Saudi-Arabien will mit 2 Millionen Fotos die Kritiker beruhigen

Saudi-Arabien will mit 2 Millionen Fotos die Kritiker beruhigen

© APA/AFP/NEOM/- / -

Digital Life

Mit diesen Fotos will Saudi-Arabien beweisen, dass NEOM real ist

Die Bauvorhaben von Saudi-Arabien fallen in die Kategorie "Größenwahn". Die geplanten NEOM-Städte zählen zu den verrücktesten Projekten, die je in Angriff genommen wurde. Die Pläne sind derart wahnsinnig, dass sie auch stark in der Kritik stehen. Zumeist lautet der Vorwurf: Das kann nicht funktionieren.

Um den Skeptikern etwas entgegenzusetzen, hat NEOM nun rund 2 Millionen Fotos und zahlreiche Livestreams von den Baustellen online gestellt. Damit will Saudi-Arabien beweisen, dass die Projekte real sind und tatsächlich daran gearbeitet wird. 

Der Öffentlichkeit werden all diese Bilder nicht zur Verfügung gestellt. Sie dienen in erster Linie dazu, die Investoren zu beruhigen sowie neue Investoren anzulocken. 

➤ Mehr lesen: Kilometerhohe Wolkenkratzer sollen erneuerbare Energie speichern

neom-ground-x.jpg

Screenshot von der "Ground X"-Website

Millionen von Aufnahmen

Auf der so genannten "Ground X"-Website sind 452 Zeitraffer-Videos, 63 Livefeeds, 300 Drohnenaufnahmen, 70.000 Videos und 2 Millionen Fotos zu finden. Damit soll der Fortschritt der Bauvorhaben dokumentiert und belegt werden. 

Ähnliche Bilder postet der NEOM-Projektleiter Giles Pendleton regelmäßig auf seinem LinkedIn-Account. Dort versorgt er seine Follower mit Updates rund um die Wüstenprojekte. Er will damit ebenfalls beweisen, dass etwa die 170 Kilometer lange Bandstadt "The Line" tatsächlich im Entstehen ist. 

➤ Mehr lesen: In Saudi-Arabien soll der größte Flughafen der Welt entstehen

fortschritt.jpg

Baufortschritt von The Line

NEOM in der Kritik

Zuletzt gab es Berichte, wonach Saudi-Arabien die Pläne für The Line massiv zurückgefahren hat. Anstatt der geplanten 9 Millionen soll die Stadt nur mehr 300.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben. Die geschätzten Kosten hätten das ursprünglich veranschlagte Budget um ein Vielfaches überschritten, so ein zentraler Grund. 

Saudi-Arabien wollte diese Angaben nicht bestätigen und betonte, dass The Line nicht verkleinert wird. Rund 500 Milliarden Dollar wurden für die 170 Kilometer lange Wüstenstadt eingeplant. Aber allein die ersten 1,5 Kilometer sollen deutlich mehr als 100 Milliarden Dollar kosten. 

➤ Mehr lesen: NEOM bekommt kristallartigen Wolkenkratzer

Verrückte Fußballstadien geplant

Erst kürzlich hat Saudi-Arabien seine 11 Fußballstadien enthüllt, in denen 2034 die Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden soll. Eines davon soll sich auch in der Sci-Fi-Stadt "The Line" befinden. Damit das Stadion in der engen Linien-Stadt zumindest etwas Sonnenlicht erhascht, soll es in einer Höhe von 350 Metern gebaut werden.

➤ Mehr lesen: Saudi-Arabien plant irrwitziges Fußballstadion für "The Line"

Das Fußballstadion passt nahtlos in die Sci-Fi-Stadt, bei der sich das Leben zwischen zwei 500 Meter hohen Wolkenkratzern abspielen soll, die sich 170 Kilometer durch die Landschaft ziehen. Bis 2030 soll die Stadt allerdings nur gut 2 Kilometer lang sein.

Wo die 46.000 Besucher nach dem Match unterkommen sollen, ist unklar. Die 2034 mehr als unfertige Stadt dürfte mit den Menschenmassen wohl deutlich überfordert sein.

➤ Mehr lesen: Uni-Professor: "The Line ist völlig lächerlich und nutzlos"

Die zahlreichen Megaprojekte

Neben diesen futuristischen Stadien und den zahlreichen Sci-Fi-Städten arbeitet Saudi-Arabien noch an weiteren Zukunftsprojekten. Dazu gehören das riesige Skigebiet "Trojena" mit Kunstschnee und künstlich angelegtem Gebirgssee und der versteckte Hafen unterhalb von The Line. 

Auch einige spektakuläre Wolkenkratzer sollen entstehen. Das sind etwa das würfelförmige Mega-Gebäude Mukaab, die filigranen Epicon-Türme oder ein kristallartiger Wolkenkratzer in den Bergen. Damit für reichlich Besucher*innen gesorgt ist, werden gleichzeitig mehrere neue saudische Airlines aufgebaut.

➤ Mehr lesen: Die futuristische Fluglinie aus Saudi-Arabien im Faktencheck

Saudi-Arabien will weg vom Öl

Saudi-Arabien möchte sich mit dem Projekt als technikzentrierte Supermacht in der Welt positionieren. Das Königreich will sich damit auf eine Zukunft ohne Erdölproduktion vorbereiten. Darum wird bei NEOM immer wieder betont, dass man auf erneuerbare Energien setze.

Hingegen dürften Menschenrechte für Saudi-Arabien bei der Umsetzung der Projekte nur eine geringe Rolle spielen. Berichten zufolge wurden tausende Menschen vertrieben beziehungsweise mit Zwang umgesiedelt. Es soll auch Todesopfer gegeben haben.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare