Schwere Störung

Kompletter Internetausfall in Nordkorea

Die ohnehin störanfälligen Internet-Verbindungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt sind am Montag offenbar völlig zusammengebrochen. Das auf Internetsicherheit spezialisierte US-Unternehmen Dyn Research teilte mit, die Internet-Verbindungen seien schon vorher über Stunden hinweg funktionsuntüchtig gewesen.

Erst nach neuneinhalb Stunden seien die Verbindungen wiederhergestellt worden, schrieb die auf Internetsicherheit spezialisierte US-Analysefirma Dyn Research am Dienstag beim Kurznachrichtendienst Twitter.

USA bestreiten Einfluss

Das sagte der Vize-Chef des Unternehmens, Earl Zmijewski, einer Nachrichtenagentur. Ein Mitarbeiter vermutete eine Netzwerk-Attacke. Er wäre nicht überrascht, wenn gegen das Land eine Art Cyber-Attacke gelaufen wäre, wurde Doug Madory, leitender Dyn-Research-Mitarbeiter, in einem Nordkorea-Blog zitiert.

Einem Bericht des US-Senders NBC zufolge bestritt ein US-Regierungsvertreter entschieden, dass die Vereinigten Staaten etwas mit dem Ausfall zu tun hätten. Laut NBC sind von der Internetunterbrechung die Eliten des weltweit isolierten kommunistischen Staates betroffen, der Großteil der Bevölkerung verfügt über keinen Internetzugang.

Grafik zum Internetausfall in Nordkorea am 22. Dezember 2014

Cyberangriff gegen Sony unterstellt

Die US-Regierung hatte Nordkorea für einen Hacker-Angriff auf das Unternehmen Sony Pictures verantwortlich gemacht und am Montag vorgeschlagen, Nordkorea solle dafür Entschädigung zahlen. "Wenn sie hier behilflich sein wollen, dann sollten sie ihre Schuld eingestehen und Sony entschädigen", sagte US-Vize-Außenamtssprecherin Marie Harf in Washington.

US-Präsident Barack Obama hatte am Sonntag dem Nachrichtensender CNN gesagt, Nordkorea solle wegen der Hacker-Attacke auf Sony möglicherweise nach sechs Jahren wieder auf die Liste der Staaten gesetzt werden, die den Terror unterstützten.

Racheplan oder Abschottung

Die US-Regierung prüft nach Angaben von Harf eine Reihe von Optionen, um gegen die Internet-Attacke auf Sony Pictures vorzugehen. Sie äußerte sich aber nicht dazu, ob die USA für den Ausfall des nordkoreanischen Netzes verantwortlich seien.

Nach den Worten des Vize-Chefs von Dyn Research gibt es keine eindeutige Ursache für den Ausfall: "Sie können beschlossen haben, die Verbindung einfach zu kappen, sie können aber ebenso einer Panne oder einem Angriff zum Opfer gefallen sein", sagte Zmijewski.

Tauziehen um einen Kinofilm

Ein Angriff anonymer Hacker und mysteriöse Anschlagsdrohungen auf US-Kinos hatten Sony bewogen, den für kommenden Donnerstag geplanten Filmstart von "The Interview" abzusagen. Dem Konzern entstand dadurch nach Expertenschätzung ein Schaden von einer halben Milliarde Dollar. Nach Erkenntnissen des FBI steht die Regierung in Pjöngjang hinter dem Angriff.

Im Zentrum der Affäre steht eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP), die Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails veröffentlicht hatte. Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen der Parodie "The Interview", in der es um ein angebliches Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un geht, ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Daraufhin entschieden mehrere Kinoketten, den Film aus dem Programm zu nehmen.

Ein einziger Provider

Nordkorea hat nur begrenzten Zugang zum Worldwide Web. Laut Zmijewski läuft die gesamte Telekommunikation über China Netcom, einer Tochter von China Unicom. "Als Nordkoreas einziger Internetprovider wäre es für China Unicom ein Leichtes, den Zugang zu blockieren", sagte Zmijewski. Washington hatte China um Mithilfe gebeten, um die nordkoreanischen Hacker-Aktivitäten zu stoppen. Beide Länder stehen aber selbst im Streit um Hacker-Angriffe auf US-Unternehmen.

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