ARCHIV - Schwangere Frauen zeigen im Schwangerenkurheim «Haus an der Sonne» der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im brandenburgischen Bad Saarow (Oder-Spree) ihre Bäuche, aufgenommen am 18.06.2009. Die Frauen in Deutschland bekommen wieder weniger Kinder. Die Geburtenziffer je Frau ist 2011 auf 1,36 gesunken, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag (20.09.2012) in Wiesbaden mitteilte. Damit lag der Wert niedriger als ein Jahr zuvor, als es statistisch gesehen noch 1,39 Kinder waren Foto: Patrick Pleul dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
ARCHIV - Schwangere Frauen zeigen im Schwangerenkurheim «Haus an der Sonne» der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im brandenburgischen Bad Saarow (Oder-Spree) ihre Bäuche, aufgenommen am 18.06.2009. Die Frauen in Deutschland bekommen wieder weniger Kinder. Die Geburtenziffer je Frau ist 2011 auf 1,36 gesunken, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag (20.09.2012) in Wiesbaden mitteilte. Damit lag der Wert niedriger als ein Jahr zuvor, als es statistisch gesehen noch 1,39 Kinder waren Foto: Patrick Pleul dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
© dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Transparente Menschen

Big Data: Inkognito-Schwangerschaft ist aufwendig

Nachdem sie von einem Fall gehört hatte, bei dem ein Online-Händler von der Schwangerschaft einer Frau wusste, bevor sie selbst davon erfuhr, startete Janet Vertesi einen Selbstversuch. Die ebenfalls schwangere Soziologie-Professorin an der Princeton University versuchte, sich vor der Datenanalyse im Social Web zu verstecken. Trotz Big Data sollten weder Google noch Facebook oder andere Dienste ihre Schwangerschaft bemerken.

Schwangere gelten für Online-Unternehmen als äußerst attraktive Zielpersonen für Werbung. Sobald ihre Schwangerschaft erkannt wird, werden Frauen oft mit themenbezogener Werbung bombardiert. Das Auftauchen von Werbung konnte also im Falle des Experiments als Indikator für dessen Scheitern verwendet werden. Wie Vertesi gegenüber ThinkProgress schildert, gestaltete sich das Versteckspiel als äußerst mühsame Angelegenheit.

Tor-Netzwerk und Geschenkgutscheine

Alle Verwandten und Bekannten von Vertesi und ihrem Mann mussten zur Stillhaltung überredet werden. Baby-Recherchen wurden nur über das Tor-Netzwerk durchgeführt. Für den Online-Einkauf von Baby-Zubehör musste ein neues Amazon-Konto eingerichtet werden, die Bezahlung erfolgte über bar bezahlte Geschenkgutscheine, die Lieferung an ein anonymes Postfach.

Vor allem das Stillhalten der eingeweihten Personen gestaltete sich laut Vertesis Bericht als große Herausforderung. Einigen Personen musste etwa beigebracht werden, dass auch private Chat-Nachrichten auf Facebook von Facebook analysiert werden. Auch das eigene Social-Media-Verhalten wurde aus Angst vor zu viel offener Konversation zurückgefahren.

Verteilen statt Flucht

Vertesis Fazit: "Es war so viel Arbeit. Ich hatte nicht erwartet, dass es so hart werden würde." Das Verstecken der eigenen Schwangerschaft sei unkomfortabel und teuer gewesen. Abgesehen davon war sich Vertesi sicher, auf einer Watchlist der NSA gelandet zu sein: "Wer sonst ist den ganzen Tag auf Tor unterwegs, oder hebt überall in der Stadt Geld ab um enorme Mengen an Geschenkgutscheinen zu kaufen, um damit einen Kinderwagen zu bezahlen?"

Generell rät Vertesi dazu, gar nicht erst zu versuchen, sich Big Data zu entziehen, sondern Konkurrenzverhältnisse in der IT-Welt auszunutzen. Wer die Online-Landkarten von Apple, den E-Mail-Dienst von Google und eine Suchmaschine wie DuckDuckGo verwende, der hinterlasse wenigstens kein kohärentes Muster im Netz.

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