Nest: “Wir müssen das Vertrauen der Menschen gewinnen”
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Mehr als drei Milliarden Dollar hat Google Anfang des Jahres für den Thermostathersteller Nest auf den Tisch gelegt - die zweitgrößte Übernahme in der Geschichte des Internetkonzerns. Die Gespräche, die dem Deal vorausgingen, begannen bereits rund zweieinhalb Jahre davor, wie Nest-Gründer Tony Fadell am derzeit in Dublin stattfindenden Web Summit erzählt. “Seit der Übernahme hat sich bei uns im Unternehmen einiges verändert. Wir sind mithilfe von Google vor allem stärker nach Europa gekommen”, sagt Fadell. Nest profitiere von Googles Infrastruktur und könne so viel schneller expandieren.
Dabei sieht sich der Hersteller von vernetzten Thermostaten auch besonderen Herausforderungen gegenübergestellt, denn die Marktsituation in Europa unterscheidet sich laut Fadell doch deutlich von jener in den USA. “In Europa finden wir andere Häuser vor, die viel älter sind und eine andere Infrastruktur haben”, so der Nest-Chef. “Die Leute wissen oft gar nicht, was ein Thermostat ist, weil manche - zum Beispiel in Großbritannien - gar keines haben.”
“Vertrauen schaffen”
Angesprochen auf die Problematik des Datensammelns im Zeitalter von Heimvernetzung und dem Internet of Things betont Fadell mehrfach, wie wichtig dem Unternehmen der verantwortungsvolle Umgang mit Nutzerdaten sei. “Bei diesem Thema müssen wir immer vorsichtig sein. Und wir müssen uns das Vertrauen der Menschen erarbeiten.”
Fadell erklärt, dass sich Nest auch nach der Übernahme durch Google seine Eigenständigkeit erhalte und klar vereinbart sei, dass man beispielsweise seine eigenen Regeln zum Thema Privacy und Nutzerdaten beibehalte. Nest lasse sich in der Hinsicht nicht von Google vereinnahmen. “Wir müssen jetzt nur klarmachen, dass das auch so ist”, so Fadell. Nest verwende gesammelte Nutzerdaten nur dazu, seine Produkte zu verbessern, verspricht der Firmengründer.
Besondere Beziehung zu Larry Page
Fadell ist seit der Übernahme direkt Google-CEO Larry Page unterstellt. In diesem sieht der frühere Apple-Mitarbeiter, der maßgeblich an iPod und iPhone mitgearbeitet hat, heute auch so etwas wie einen Mentor. Früher habe er das Glück gehabt, mit Steve Jobs zu arbeiten, nun profitiere er von der Nähe zu und dem Austausch mit Page, was Visionen und das Fortkommen im Arbeitsprozess betreffe.
Anfangs habe man bei Nest gar nicht verstanden, wieso sich ein Konzern wie Google für einen Kauf interessiere. “Uns war klar, wie wir von Google profitieren können, aber was sollten die von uns haben”, sagt Fadell. Schließlich habe es viele Gespräche darüber gegeben, wie die Technologie zu Google passen würde und was der darunterliegende Gedanke sei.
“Es war eine Ehe mit Mission, keine Ehe aufgrund von Geld”, so Fadell. Google-Gründer Page habe große Visionen, was eine Verbesserung des Lebensumfeldes, der Umwelt und einen bessere Energienutzung betreffe, sagt Fadell. Auf dieser Ebene sei letztlich die Partnerschaft entstanden.
Kooperation mit Stromanbieter
Für Irland gab Fadell im Rahmen seines Web Summit-Auftritts eine Kooperation mit dem Anbieter Electric Ireland bekannt. Jene, die einen zweijährigen Vertrag mit dem Energieversorger, der rund 1,5 Millionen Kunden zählt, eingehen, erhalten dazu ein kostenloses Nest-Thermostat. “Das ist was Großes”, ist Fadell überzeugt, solche Partnerschaften könnten die Welt verändern.
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