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Banking

Instant Payment: Bezahlen in Echtzeit rückt näher

Um der massiven Konkurrenz der Internetkonzerne Paroli zu bieten, rüsten die Banken - und damit die Großbanken auch in Österreich - fürs „Zahlen in Echtzeit“. Erste Angebote sollen nach internationalen Medienberichten in Europa 2017 marktreif sein, breiter im Einsatz sein soll dies bei den Banken ein bis zwei Jahre später.

Bezahlen beim Internetshopping und Überweisungen soll dann nicht mehr als 10 Sekunden dauern, bis das Geld am Empfängerkonto ist.

Die Einführung von Instant-Payment-Diensten in der Eurozone soll 2018 umgesetzt werden. An dem Projekt ist die Europäische Zentralbank zusammen mit Großbanken schon seit langem dran. Ein entsprechender Standard ist in Vorbereitung.

Große Umbrüche durch Instant-Payment

Die Berater von A.T. Kearney zählen nach jüngsten Umfragen Echtzeit-Zahlsysteme, also Mobile Wallets (die digitale Geldbörse am Handy) und Instant Payment zu den größten externen Umbrüchen, die den (Banken-)Markt von außen verändern werden.

Einen weiteren Umbruch verspreche der so genannte „Kontozugang für Dritte“. Ab 2018 werden Drittanbieter berechtigt, Zugang zu Kontoinformationen zu bekommen und Überweisungen im Namen des Kontoinhabers zu veranlassen. 32 Prozent der befragten Zahlungsverkehrs-Experten in Banken sehen darin die entscheidende Veränderung für ihr Geschäft, schrieb A.T. Kearney am Donnerstag in einer Aussendung.

Für ihre aktuelle Studie haben die Berater 60 europäische Führungskräfte von Banken, Zahlungsdiensteanbietern und -Händlern befragt. Fazit: „Bargeldloses Zahlen wird immer beliebter: Seit 2010 beobachten wir ein jährliches Wachstum von 6 Prozent“, so Andreas Pratz von A.T. Kearney. Die Einnahmen im Bereich der digitalen Bezahlsystemen dürften in den nächsten zehn Jahren von 80 auf 111 Mrd. Euro ansteigen. Österreich hinke da aber hinterher. Und die Banken profitierten von dem Boom jedenfalls bis jetzt kaum.

Digitalisierung

„Wachstum können Finanzdienstleister fast nur noch im Markt für Bezahlsysteme erwarten, wo die Digitalisierung stetig voranschreitet. Hier aber konkurrieren die Banken mit reinen Digital-Dienstleistern und Angeboten großer Onlinehändler, die oft noch näher am Kunden sind“, befand Pratz. Das heißt, nur wenn die Banken es schafften, ihre Bezahlangebote zu digitalisieren, würden sie diesem Wettbewerb standhalten. Die Geldhäuser müssten sich auf eine neue Innovationswelle einlassen.

Bargeldlos Zahlen ist in Österreich bisher überhaupt erst vergleichsweise schwach ausgeprägt: Die Österreicher zahlten nur 72-mal im Jahr mit der Karte - Kunden in Norwegen dagegen 400 mal. Europaweit wird erwartet, dass sich die Anzahl der bargeldlosen Transaktionen bis 2025 auf knapp 238 Milliarden verdoppelt, heißt es in der Studie.

Einzelhandel in Bedrängnis

Für die Kunden wird kontaktloses oder mobiles Bezahlen immer wichtiger, schreibt das Beratungsunternehmen, verlagere sich der Bezahlvorgang - v.a. durch Online-Shopping - doch zunehmend ins Internet. „E“- und „M“-Commerce wachsen drei- bis viermal stärker als der klassische Einzelhandel. Den Befund teilte in der Umfrage auch ein Drittel der befragten Führungskräfte, die dem Einkauf im Internet eine Schlüsselrolle für die digitale Transformation der Payments-Funktion beimessen.

Klassische Einnahmequellen der Banken aus dem Geschäft mit traditionellen Zahlverfahren (Überweisung, Lastschriften) oder der Kartenausgabe, wachsen indes nur schwach. Am stärksten zulegen dürften spezialisierte Zahlungsdienstleister im Händlergeschäft und im Geschäft mit alternativen Zahlungsmethoden. Da wird eine Verdopplung des Marktvolumens von 27 auf 52 Mrd. Euro erwartet. Die Banken haben dabei von dem Kuchen, ihr Anteil am Payments-Umsatz (zur Zeit zwei Drittel Marktanteil) dürfte sich bis 2025 halbieren.

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