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Luftfahrt

Fluglinien suchen Geschäftsmodell für WLAN an Bord

„Die Kosten für Datenübertragungen durch neue Technologien sinken rapide“, sagt Norbert Müller, bei der Lufthansa-Tochter Systems zuständig für die Internet- und Bordunterhaltungstechnologie Boardconnect. Immer mehr entsprechend ausgestattete Satelliten zirkeln um die Erde, und Airlines bauen die Empfangstechnik an Bord ein. Die Passagiere sind auch bereit, für einen solchen Service tiefer in die Taschen greifen: Einer Umfrage des Flugzeugausrüsters Honeywell zufolge haben 22 Prozent der Gäste bereits mehr für ein Ticket gezahlt, wenn auf dem Flug ein Internet-Zugang zugesichert wurde.

Einige der größten europäischen Airlines - etwa die Lufthansa, Air France-KLM, Ryanair oder die spanische Vueling - arbeiten daran, WLAN an Bord ihrer Kurzstrecken-Flieger einzuführen. Vorbild ist die Billigfluglinie Norwegian, die so gut wie ihre gesamte Boeing 737-Flotte von 76 Flugzeugen aufgerüstet hat. Die Nachfrage der Fluggesellschaften nach WLAN-Technologie wachse schneller als alles andere in der Branche, bestätigt Jeff Sare, Manager beim Satellitenbetreiber Inmarsat : „Fast jede Airline der Welt fragt derzeit danach.“

Neue Einnahmequellen

Lohnen könnte sich der Aufwand für die chronisch angeschlagenen Airlines - ihnen winken neue Erlösquellen. Möglich wäre es etwa, via WLAN Filme und Serien zum herunterladen anzubieten - gegen Bezahlung. Denkbar ist aber noch viel mehr - etwa Werbung über den Zielort mit Buchungstipps für Restaurants und Unterkünften. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern wie Hotelketten könnte das ein lohnendes Geschäft werden. „Nirgendwo sonst sind Menschen so aufnahmebereit wie an Bord, man hat viele Informationen über sie und kann maßgeschneiderte Werbung anbieten“, sagt Robin Cole, Manager des Flugzeugausrüsters Global Eagle Entertainment. Die Firma entwickelt satellitengestütze WLANs für Airlines wie Norwegian. Mit Reklame und dem Verkauf von Dutyfree-Waren an Bord könnte die Branche Hunderte Millionen Dollar im Jahr zusätzlich erlösen, schätzt Cole.

Die Aussicht auf neue Geldquellen im hart umkämpften Kurzstrecken-Geschäft ruft Airlines aus ganz Europa auf den Plan. Besonders groß sei das Interesse bei Billig-Gesellschaften, sagt Rene Steinhaus von der Unternehmensberatung AT Kearney. Ryanair ist bereits auf den Zug aufgesprungen und setzt auf Werbung und andere Einnahmen, damit sich die Investitionen in das neue Angebot rechnen, wie Airline-Chef Michael O'Leary sagte. Die irische Fluglinie spricht bereits mit Ausrüstern und Mobilfunkunternehmen, die die Gebührenabrechnung übernehmen sollen.

Effekte in den USA sichtbar

Der Effekt auf die Branche lässt sich in Amerika beobachten. Dort sind Billigfluglinien wie Jetblue vorgeprescht und bieten den Anschluss an das Datennetz kostenlos an, wie Analyst Jason Rabinowitz vom Branchendienst Routehappy anführt. Traditions-Airlines müssten nun bald nachziehen. Anders ist die Situation nach Einschätzung von Lufthansa Systems in Europa. „Internet an Bord wird nicht kostenlos sein, aber Airlines werden solche Angebote in den nächsten zwei bis vier Jahren anbieten müssen“, sagt Manager Müller.

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