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Untersuchung

Bildung mindert Erfolgschancen von Unternehmern

Wer sich in die Selbstständigkeit wagt und eine eigene Firma gründet, braucht vor allem eines – Geld. Möchte man meinen.
Mindestens genauso wichtig sind Kreativität, eigenständiges Denken und Handeln sowie soziale Kompetenzen. Diese Eigenschaften können jungen Leuten, die Unternehmer werden wollen, vielfältige Vorteile bei der Umsetzung einer neuen Geschäftsidee bringen, hat der Wirtschaftswissenschafter Erich Schwarz von der Abteilung für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung der Uni Klagenfurt herausgefunden.

Kultureller Hintergrund wichtig
Für eine neue Studie hat sein Team 688 Entrepreneurs in Österreich, Polen und Slowenien befragt. Schwarz hat festgestellt, dass der kulturelle Hintergrund der Gründer oft mehr Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat als Branchenerfahrung. In den neuen EU-Ländern sind die Rahmenbedingungen und der Zugang zum Kapital oft schwieriger als in etablierten Marktwirtschaften wie etwa in Österreich. Umso wichtiger ist dann die Fähigkeit mit Unsicherheit und knappen Ressourcen umzugehen. Im Interview mit der Futurezone erklärt er, was gute Unternehmensgründer auszeichnet.

futurezone: Herr Schwarz, wer hat sich im Zuge Ihrer Untersuchung als erfolgreich entpuppt?
Schwarz: Menschen, die es schaffen, andere zu motivieren, Ressourcen organisieren können, Marktlücken erkennen und effektiv delegieren können – also  Wesentliches selbst machen und Unwesentliches abgeben.

Vor Ihrer Studie sind Sie auch davon ausgegangen, dass mit dem  Bildungsgrad die Erfolgsaussichten steigen. Das mussten Sie revidieren?
Ja, es hat sich herausgestellt, dass sich das Ausmaß der Bildung sogar negativ auf den unternehmerischen Erfolg auswirkt – zumindest in Österreich.

Wer also einen Doktor hat, ist nicht unbedingt zum Unternehmer geboren. Haben Sie eine Idee, warum das so ist?
Ich habe schon eine Idee: Wer ein Doktoratsstudium beginnt, hat meist ursprünglich doch eine wissenschaftliche Karriere im Blick.  Unternehmertum wird dann oft als Alternative gewählt. Und man ist nicht unbedingt zufrieden damit. In Polen ist das ganz anders. Da sind auch Doktoren gut und zufrieden in und mit ihrer unternehmerischen Karriere.

Kann man jungen Menschen unternehmerische Fähigkeiten vermitteln?
Ja, durchaus. Staat bzw. Gesellschaft müssten viel früher ansetzen. Schon im Kindergarten könnten bestimmte Fähigkeiten gefördert werden: Dinge organisieren, andere motivieren, Möglichkeiten erkennen. Je früher man beginnt,  kreative Lösungen zuzulassen, desto besser. Langfristig könnte es dazu beitragen, unternehmerische Menschen heranzuziehen.   Weitere Skills kann man dann an Schulen beziehungsweise der Universität erwerben – in Unternehmenskursen beispielsweise. Da lernen junge Leute mit Ressourcen-Armut umzugehen oder Aufgaben in Gruppen zu lösen. Dieser kulturelle Hintergrund wurde bisher in Untersuchungen, was Erfolg ausmacht, vernachlässigt. Unsere Studie hat den signifikanten Einfluss dieser Fähigkeiten auf Sieg oder Niederlage zu Tage  gefördert.

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