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Interview

Foursquare: Ein Spiel wird zur Suchmaschine

Weltweit zählt Foursquare eigenen Angaben zufolge mittlerweile 25 Millionen Nutzer. Die Foursquare-App ist auf sämtlichen gängigen mobilen Plattformen verfügbar, daneben gibt es eine Webseite, die laufend ausgebaut wird. Doch der Dienst hat nach wie vor Probleme damit, sich weltweit durchzusetzen: Während sich Foursquare vor allem in den USA gut etabliert hat - viele Restaurants und Geschäfte sind Partner, bieten Specials an und vermarkten sich selbst ein Stück weit über die Plattform - hinkt der europäische Markt immer noch hinterher. In Europa und speziell in Österreich findet man nur vereinzelt Lokale, die bei Foursquare-Aktionen mitmachen.

Das soll sich in Zukunft ändern, sagt Omid Ashtari, Business-Developement-Chef bei Foursquare, im Gespräch mit der futurezone. "Als wir in den USA gestartet sind, lief es von Beginn an wirklich gut, die Plattform ist abgehoben wie eine Rakete. Gleichzeitig hatten wir viele Leute im Einsatz, die sich intensiv mit Händlern und Marken beschäftigt und dafür eingesetzt haben, ihnen Foursquare zu erklären, zu verdeutlichen, welchen Wert die Plattform für sie haben kann und welchen kreativen Nutzen Foursquare für die User birgt."  Foursquare, das im Jahr 2009 an den Start ging, habe sich zuerst einmal auf den US-Markt konzentriert, das sei üblicherweise der Markt, in dem man beginne und wo man die größte Nutzerbasis vorfinde, so Ashtari.

50 Prozent der User außerhalb der USA
"Wir haben dann irgendwann festgestellt, dass 50 Prozent unserer Nutzer außerhalb der USA beheimatet sind", so Ashtari weiter. Da sei den Verantwortlichen auch bewusst geworden: "Wir sind ein internationales Unternehmen, nicht nur ein US-Unternehmen." Also wurden dann auch in Europa Leute dafür eingesetzt, sich um Business-Partner zu kümmern. "Ich selbst bin vor einem Jahr zu Foursquare gekommen, und arbeite jetzt von London aus", sagt Ashtari, der in Deutschland aufgewachsen ist. "Wir haben uns zunächst einmal darauf konzentriert, was wir mit Geschäftsleuten vor Ort in London umsetzen können. Unser weiteres Ziel ist es nun, das, was wir da geschafft haben, auf den DACH-Markt, aber ebenso auf Nordeuropa, Südeuropa, Osteuropa, besonders auch auf die Türkei auszuweiten."

Kleine und große Fische
Normalerweise gelte es, zunächst die großen Ketten an Bord zu holen, ihnen den Nutzen von Foursquare schmackhaft zu machen. Wenn man die großen Namen einmal dabei habe, dann lasse sich in der Regel auch einfacher ein Umfeld schaffen, dass auch die kleineren Firmen anlockt, erklärt Ashtari. "Wir haben aber auch bemerkt, dass gerade die kleineren Unternehmen sich oft schneller weiterentwickeln, besonders jene, die digitalaffin sind." Viele der kleineren, lokalen Geschäfte und Restaurants melden ihre Firmen aus eigenem Antrieb bei Foursquare an, stellen Specials online und versuchen so Kunden anzuwerben. Besonders deutlich wird das beispielsweise, wenn man durch Städte wie New York geht, wo man auf zahlreiche Foursquare-Sticker in Fensterscheiben trifft, die auf Spezialangebote hinweisen. Auch in London Soho sieht man laut Ashtari mittlerweile eine ähnliche Entwicklung. So soll es nach den Vorstellungen von Foursquare in Zukunft auch in Deutschland und auch in Österreich funktionieren.

Einfache Teilnahme
Will jemand sein eigenes Geschäft oder Lokal über Foursquare promoten und Specials anbieten, so ist das im Grunde eigentlich recht einfach. Der Service lässt den Firmen relativ freie Hand. Abgesehen von ausgewiesenen, großen Partnern (meist international bekannte Marken), denen manchmal auch eigene Badges (Abzeichen) gewidmet werden, die man bei Foursquare mittels Check-ins sammeln kann, funktioniert die Teilnahme weitgehend selbstbestimmt. Die Unternehmen müssen sich nur auf der Plattform anmelden und können dann Spezialangebote, Tipps und ähnliches über Foursquare anbieten.

Mehr als ein Game
Ein Kernelement des Dienstes waren von Anfang an die spielerischen Elemente - von Mayorships bis hin zu genannten Badges. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. "Wir werden uns nicht von der DNA unseres Dienstes verabschieden", sagt Ashtari. Gleichzeitig will sich Foursquare etwas ernshafter präsentieren und nicht bloß eine Spielerei sein. "Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir auch andere Wertversprechen geben. Das Gaming-Element wird natürlich immer eine Rolle spielen, aber ich glaube nicht, dass die Mehrheit Foursquare nur wegen der spielerischen Aspekte nutzen will", so Ashtari.

In Zukunft will man also den Fokus klar auf andere Dinge richten. "Wenn wir beispielsweise von Belohnung sprechen, dann muss es sich dabei nicht um einen Badge handeln. Meine Mutter würde sagen, sie hat mehr davon, wenn sie einen Rabatt in einem Lokal oder Geschäft bekommt", erklärt der Foursquare-Business-Development-Chef.

Lokale Suche auf Basis von Nutzerdaten
Dass sich Foursquare immer breiter aufstellen und mehr sein will als bloß eine kleine Fun-App, wird auch durch den kürzlichen Launch der lokalen Suche deutlich. So können auch unregistrierte Nutzer auf die Datenbank des Location-Netzwerkes zugreifen. Über eine Suchfunktion kann auf der Webseite nach Stichwörtern und Standort gesucht werden. "Suche ist wirklich ein wichtiger Punkt für uns. All die Daten, die bei uns auf der Plattform generiert werden, geben uns die Möglichkeit, die nächste Generation der lokalen Suche auf die Beine zu stellen: eine lokale Suche mit sozialen ebenso wie mit Echtzeit-Aspekten, eine Suche die den Leuten Empfehlungen geben kann", sagt Ashtari. Das sei auch in gewisser Weise der Foursquare-Masterplan von Anfang an gewesen. Dank der Check-ins rund um den Erdball kann Foursquare jederzeit Echtzeitinfos erzeugen, etwa darüber, welche Lokale und Orte gerade stark im Trend liegen bzw. gut besucht sind.

"Das ist definitiv etwas, worauf wir uns jetzt konzentrieren", so Ashtari. Den Leuten werden also gewissermaßen Daten, die sie selbst beisteuern, in anderer Form wieder zurückgegeben.

Superuser schaffen Ordnung
Auf Foursquare gibt es auch eine kleine Gruppe an ganz besonderen Nutzern, die sich freiwillig nützlich in die Plattform einbringen. Wer den Superuser-Status erlangt, erhält von Foursquare besondere Rechte, etwa um angelegte Orte zu editieren, Fehler zu korrigieren, Duplikate zu entfernen oder Doppelnennungen zusammenzuführen. Kurzum, die Superuser sorgen für Ordnung auf der Plattform. Um diesen Status zu erlangen, muss man sich allerdings bewerben. Foursquare hat dazu ein eigenes Formular auf seiner Webseite zur Verfügung gestellt. "Wir schauen uns an, wer dieser User eigentlich ist, wie er sich vorher schon in die Community eingebracht hat", verrät Ashtari. Nicht jeder Nutzer sei für diese Aufgabe geeignet. Was sich die Plattform erwartet, ist beispielsweise, eine hohe Identifikation mit der Marke. Wer nur alle drei Monate irgendwo einen Ceck-in hinterlässt, wird vermutlich schlechtere Karten haben, in den Superuser-Status aufgenommen zu werden.

Die Zukunft liegt im Erkunden
Über neue Funktionen will Ashtari noch nicht zu viel verraten. Feststehe aber, dass sich Foursquare auch künftig auf den Bereich des Erkundens und Entdeckens konzentieren wird. Hier soll noch viel an Innovation passieren. "Wir wollen diejenigen sein, die den Ton angeben." Außerdem dürfe man sich einiges von der in diesem Jahr gestarteten Plattform "Connected Apps" erwarten. Hier können Entwickler seit kurzem ihren eigenen Content zum Einbinden in Foursquare zur Verfügung stellen - etwa Wetterinfos, die dann bei Check-ins angezeigt werden.

Und wie viele Mayorships hat eigentlich jemand, der bei Foursquare arbeitet? "Ich glaube, ich hab zwölf", sagt Ashtari. Dazu zählen sein eigenes Zuhause, Restaurants und sein Friseur.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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