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Bildungsprogramm

Mit Huawei auf Klassenfahrt im chinesischen Silicon Valley

Eine kleine Stadt in der Stadt - so lässt sich der Campus des Huawei-Hauptquartiers in Shenzhen am besten beschreiben. Ein ganzes Viertel im Norden der Stadt in der südchinesischen Provinz Guangdong, die auch als eine Art chinesisches Silicon Valley gilt, ist mittlerweile fest in der Hand des chinesischen Technologie-Konzerns. Hier tummeln sich rund 44.000 Mitarbeiter, die im Huawei-Headquarter arbeiten und zu großen Teilen auch rund um den Firmencampus - teilweise in einem eigenen Hotelkomplex - wohnen. Die Infrastruktur ist gut, es gibt Shops, Restaurants und Shuttlebusse, die die Mitarbeiter von einem Bürogebäude zum anderen bringen.

Auch viele ausländische Angestellte - Huawei betreibt mittlerweile 14 regionale Headquarter und zählt insgesamt 170.000 Mitarbeiter - kommen nach Shenzhen, um Trainingsprogramme, firmeninterne Konferenzen oder Meetings zu besuchen. Auf dem Firmencampus hat der 1987 gegründete Konzern darüber hinaus eine eigene “Universität” eingerichtet.

Studenten aus aller Welt

Im Rahmen des Programms “Seeds for the future” holt das Unternehmen seit dem Jahr 2008 mehrmals pro Jahr Studenten aus aller Welt nach China, um ihnen einerseits die Kultur des Landes und andererseits technologische Entwicklungen in- und außerhalb des Konzerns näher zu bringen. Dazu arbeitet Huawei mit Bildungseinrichtungen zusammen und hat 2015 nun auch erstmals einen Wettbewerb in Kooperation mit TU Wien, FH Hagenberg und dem der FH Joanneum Graz initiiert.

Die Unis riefen ihre Studenten im Frühjahr dazu auf, im Zuge eines Wettbewerbs Essays zu von Huawei gewählten technologischen Zukunftsthemen zu verfassen. Die besten zehn Studierenden wurden mit einer zweiwöchigen Bildungs- und Forschungsreise nach China belohnt. Die Gewinner wurden von einer Expertenjury bestehend aus Mitgliedern von Huawei, der österreichischen Regierung und anderen Institutionen der österreichischen Wirtschaft und Forschung ermittelt.

Im ersten Teil der Reise ging es nach Peking, wo die Teilnehmer mit Kultur und Sprache des Landes vertraut gemacht wurden. In Shenzhen stand dann das Kennenlernen des Unternehmens im Vordergrund. Ein Fabriksbesuch am Stadtrand, bei dem Einblicke in die Produktionsabläufe gegeben wurden, zählte ebenso zum Programm wie Workshops und Vorträge zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der Kommunikationstechnologie. Cybersicherheit wurde ebenso diskutiert wie Tipps und Tricks für das richtige Marketing.

Talent-Pool

“Wir wählen die Teilnehmer sehr genau aus. Neben dem geforderten Essay schauen wir auch auf Lebenslauf, Noten und Interesse am Thema Technologie”, sagt Holy Ranaivozanany, Head of Corporate Social Responsibilty bei Huawei, über den Auswahlprozess.

Auch wenn Huawei den Studenten in erster Linie einen allgemeinen Einblick in den Konzern sowie in technologische Entwicklungen geben will, wird das "Seeds for the future"-Programm ebenso als Talent-Pool betrachtet. “Mit vielen der Teilnehmer aus aller Welt bleiben wir auch nach ihrem Besuch noch in Kontakt. Es ist zwar nicht unser Hauptziel, aber es kann durchaus vorkommen, dass Talente dann auch von uns eingestellt werden”, sagt Ranaivozanany.

Internationaler Durchbruch

Huawei, von dem in der westlichen Welt vor ein paar Jahren noch kaum die Rede war, bemüht sich darum, seine Produkte auch bei Endkonsumenten bekannter zu machen. Im Jahr 2010 ging das Unternehmen in die internationale Offensive, inzwischen spielt der Konzern auch in der Top-Smartphone-Liga mit. So wurde das aktuelle Google-Nexus-Smartphone 6P von Huawei produziert. Im Consumer-Bereich, einem von mehreren Geschäftsfeldern des chinesischen Unternehmens, gibt es derzeit einen klaren Fokus, wie es von Firmenvertretern heißt: Vor allem Apple-User sollen davon überzeugt werden, dass Huawei qualitativ hochwertige Geräte herstellt, die in den meisten Fällen zu günstigeren Preisen angeboten werden als vom kalifornischen Konkurrenten.

Dass sich Huawei mit Unis auf der ganzen Welt vernetzt und mit Programmen wie Seeds for the future die Aufmerksamkeit für seine Marke bei der jungen Generation zu stärken versucht, passt dabei natürlich ins Bild und zur Strategie. Vor allem in den USA tut sich Huawei nach wie vor schwer damit, seinen Namen ins positive Licht zu rücken. Im Jahr 2012 gab es seitens des US-Kongresses Vorwürfe, Huawei stelle sich in den Dienst der chinesichen Regierung und würde Spionage betreiben. Diese Vorwürfe hängen dem Konzern noch immer nach, wie auch Huawei-Mitarbeiter einräumen. Wie stark der staatliche Einfluss im Hintergrund tatsächlich ist, bleibt weitgehend im Dunkeln, Mitarbeiter wie der Deutsche Roland Sladek, der seit vier Jahren von Shenzhen aus die internationale Medienarbeit bei Huawei betreut, beteuern aber, dass die Firma "in Ruhe gelassen" werde. "Die Regierung weiß natürlich, dass China von erfolgreichen Unternehmen profitiert. Da steht dann das Wirtschatfliche im Vordergrund und die Einflussnahmeversuche sind eher gering", sagt Sladek.

Privat geführt

2014 machte das Unternehmen umgerechnet 46,5 Milliarden Dollar Umsatz, das Ziel für 2015 liegt bei 57,6 Milliarden. An die Börse will Huawei so schnell aber nicht. Das Privatunternehmen vergibt stattdessen intern Anteile an seine Mitarbeiter. Wer mindestens zwei Jahre in der Firma ist, bekommt eine Beteiligung - vorausgesetzt es handelt sich um chinesische Mitarbeiter, denn für die ausländischen Angestellten gibt es diese Option bisher nicht.

Generell bietet Huawei seinen Mitarbeitern gemessen am chinesischen Durchschnitt relativ hohe Gehälter und gute Arbeitsbedingungen. Anders als noch bei vielen staatlichen oder staatsnahen Betrieben, die oft sehr konservativ und männerdominiert geführt werden, findet man hier auch als Frau Chancen vor. Mit Sun Yafang hat Huwaei seit 1999 beispielsweise eine Vorstandsvorsitzende.

Viel Input

Die österreichischen Studenten nahmen das Weiterbildungsangebot und die Einblicke, die ihnen im Rahmen des Programms geboten wurden, jedenfalls dankbar an, Kritik war auf Nachfrage kaum zu hören. “Die Reise wurde gut organisiert und wir hatten die Möglichkeit, das Programm auch selbst mitzugestalten”, sagt Hannes Hopfer, der Informationsmanagement an der FH Joanneum Graz studiert. “Ich würde jedem empfehlen, bei dem Wettbewerb mitzumachen.” Auch die Studentin Kathrin Kefer, sie macht ihren Master in Mobile Computing an der FH Hagenberg, lobt die Zustammenstellung des Huawei-Programms: “Es passt sehr gut zu meiner Studienfachgruppe. Außerdem fand ich den Chinesischkurs, den wir zuvor in Peking machen konnten, super.” Martin Blaha, Student der Technischen Physik an der TU Wien, kann sich durchaus vorstellen, irgendwann einmal für einen Konzern wie Huawei zu arbeiten. “Man findet hier ein motvierendes Umfeld, und es fällt auf, dass die Mitarbeiter hier eine große Vision haben.”

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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