Games: Mit Wissenschaft gegen Vorurteile
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Böse Zungen würden meinen Martin Lorber sei Lobbyist. Hauptberuflich ist der geborene Stuttgarter PR Direktor bei Elektronic Arts Deutschland und in dieser Rolle für die gute Darstellung der Produkte in Medien zuständig. Darüber hinaus - und das gibt es bei keinem anderen Spielestudio - ist er als Botschafter für digitale Spielkultur unterwegs. In seinem Blog sowie in einem eigens geschaffenen Magazin versucht der 45-Jährige seit rund zehn Jahren über Themen zu schreiben, die über Produktwerbung und standardisierte Spielebesprechungen hinausgehen. Am Donnerstag spricht er im Zuge der Subotron-Vortragsreihe über die „Chancen und Probleme der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft in der digitalen Spielkultur“. Sein Vortrag beginnt um 19 Uhr im Raum D des Wiener Museumsquartiers, der Eintritt ist kostenlos.
Relevante Aspekte hervorheben
Von Wirkungsforschung, über soziale und psychologische Aspekte bis zu ästhetischen und philosophischen Grundsatzdiskussionen reicht Lorbers Einsatzgebiet. Vor allem in Deutschland, das mit dem Thema Computer- und Videospiele deutlich unentspannter umgeht als Österreich, versucht Lorber eine ausgewogene Stimmung für die junge Unterhaltungsform zu machen. Es gehe ihm darum, die kontroversen Fragen, die in der Gesellschaft immer wieder aufkommen, objektiv zu beantworten.
Keine Alibi-Aktion eines Großkonzerns
Dass er als Feigenblatt einer auf Kommerz ausgerichteten Industrie herhält, verneint er im Gespräch mit der futurezone. Auch würde er sich nicht als Lobbyist bezeichnen. Vielmehr sieht er sich als Vermittler zwischen mehreren Fronten: Wissenschaftler, Entwickler, Politiker, Medien, Eltern, Jugendliche gilt es fachgerecht und seriös zu informieren. Dass er das als Angestellter eines der weltweit größten Spielestudios macht, sieht Lorber als kein Problem.
Manchmal wird ihm mangelnde Glaubwürdigkeit vorgeworfen, wenn er etwa über Themen wie Indie Games spricht. Hier ist für manche der Widerspruch zwischen Electronic-Arts-Sprecher und Kulturvermittler zu groß. Lorber lässt dies jedoch kalt. EA sei klar Mainstream und das werde auch kommuniziert. Man habe keinen Kunstanspruch, denn je höher dieser sei, desto weniger Chancen habe man auf kommerziellen Erfolg. Das alles habe mit seiner Tätigkeit jedoch nichts zu tun.
Wissenschaftler für mehr Seriosität
„Über die Vorurteile, dass Computerspiele dumm und dick machen, sind wir mittlerweile hinaus“, sagt Lorber. Seine differenzierte Sicht des Themas hat in Deutschland mitgeholfen, die Diskussion auf ein vernünftiges Level zu heben. Hilfreich ist dabei auch die wissenschaftliche Konferenz „Clash of Realities“, die seit 2008 in Köln stattfindet. Dort treffen sich deutsche und internationale Wissenschaftler, um über Spiele zu diskutieren.
Lorbers Rolle besteht hierbei auch darin, die sperrigen und komplizierten Beiträge der deutschen Forscher in für Außenstehende verständliche Informationen zu übersetzen. Die akademischen Beiträge aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen sollen den digitalen Spielen zu mehr Ansehen und Akzeptanz verhelfen. „Es geht hier vor allem um den Wissenstransfer. Die Ergebnisse der Forscher sollen einem breiten Publikum zur Kenntnis gebracht werden. Unsere Aufgabe ist es, auf die gesellschaftlich relevanten Sachen hinzuweisen“, sagt Lorber. Zudem glaubt er, dass die Erkenntnisse auch in die Gestaltung von Spielen einfließen können.
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