Guardians of the Galaxy Vol. 2: Gott hat einen Penis
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Der erste Teil von Guardians of the Galaxy war ein geplanter Überraschungshit. Überrascht waren die Kinobesucher, weil die Guardians nicht den massentauglichen Comic-Superhelden des bisherigen Marvel-Universums entsprachen. Geplant war die Überraschung von Marvel und Disney: Da die Zuseher noch keine Vorstellung von den Guardians hatten, konnte man unbelastet an die Sache rangehen und mit schrägen Humor und frischen Charakteren punkten.
Bei Guardians of the Galaxy Vol. 2 ist dieser Neulings-Bonus vorbei. Mit ihm geht auch die Leichtigkeit verloren, die den ersten Teil Charme verliehen hat. Dafür wird es persönlich, familiär und auf die Tränendrüse gedrückt.
Family Issues
Nachdem Teil 1 erklärt hat, wie die Guardians zusammengefunden haben und sie gleich zur Familie erklärt hat, ist in Teil 2 die Honeymoon-Phase vorbei. Tatsächlich werden den Guardians Rollen aufgezwängt, die an US-Familien-Serien aus den 80er und 90er Jahren erinnern.
Der mutierte Waschbär Rocket verhält sich wie ein aufmüpfiger Teenager, der Baum Baby Groot ist das niedliche Baby, dem alle Fehler verziehen werden. Die grünhäutige Gamora ist die Mama der ganzen Bande, weiß aber nicht so recht, wohin mit ihren Gefühlen für Quill und ihre Schwester. Und Quill? Der hat nicht nur die Liebesprobleme mit Gamora und Streit mit Rocket, sondern auch noch gewaltige Vater- und Vaterersatzkomplexe.
Drax sorgt für Lacher
Baby Groot wird in dem Film glücklicherweise nicht stark gepusht. Zwar hat auch er, genau wie alle andere Guardians, seine Screentime und guten Momente. Trotzdem schrammt er nur ganz knapp daneben vorbei fürchterlich auf die Nerven zu gehen, da er in seine Baby-Form noch eindimensionaler wirkt als der große, lebende Baum, der er in Teil 1 war.
Lange, ungrausliche Witze
Ein kleines Kunststück gelingt Guardians of the Galaxy Vol. 2 ebenfalls, wenn es um den Humor geht. Obwohl einmal gekotzt und zweimal über Penisse gewitzelt wird (einer davon betrifft das Gemächt von Gott), wird es nicht grauslich. Auf klassischen Fäkalhumor wird verzichtet.
Die 80er Jahre sind vorbei
Das gilt zwar nicht für David Hasselhoff (von dem kann es nicht genug geben), aber wenn Quill minutenlang versucht die Situationen zwischen ihm und Gamora mit einer 80er Jahre TV-Serie zu vergleichen, wird es mühsam. Immerhin besteht die Hoffnung, dass sich der dritte Teil zumindest musikalisch von den 80er Jahren verabschiedet – Microsoft sei Dank.
Schluss mit lustig
Großartige Enthüllungen und Wendungen darf man sich von Guardians of the Galaxy Vol. 2 nicht erwarten. Die Hauptstory ist vorhersehbar, inklusive dem rührigen Ende. Immerhin werden sich Marvel-Geeks über einen Kurzauftritt einer Figur freuen, die den meisten „normalen“ Kinobesuchern unbekannt sein wird. Dasselbe gilt für eine der insgesamt vier Post-Credit-Scenes.
Fazit
Für Comic-Fans könnten die Kino-Guardians aber einen Teil ihrer Edginess eingebüßt haben. Bleibt zu hoffen, dass die Guardians in Teil 3 nicht komplett gestreamlined werden, um besser in das familienfreundliche Marvel-Universum von Disney zu passen. Abgesehen von dieser Sorge wird man aber auch als Kenner der Materie nach 136 Minuten Großteils zufrieden den Kinosaal verlassen.
PS: Gamoras Keilabsätze schauen furchtbar aus und der junge Computer-Kurt-Russell ist viel weniger gruselig als die Computergesichter in Rogue One.
Der Kinostart von Guardians of the Galaxy 2 ist am 27. April 2017. Altersfreigabe: 12 Jahre
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