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Handysignatur

Bürgerkarte am Handy: Die Angebote im Überblick

Mehr als neun Jahre nach der Einführung der Bürgerkarte begegnet die österreichische Bevölkerung dem digitalen Ausweis nach wie vor mit erheblicher Skepsis. Doch der rasante Anstieg von Datenmissbrauch in Österreich hat nun viele Unternehmen zum Umdenken gezwungen. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Fälle von Internetkriminalität verdoppelt. Neben "2-Step-Verification" und Scans von Ausweisen und Kreditkarten (Jumio) greifen zahlreiche namhafte Unternehmen nun wieder auf die Bürgerkarte zurück. Die futurezone hat einen Blick auf die größten privaten Dienste geworfen, die die Bürgerkarte akzeptieren.

Clouddienste
Das österreichische Softwareunternehmen Fabasoft bietet seinen Business-Kunden seit Oktober 2011 auch die Möglichkeit, per Bürgerkarte in die Folio Cloud einzusteigen. Interessanterweise funktioniert hier ausschließlich die Variante per Handysignatur, da diese auch eine entsprechende Mobilität gewährleistet und auch auf Smartphones und Tablets problemlos funktioniert. Das Konzept ist hier recht simpel und basiert auf dem Prinzip der Zwei-Faktor-Authentifizierung.

Zunächst muss der Nutzer sein Signatur-Passwort für die registrierte Handy-Nummer bei Folio Cloud angeben. Anschließend wird über die Sicherheitsinfrastruktur der Bürgerkarte ein Signatur-TAN an die registrierte Mobiltelefonnummer geschickt, die erst per Eingabe den Zugang zur Cloud ermöglicht. Doch nicht nur der Nutzer profitiert von der Sicherheit, auch andere Anwender können dann sehen, dass dieser Anwender eine "vertrauenswürdige Person" ist.

Das Unternehmen A-Trust, das für die technische Betreuung der E-Card zuständig ist, betreibt mit dem e-Tresor einen virtuellen Datentresor, der Daten mit Hilfe der Bürgerkarte vor unerwünschten Zugriffen verschlüsselt. Insgesamt stehen in der kostenlosen Version zwei Gigabyte Speicher zur Verfügung, auf denen neben wichtigen Dokumenten auch Passwörter verschlüsselt gespeichert werden können. Für 12 Euro pro Jahr kann ein weiteres Gigabyte Speicherplatz erworben werden.

Zustelldienste
Mit MeinBrief.at, postserver.at und dem

gibt es mehrere Dienste, die das Versenden und Empfangen von digitalen Dokumenten verwalten. Diese sind alle über die Bürgerkarte verwendbar. Während "Mein Brief", das von der Post verwaltet wird, eine Art "digitaler Postkasten" ist, an den vollkommen kostenfrei Dokumente geschickt werden können, bieten der Post Manager und der postserver.at auch die Möglichkeit, eigene Schriftstücke zu versenden.

Über den Post Manager können digitale Schriftstücke einfach empfangen und versandt werden. Sollte der Empfänger einer Nachricht noch keinen digitalen Posteingang haben, wird das Dokument einfach auf dem herkömmlichen Postweg versandt. Der Post Manager bietet mit dem Rechnungssammler ein interessantes Feature, das derzeit knapp 1,99 Euro im Monat kostet. Dieser trägt die Rechnungen von Unternehmen, die ihre Rechnungen bereits digital versenden, zusammen und listet sie übersichtlich auf. Derzeit werden neben den Mobilfunkern A1, Orange und T-Mobile auch UPC und zahlreiche Energiekonzerne, wie der Verbund und die EVN, unterstützt.

Postserver bietet ein ähnliches Angebot wie der Post Manager, ist allerdings ein privates Unternehmen, das in keinerlei Zusammenhang mit der Post steht. Auch der Postserver erlaubt die duale Zustellung (digital oder "analog") sowie die Verwaltung von wichtigen Dokumenten. Der Dienst von Postserver richtet sich vor allem an Unternehmen, die vom zertifizierten elektronischen Rechtsverkehr profitieren sollen. Auch die Überweisung per E-Zahlschein ist möglich. Dabei werden die Überweisungsdetails wie bei einem herkömmlichen Zahlschein eingegeben und versandt - anschließend findet sich die Überweisung im Online-Banking wieder und muss vom Empfänger lediglich per gültiger TAN bestätigt werden.

E-Banking
Apropos Online-Zahlungen: Wohl kaum eine andere Dienstleistung im Internet ist dermaßen gut abgesichert wie Online-Banking. Der ständige Wettlauf zwischen Hackern und Sicherheitsexperten ist in keinem anderen Bereich deutlicher. Phishing-Attacken und Trojaner haben mittlerweile selbst das als sicher geltende Mobile TAN-Verfahren ausgehebelt. Bereits ab der Einführung der ersten Bürgerkarte konnte diese in nahezu allen österreichischen Banken zur Authentifizierung verwendet werden.

Das Verfahren sei deutlich sicherer, wird derzeit allerdings nur im Zusammenspiel mit einem Kartenlesegerät angeboten. Handysignaturen werden nicht unterstützt. Das sei allerdings keine Frage der Sicherheit, so Christian Rupp, Sprecher des Bundeskanzleramtes gegenüber der futurezone. Die beiden Verfahren arbeiten nach dem selben Prinzip, die Implementierung sei allerdings den Unternehmen überlassen und diese haben sich nun einmal für Kartenlesegeräte entschieden.

Anmeldung
„Die Aktivierung der Handy-Signatur ist heute einfacher denn je.", gab Roland Ledinger, Leiter der IKT-Strategie des Bundes, bereits im Oktober 2011 bekannt. Einfacher bedeutet aber leider nicht einfach, denn nach wie vor ist der Weg zur Bürgerkarte mühsam oder aber zumindest zeitaufwändig. Besitzt man noch keine Bürgerkarte in Form einer e-Card, wird einem der Weg auf eine der Registrierungsstellen nur durch eine Aktivierung per Brief erspart. Das kann mehrere Tage dauern und kostet im Falle von SendStation.at eine einmalige Aktivierungsgebühr von 1,96 Euro. Ausserdem muss auch bei der Brief-Methode ein Nachweis über die Identität erbracht werden, weswegen der Brief eingeschrieben versandt wird.

Dennoch wurden die Hürden im Vergleich zur "klassischen" Bürgerkarte auf der e-Card deutlich verringert. Größter Vorteil ist nach wie vor, dass kein Lesegerät benötigt wird. Das ließ auch lange die Vorteile des 2010 in Deutschland eingeführten "neuen Personalausweises" mit RFID-Chip verblassen, da viele Nutzer, trotz zahlreicher Gratis-Aktionen, kein Zusatzgerät anschaffen wollten. Sollten nun auch private Unternehmen auf die Handysignatur setzen, könnte in Österreich schon bald 

 oder die Post erspart bleiben.

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