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Abstimmung

Festplattenabgabe ist das IT-Unwort des Jahres

„Clean IT", „Klarnamenzwang" oder „Phablet": 2012 gab es im Technologie-Sektor einige Wörter, die negative Emotionen weckten. Sei es, weil sie symbolisch für den Überwachungsstaat stehen, eigenwillige Wort-Kreationen sind, oder einfach nur viel zu oft in Berichten gelesen wurden.

Online und per E-Mail konnten die Leser vorschlagen, welche Begriffe aus der dem IT-Geschehen sie am meisten stören. Danach wurde zwei Wochen auf futurezone.at abgestimmt, welches das Technologie-Unwort des Jahres 2012 ist.

Sieger
Die „Festplattenabgabe" belegt mit 42 Prozent aller abgegebenen Stimmen unangefochten den ersten Platz. Die Abgabe auf Speicherkarten, USB-Sticks und Festplatten – egal ob extern oder in Computern verbaut – ist bis zu 36 Euro hoch. Sie soll Künstlern zugutekommen, denen durch illegale Kopien Einnahmen entgehen.

Für die Arbeiterkammer ist die Abgabe jedoch eine „völlig überschießende Form der Vergütung". Viele Nutzer sind gegen die Festplattenabgabe, da für sie damit jeder Besitzer eines Computers automatisch verdächtigt wird, gegen das Urheberrechtsgesetz zu verstoßen.

Die Festplattenabgabe wurde 2010 von der Verwertungsgesellschaft Austro Mechana eingeführt, vom Oberlandesgericht Wien aber für nicht rechtens erklärt. 2012 zog die Austro Mechana vor den Obersten Gerichtshof, unterstützt von der Initiative „Kunst hat Recht", die 1500 Unterschriften für die Festplattenabgabe gesammelt hat.

Vorratsdaten
Auf Platz zwei der Wahl schafft es mit elf Prozent die „Vorratsdatenspeicherung". Seit 1. April 2012 werden Verbindungsdaten von E-Mail, Handy und Internet sechs Monate gespeichert, weshalb der Begriff als Synonym für den Überwachungsstaat gilt.

Die Bürgerinitiative "Stoppt die Vorratsdatenspeicherung" fand mehr als 100.000 Unterstützer, mehr als 11.000 schlossen sich einer Verfassungsklage des AK Vorrat an. Dass die VDS nicht zum ursprünglichen Zweck der Terrorbekämpfung eingesetzt wird, zeigten Zahlen Ende November. Schließlich legte der österreichische Verfassungsgerichtshof Bedenken gegen die VDS ein und brachte die Angelegenheit vor den EuGH - was von den Gegnern als wichtiger Etappensieg gefeiert wurde.

Apple
Mit neun Prozent der Stimmen geht Platz drei an „Apple". Der IT-Konzern machte sich im Vorjahr durch seine aggressive Vorgehensweise bei Patent-Streitigkeiten unbeliebt. Kritik musste das US-Unternehmen dieses Jahr auch für die eigene Maps-Lösung einstecken.

Als Unwort qualifiziert sich Apple auch durch die hohe Medienpräsenz. Kaum eine Woche, in der nicht ein Gerücht über ein neues Apple-Produkt auftaucht oder das US-Unternehmen wieder Klage gegen einen Mitbewerber einreicht.

Das Ergebnis im Detail
Festplattenabgabe: 42,23 Prozent
Vorratsdatenspeicherung: 10,86 Prozent
Apple: 9,29 Prozent
ACTA: 8,29 Prozent
Patentklage: 6,57 Prozent
Shitstorm: 3,2 Prozent
Energiesparlampe: 2,51 Prozent
Clean IT: 2,37 Prozent
Klarnamenzwang: 1,94 Prozent
Leistungsschutzrecht: 1,8 Prozent
Phablet: 1,8 Prozent
Retina: 1,6 Prozent
Drei-Orange-Deal: 1,51 Prozent
Crowdfunding: 1,17 Prozent
Big Data: 1 Prozent
SOPA: 0,97 Prozent
Liquid Democracy: 0,86 Prozent
Metro: 0,86 Prozent
Curiosity: 0,69 Prozent
Social Seating: 0,49 Prozent

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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