© Little Sun

Little Sun

Ein Kunst-Star bringt das Licht

Olafur Eliasson will sich nicht damit begnügen, wenn sein Werk Menschen einfach nur staunen lässt: Der Künstler, dessen elaborierte Licht- und Spiegel-Installationen gerade die Besucher im Wiener Winterpalais begeistern (bis 6.3.2016), zielt auch darauf ab, die Welt zu verbessern.

Am Pariser Place du Pantheon ließ Eliasson zwölf Eisblöcke aus Grönland während der UN-Klimakonferenz dahinschmelzen, um die globale Erwärmung real greifbarer zu machen. Weniger bekannt ist, dass Eliasson ist auch als Tech-Unternehmer aktiv ist: Gemeinsam mit dem Designer Frederik Ottesen hat er eine Lampe und ein Handy-Ladegerät ersonnen, das Menschen, die keinen Zugang zum Stromnetz haben, sauberes Licht und Energie bringt. Die Flüchtlinge, die derzeit zu tausenden zwischen Afrika und dem Nahen Osten unterwegs sind, sind nur eine mögliche Zielgruppe.

Die Lampe„Little Sun“ist bereits seit 2012 auf dem Markt – im Museumsshop des Belvedere-Winterpalais ist die Solarlampe, die bei voller Ladung 4 Stunden lang starkes Licht abgibt, um 22 Euro zu haben. Es ist der „Wohlstands-Preis“ – er stützt Verkäufe in ärmeren Ländern, wo die Lampe zu lokal erschwinglichen Preisen angeboten wird. Mehr als 150.000 Leuchten wurden in solchen Gegenden schon abgesetzt, sie geben nicht nur Licht, sondern schonen auch die Umwelt, weil sie die sonst üblichen Kerosin-Lampen ersetzen sollen.

In Anbetracht der Tatsache, dass auch das Handy für Menschen abseits von Wohlstands-Regionen ein unverzichtbares Werkzeug geworden ist, starteten Eliasson und Ottensen ein Follow-Up Projekt: Little Sun Charge, ein solarbetriebenes Handy-Ladegerät, sammelte via „Kickstarter“ mehr als 260.000 Euro ein und kann nun im März 2016 ausgeliefert werden.

Laden & Leuchten

Es ist allerdings nicht nur eine anonyme „Crowd“, die das Projekt fördert: Eliasson hat mit der Abwicklung von Großprojekten einige Erfahrung und konnte auch Sponsoren aus der Kunstwelt mobilisieren. So unterstützte die SchweizerFondation Beyeler, Betreiberin eines wichtigen Museums nahe Basel, die Kickstarter-Kampagne. Auch Francesca Habsburg, die mit ihrer Stiftung „TBA21“ zu Eliassons großen Gönnern und Sammlern zählt, brennt für die Lampen: „Ich kaufe immer große Stückzahlen der ,Little Sun‘ und verteile sie auf Reisen“, sagte sie im KURIER-Gespräch.

Von Februar bis Mai 2016 wird Olafur Eliasson im Wiener Augarten, wo Habsburgs TBA-21 bis 2017 den ehemaligen Atelierbau bespielt, ein weiteres soziales Licht-Projekt realisieren: Gemeinsam mit Flüchtlingen und Studierenden sollen dort rund tausend grüne Lampen in Doppelpyramidenform entstehen (dem grünen Kristall im Spiel „Die Sims“ nicht unähnlich.) Die Leuchten sollen zusammengenommen wiederum eine große Lichtskulptur ergeben, einige werden zugunsten von Flüchtlings-Hilfsprojekten verkauft. Dass das Projekt als oberflächlich wahrgenommen werden könnte, war Eliasson bei der Präsentation im Winterpalais bewusst: „Wir wollen es korrekt machen“, bekräftigte er. Wenn es klappt, gibt es auf jeden Fall einen Hoffnungsschimmer.

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Michael Huber

michuvienna

Michael Huber, 1976 in Klagenfurt geboren, ist seit 2009 Redakteur im Ressort Kultur & Medien mit den Themenschwerpunkten Bildende Kunst und Kulturpolitik. Er studierte Publizistik und Kunstgeschichte und kam 1998 als Volontär erstmals in die KURIER-Redaktion. 2001 stieg er in der Sonntags-Redaktion ein, wo er für die Beilage "kult" über Popmusik schrieb und das erste Kurier-Blog führte. Von 2006-2007 war Michael Huber Fulbright Student und Bollinger Fellow an der Columbia University Journalism School in New York City, wo er ein Programm mit Schwerpunkt Kulturjournalismus mit dem Titel „Master of Arts“ abschloss. Als freier Journalist veröffentlichte er Artikel u.a. bei ORF ON Kultur, in der Süddeutschen Zeitung, der Kunstzeitung und in den Magazinen FORMAT, the gap, TBA und BIORAMA.

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