltung gewinnen, den Kunden unmittelbar in Form von höheren Up- und Downloadraten zur Verfügung gestellt wird, ist aber unwahrscheinlich. “Wir werden einen Teil für neue Digitalsender und Internetdienste verwenden. Wir sehen das aber als unsere Reserve an. Der Bandbreitenbedarf wird in Zukunft steigen”, sagt Schwanzer.

Verschiedene Fahrpläne

Die Abschaltung beginnt bei UPC im April in Niederösterreich, die anderen Bundesländer folgen im Verlauf des Jahres. Wien wird als letztes Bundesland Ende 2016 umgestellt. UPC will seine Kunden jeweils sechs Wochen vor Abschaltung mit Inserts und Briefen informieren. Andere Betreiber haben ihre eigenen Fahrpläne für die Digitalisierung ihrer Netze. Ob ein Sonderkündigungsrecht für betroffene Kunden aus der Umstellung entsteht, hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Die 239.000 Euro teure branchenweite Informationskampagne zur Analogabschaltung, die zu 50 Prozent von der WKÖ und zu 50 Prozent vom Digitalisierungsfonds der RTR finanziert wird, startet ab sofort.

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Markus Keßler

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