“Google+ ist unser soziales Rückgrat”
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"Wir sehen Google+ als unser soziales Rückgrat", sagt Bradley Horowitz, Vice President of Product Management bei Google, zu Beginn des Google+-Briefings. Vor dem Start des Netzwerks, das dieser Tage seinen ersten Geburtstag feiert und mittlerweile - laut Google - über 250 Millionen aktive Nutzer verfügt, seien die zahlreichen Google-Services stark zersplittert gewesen. "Wenn jemand bei mehreren Diensten angemeldet war und etwa einen Namen ändern wollte, musste er vielleicht acht oder neun verschiedene Seiten ansurfen. Das hat sich mit Google+ erledigt und das ist ein großer Vorteil für die Nutzer", so Horowitz.
Google+ habe die Beziehung zwischen Google und seinen Nutzern deutlich verbessert. "Wir haben früher eigentlich wenig über unsere User gewusst. Wenn jemand etwas gesucht hat, wurden eher wenige Daten erfasst, da blieb danach nicht viel erhalten", sagt Horowitz und bestätigt damit indirekt, was viele dem Google-Netzwerk gleichzeitig auch vorwerfen: Bei der Zusammenführung aller bestehenden Google-Dienste mit Google+ geht es nicht unbedingt an erster Stelle darum, die Verbindungen zwischen den Leuten (wie bei Facebook) zu verbessern, sondern die Verbindung zwischen dem Unternehmen und den Usern.
Recht auf eigene Daten
Horowitz formuliert es jedoch anders: "Die Nutzer haben ein Recht darauf, ihre eigenen Daten so gut wie möglich bei all unseren Services nutzen und auf sie zugreifen zu können." Das unkomplizierte Teilen von Inhalten sei erst durch Google+ wirklich möglich geworden und das Netzwerk habe sich umgekehrt positiv auf alle anderen Google-Dienste von Search bis Chrome ausgewirkt, so Horowitz.
"Unser Ansatz ist es nicht, ein "Frictionless Sharing", also das unkontrollierte Posten von jedem Gedanken in der Social-Media-Welt zu unterstützen. Deswegen haben wir die Circles eingeführt: So kann jeder Nutzer genau festlegen und kontrollieren, welche Inhalte für welche Personen passend sind."
Zusammenführung der Services ein "Feature"
Dass Google seine bestehenden Nutzer massiv in das Netzwerk dränge, davon will Horowitz nichts wissen. Niemand werde zu irgendetwas gezwungen. "Wir sehen es als Feature, dass die Menschen jetzt alles von einem Platz aus organisieren und ihre Inhalte verbreiten können", sagt Horowitz.
Dass Google zwar immer wieder mit tollen Userzahlen aufwarten kann, die tatsächliche Interaktion im Netzwerk aber bislang eher mäßig ausfällt, kann der Google VP zumindest nicht ganz von der Hand weisen, zeigt sich aber überzeugt, dass sich das in Zukunft ändern werde. "Die meisten Google+-Nutzer, sind bereits vorher Google-Nutzer gewesen und das repräsentiert de facto die gesamte Internetwelt. Es gibt kaum jemanden, der nicht in irgendeiner Form einen Google-Dienst benutzt", sagt Horowitz. Künftig würden all diese Leute auch draufkommen, dass man über Google+ gut mit anderen in Verbindung treten und Inhalte aller Art teile könne.
Besonders stolz zeigt sich Horowitz auf die Hangouts. "Wir waren selbst überrascht, auf welche mitunter professionelle Weise die Hangouts genutzt werden. Da sind Ärzte, die darüber kommunizieren, ebenso wie Versuche, die Live-Videokonferenzen zu Bildungszwecken zu nutzen."
Die Nutzer zuerst
Auch, dass einige Games-Anbieter dem Netzwerk den Rücken gekehrt haben, nimmt er eher locker: "Wir stellen unsere Nutzer immer an erste Stelle und wollen sie daher auch nicht mit Inhalten überfluten. Wir haben bewusst einen konservativen Weg gewählt und unsere APIs nicht einfach so freigegeben", erklärt Horowitz. Das habe sicherlich viele Entwickler verärgert, aber die User seien einfach wichtiger gewesen. "Wir machen die APIs jetzt langsam auf, haben einige ausgewählte Partner, nach und nach werden wir Google+ in dieser Hinsicht immer weiter aufmachen." Wichtig sei Google dabei, den richtigen Zeitpunkt zu finden. "Und wenn der Schritt einmal gemacht ist, werden mit Sicherheit auch die Games-Anbieter, die uns jetzt verlassen haben, wieder zurückkommen", ist Horowitz überzeugt.
Integration in Suche wird verbessert
Die Integration von Google+ in die Suche hat in den vergangenen Monaten für viel Kritik gesorgt. Experten wie auch User sahen die Relevanz der Suchergebnisse in Gefahr. Denn nicht immer sind die persönlichen Freunde jene, die auch die besten oder relevantesten Ergebnisse zu einer Suchanfrage liefern können. Noch unangenehmer kann es werden, findet man bei Anfragen gar seine eigenen Postings, die in der Regel wenig nützlich sind.
Horowitz bestätigt auf futurezone-Nachfrage, dass man hier noch deutlich nachbessern werde und sagt auch, dass "der Weisheit letzter Schluss" in dieser Frage noch nicht gefunden sei. "Es geht darum, den richtigen Mix von Inhalten zu finden - persönliche Postings, Postings von Freunden und herkömmliche Informationen - sie alle müssen in der richtigen Mischung in die Suche einfließen", sagt Horowitz. "Wir sind hier noch lange nicht am Ende unserer Arbeit und sehen die Integration von Google+ in die Suche auch weiterhin als ein fortlaufendes Forschungsprojekt an." Die Frage für die Zukunft sei auch, inwiefern sich die Suche nur auf neuen Informationsgewinn beschränken müsse. "Oder wollen wir die Suche künftig vielleicht auch als Archivierungstool, als einen Blick zurück verwenden", stellt Horowitz in den Raum.
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