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Heimarbeit

IBM ruft Mitarbeiter vom Home Office zurück ins Büro

Die IBM-Marketingchefin Michelle Peluso hat sich Anfang Februar mit einer Botschaft an ihre Mitarbeiter gewandt. „Es ist Zeit für Akt 2: Gewinnen!“ lautete der Titel. „Das einzige Rezept das ich kenne heißt Erfolg!“, so Peluso. Die Zutaten seien großartige Leute, die richtigen Werkzeuge, eine Mission und sehr kreative und inspirierende Orte. Für die 2.600 Mitarbeiter der Marketing-Abteilung heißt das: keine Heimarbeit mehr.

Die inspirierenden Orte sind die sechs IBM-Niederlassungen in Atlanta, Raleigh, Austin, Boston, San Francisco und New York, in denen die Mitarbeiter künftig „Schulter an Schulter“ arbeiten sollen. „Alle die ich kenne sind sauer“, sagt ein anonymer IBM-Mitarbeiter gegenüber Quartz. Manche Mitarbeiter müssen jetzt lange pendeln, andere sogar umziehen, weil der Weg zur Arbeit zu lang sei. Eine Gehaltserhöhung, um die höheren Mieten an den neuen Arbeitsorten auszugleichen, gibt es nicht.

Einige sollen bereits nach neuen Jobs suchen. Viele scheinen zu glauben, dass das ohnehin von IBM gewünscht ist. Das Home-Office-Verbot sei angeblich ein Versuch von IBM, die Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu ekeln. Das wären dann natürliche Abgänge, für die IBM, im Gegensatz zu Kündigungen, keine bzw. weniger Abfindung zahlen müsste.

Früherer Pionier

Neben den Mitarbeitern der Marketing-Abteilung sollen auch andere Mitarbeiter, die teilweise seit mehr als zehn Jahren von zuhause arbeiten, ins Büro zurückgerufen worden sein. Für viele ist das überraschend, da IBM als einer der Pioniere für Heimarbeit gilt.

In den 80er Jahren hat IBM erstmals Terminals in Häusern von Angestellten installiert, damit diese von zuhause aus arbeiten können. 2009 arbeiteten 40 Prozent der 386.000 Mitarbeiter von IBM im Home Office. Aufgrund dessen konnte IBM seine Büroflächen verkleinern und so jährlich fast 100 Millionen US-Dollar sparen.

Studien

IBM ist nicht das erste Technologieunternehmen, das von der Heimarbeit abkommt. Yahoo, HP und Reddit haben ebenfalls Angestellte aus dem Home Office zurück ins Büro geholt. Früheren Studien zufolge arbeiten Mitarbeiter im Home Office freiwillig länger, sind produktiver und haben das Gefühl eine bessere Work-Life-Balance als ihre Kollegen im Großraumbüro zu haben.

Neue Studien sehen den Vorteil im klassischen Büro, da sich Mitarbeiter dort bei der Kaffeemaschine oder in der Kantine treffen und sich über ihre Arbeit austauschen. Dies soll die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und verschiedenen Abteilungen fördern.

IT-Unternehmen wie Google, Facebook und Microsoft versuchen die Mitarbeiter mit Anreizen in den Firmenzentralen zu halten. Dazu gehören helle Büros, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, kostenloses Essen und Getränke, bis hin zu Geschäften und Dienstleistern vor Ort, wie etwa Post-Filialen und Friseursalons.

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