Aufregung nach Selfie mit Unfallopfer
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Mit einem Selfie vor einem Unfallopfer hat ein Mann in Italien Entrüstung ausgelöst. Auf einem Bild eines Lokaljournalisten ist zu sehen, wie ein Mann auf dem Bahnhof im norditalienischen Piacenza posiert und ein Foto von sich schießt - im Hintergrund liegt eine verletzte Frau auf den Gleisen und wird von Sanitätern versorgt. „Wir haben vollkommen unseren Sinn für Moral verloren“, schrieb der Reporter Giorgio Lambri auf Facebook, nachdem er das Foto Ende Mai geschossen und in der Zeitung „La Libertà“ veröffentlicht hatte.
Auf dem Bild steht der Mann in Shorts auf dem Bahnsteig und scheint auch ein „Victory“-Zeichen zu machen. Ein Sprecher der Bahnpolizei in sagte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag, dass gegen den Mann ermittelt werde. Es sei ein „schwerwiegender Vorfall“. Nähere Angaben machte er nicht.
Nach Angaben der Lokalzeitung musste der Frau ein Bein amputiert werden. Die Kanadierin - eine ältere Frau - sei auf der falschen Seite aus dem Waggon ausgestiegen, als der Zug gerade abfuhr, und auf das Gleis gefallen. Angeblich war das Kontrollsystem für die Türen in dem Zug defekt, schrieb die Zeitung „La Repubblica“.
Gaffer-Debatte
Auch hierzulande gibt es Diskussionen über Schaulustige, die etwa das Unfallgeschehen per Smartphone festhalten und dabei nicht selten die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit behindern. Aktuell sind zwei Gesetzesänderungen in Begutachtung, die mögliche Strafen für Gaffer vorsehen. Unfall-Voyeure, die Hilfeleistungen behindern oder die Privatsphäre unzumutbar beeinträchtigen, müssen künftig mit einer Geldstrafe bis zu 500 Euro rechnen.
Außerdem sieht eine Strafrechtsänderungsgesetz vor, die Unterlassung der Hilfeleistung um die Behinderung der Hilfeleistung zu ergänzen. Dafür droht eine Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten.
Mit einer Kampagne will die Wiener Berufsrettung auf die Gaffer-Problematik aufmerksam machen. Unter dem Motto "Schaulustige gefährden Menschenleben!" wurde dafür ein Aufklärungsvideo in den sozialen Medien in Umlauf gebracht.
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